Stellenanzeigen – Totgesagte leben länger!


Kolumne Recruiting: Stellenanzeigen versprechen weiterhin Erfolg

Jeder kennt und nutzt sie - die Stellenanzeige. Manch Zeitung trauert um sie, manch Jobbörse wetteifert um sie. Doch der Erfolg der Stellenanzeige hängt nicht nur vom Medium ab, sondern auch von Inhalt und Aufmachung. Kolumnist Henner Knabenreich beleuchtet die Fehler.

Wie oft war in den vergangenen Jahren zu hören, die Stellenanzeige würde aussterben? Oder der Jobbörsen-Markt würde sich konsolidieren? Klar, es sind Jobportale mit einander verschmolzen oder ganz vom Markt verschwunden. Aber dafür sind gleich dutzendfach so viele nachgerückt. Das Portal Jobbörsencheck zählt aktuell über 5.000 verschiedene Jobbörsen. Die größte Stellenbörse Deutschlands behauptet sogar von sich, über eine Million Jobs zu verzeichnen – natürlich inklusive Dubletten, was aber gerne verschwiegen wird. Aber selbst ohne Dubletten sind es noch einige Hunderttausende. Die Stellenanzeige ist tot? Wohl kaum.

Auch Print-Stellenanzeigen können immer noch erfolgreich sein

Eher schon die Print-Stellenanzeige. Während beispielsweise die FAZ noch vor einigen Jahren samstags fast nur aus Stellenanzeigen bestand, finden sich da heute häufig nur noch wenige oder sogar nur eine Seite. Aber auch hier sei Vorsicht angeraten: Es ist immer eine Frage des Mediums und der Zielgruppe und natürlich der Stellenanzeige selbst, ob das Ganze von Erfolg gekrönt ist oder nicht. So ist es zum Beispiel einem Pflege-Dienstleister aus dem Bergischen Land gelungen, mit einer gut platzierten und witzig getexteten Stellenanzeige den heiß begehrten Pflegefachkraftnachwuchs für seine Einrichtung zu gewinnen – inklusive bundesweiter Verbreitung in diversen Medien bis hin zu Bild online. Es kommt also wie so oft nicht darauf an, ob man etwas macht, sondern wie man etwas macht.

Handwerkszeug für Stellenanzeige muss sitzen

Und wenn man sich anschaut, was sich viele Arbeitgeber leisten, so muss man leider mehr als einmal entgeistert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Die Stellenanzeige ist das meist und längst genutzte Instrument, wenn es darum geht, Jobs bekannt zu machen – branchen- und berufsgruppenübergreifend. Und das wird trotz Active Sourcing, Big Data und welchem Trend auch immer noch über Jahre so bleiben. Insofern sollte man da doch so langsam den Bogen raus haben, wie diese gestaltet sein sollten, oder?

So lange es Arbeitgeber nämlich nicht schaffen, ihr eigentliches Basishandwerkszeug zu beherrschen, so lange müssen wir uns nicht auf neue Trends stürzen, von denen ohnehin der Großteil wieder fallen gelassen wird, weil "der ja eh nichts bringt". Stichwort Social Media Personalmarketing und Facebook – Sie wissen schon…

Es hapert an den Recruiting-Grundlagen

Aber:  Dieses Handwerkszeug wird leider nur unzureichend beherrscht. Das belegt eine Studie der Hochschule Rhein-Main unter Leitung von Professor Thorsten Petry und mir: Insgesamt wurden 1.000 Stellenanzeigen aus verschiedensten Berufsfeldern untersucht. So lag ein Augenmerk beispielsweise auf den Bereichen, wo am lautesten "Fachkräftemangel!" geschrien wird. Nämlich bei den Pflegeberufen und Software-Entwicklern. Schaut man sich die Ergebnisse an (die Sie aktuell in Ausgabe 10/2015 des Personalmagazins finden), so verwundert es kaum, wenn Unternehmen mit ihren Stellenanzeigen nicht beim Bewerber punkten. Teilweise ist allein schon die Auffindbarkeit durch abstruse Stellentitel gefährdet. Arbeitgeber-Benefits werden erst gar nicht benannt. Oder aber es wird die berühmte Eierlegende Wollmilchsau gesucht. Und natürlich nicht gefunden, weil sich Fach- und Personalabteilung wohl irgendwie nicht so richtig einig wurden, wen sie denn eigentlich suchen.

Apropos Personalabteilung: Untersucht wurden natürlich auch die Anzeigen von Personalern für Personaler. Die These: Wenigstens diese Berufsgruppe sollte doch wissen, wie man die richtigen Inhalte an die Zielgruppe bringt, schließlich kommt man ja aus einem Stall. In der Tat wurden in dieser Gruppe die besten Resultate erzielt. Allerdings schafften es auch hier die Anzeigen nicht ins obere Drittel.

Keine Raketenwissenschaft: Stellenanzeigen richtig verfassen

Es gibt also noch viel zu tun, bis alle Potenziale gehoben sind. Eine Raketenwissenschaft stellt das Verfassen einer Stellenanzeige im Übrigen nicht dar. Versetzen Sie sich einfach mal in die Rolle der Zielgruppe und fragen Sie sich, was diese wohl erwartet. Eins dürfen Sie zudem nicht vergessen: Es gibt mehr als nur eine Jobbörse. Trennen Sie sich also von der Vorstellung, dass Sie Ihre potenziellen Mitarbeiter nur über ein Stellenportal finden. Dann klappt’s auch mit den Bewerbungen.

Blogger und Berater Henner Knabenreich

Henner Knabenreich ist Geschäftsführer der Knabenreich Consult GmbH. Er berät Unternehmen bei der Optimierung ihres Arbeitgeberauftritts. Zudem ist er Initiator von  www.personalblogger.net und betreibt selbst den Blog  personalmarketing2null.de.