Mit Stellenanzeigen die richtigen Personen erreichen: 7 Tipps
Auf einem kandidatenorientierten Arbeitsmarkt ist eine wichtige Funktion der Stellenanzeige, geeignete Personen aufmerksam zu machen und sie zu einer Bewerbung zu motivieren. Doch das funktioniert nicht, wenn das Jobinserat beliebig und austauschbar formuliert ist, wenn es unbewusst Personengruppen ausgrenzt und wenn es nicht an die richtige Zielgruppe ausgespielt wird. Mit diesen Maßnahmen können Arbeitgeber ihre Stellenanzeigen optimieren.
Tipp 1 für Stellenanzeigen: Die richtige Sprache finden
Dass Stellenanzeigen nicht diskriminierend sein dürfen, haben die meisten Arbeitgeber verinnerlicht: Berufsbezeichnungen werden mit dem mittlerweile unvermeidbaren (m/w/d) versehen. Auf Formulierungen wie "Berufsanfänger gesucht" oder "Deutsche Muttersprachler" wird verzichtet. Dennoch finden sich in Stellenanzeigen immer wieder Begriffe, die unbewusst diskriminieren. So haben mehrere Studien gezeigt, dass manche Wörter Männer ansprechen, aber Frauen von einer Bewerbung abhalten. Eine Forschungskooperation ermittelte, dass durch optimierte Texte bis zu 76 Prozent mehr Klicks auf den Bewerben-Button ausgelöst werden können. (Lesen Sie dazu: Stellenanzeigen korrekt formulieren).
In der Praxis können Tools für das Augmented Writing von Stellenanzeigen weiterhelfen. Sie führen eine KI-basierte Textanalyse durch, identifizieren die für eine Bewerbung hinderlichen Ausdrücke und schlagen Alternativen vor. Sie analysieren zudem den Stellentitel und liefern Vorschläge für alternative oder genderneutrale Bezeichnungen.
Tipp 2: Möglichst konkrete Angaben zum Job machen
Mit den typischen Buzzwords, die immer wieder in den Inseraten vorkommen, können die Unternehmen die Informationswünsche der Stellensuchenden kaum erfüllen: Begriffe wie "modern", "innovativ" oder "dynamisch" sagen gar nichts darüber aus, was den Job und den Arbeitgeber ausmacht. Die wichtigsten Aspekte in Stellenanzeigen sind aus Sicht der Stellensuchenden die Arbeitsaufgaben und fachlichen Anforderungen (87 Prozent), die Gehaltsangabe (61 Prozent) und Angaben zur Unternehmenskultur des Arbeitgebers (51 Prozent) hat die Candidate Experience Studie 2021/22 von Stellenanzeigen.de ermittelt. Auch Informationen zum Joballtag (43 Prozent), zu Produkten/Dienstleistungen (38 Prozent) und zu Zusatzleistungen des Arbeitgebers (25 Prozent) sind gefragt. (Lesen Sie dazu: Wenn die Stellenanzeige nicht zum Unternehmen passt).
Wichtig ist deshalb, dass die Stellenanzeige beschreibt, was den Job wirklich ausmacht, welches Know-how dafür erforderlich ist und was die Kandidatinnen und Kandidaten im Unternehmen erwartet. Hilfreich kann auch sein, die Kununu-Bewertungen gleich in die Stellenanzeige zu integrieren. Das erspart Interessenten Recherchearbeit und erhöht die Motivation, eine Bewerbung abzusenden. Moderne Bewerbermanagementsysteme machen es möglich, mit wenigen Klicks ein Widget in die Stellenanzeige einzufügen, das den aktuellen Kununu-Score angibt und zur Arbeitgeberseite auf Kununu verlinkt.
Tipp 3: Stellenanzeigen für "Google for Jobs" optimieren
Es kommt nicht nur auf eine aussagekräftige Jobbeschreibung an, sondern die Stellenanzeige muss auch die richtigen Personen erreichen. "Google ist mit einem Desktop-Marktanteil von rund 80 Prozent immer noch der unbestrittene König unter den Suchmaschinen. Auch potenzielle Bewerberinnen und Bewerber starten ihre Jobsuche sehr häufig bei Google", weiß Steffen Michel, Geschäftsführer von MHM HR.
Der Jobcrawler "Google for Jobs" erkennt anhand der in Google eingegebenen Suchbegriffe, ob jemand nach Stellen sucht. Ist das der Fall, wird als erstes Suchergebnis eine "Job Box" mit relevanten Ausschreibungen angezeigt. Damit die eigenen Stellenangebote hier erscheinen, müssen sie für "Google for Jobs" optimiert sein. "Dabei kommt es vor allem auf umfangreiche und gut strukturierte Daten sowie ein konkretes Wording an. Dafür ist Experten-Know-how gefragt", so Steffen Michel. Einfacher gehe das Optimieren der Stellenanzeigen über Stellenbörsen, die mit "Google for Jobs" kooperieren oder mit Bewerbermanagementsystemen, die für den Jobcrawler optimiert sind.
Tipp 4: In Jobsuchmaschinen besser ranken
Bei Jobsuchmaschinen gilt ein ähnliches Prinzip: Stellenanzeigen müssen möglichst weit oben in den Ergebnislisten auftauchen, ansonsten werden sie nicht angeschaut. Auch hierfür gibt es mittlerweile digitale Unterstützung: Tools helfen Arbeitgebern dabei, das Wording ihrer Stellenanzeigen so zu optimieren, dass sie in Jobsuchmaschinen wie Indeed möglichst gut ranken. (Lesen Sie dazu: Suchmaschinenoptimierung für besseres Recruiting).
Der Job Optimizer von Staffery beispielsweise analysiert eine Stellenanzeige anhand von 19 Merkmalen und schlägt Verbesserungen vor. Ein Editor hilft dabei, den Text zu überarbeiten, und die Recruiterinnen und Recruiter können sehen, wie sich das Ranking durch die Modifizierungen verändert. Optimierungen können unter anderem die Länge des Titels, die Description oder die Häufigkeit relevanter Keywords betreffen. Unnötige Füllwörter können markiert und gelöscht werden.
Tipp 5: Jobbörsen-Kriterien für Stellenanzeigen beachten
Auch die Jobbörsen werden immer strenger, was den Aufbau und Inhalt von Stellenanzeigen betrifft. Sie wollen die User Experience der Jobsuchenden verbessern, indem sie ihnen aussagekräftige und gut strukturierte Informationen zur Verfügung stellen. "Unternehmen sollten sich über diese Vorgaben auf dem Laufenden halten und sie entsprechend umsetzen. Sonst riskieren sie, dass ihre Anzeige nicht veröffentlicht wird", sagt Steffen Michel. Er empfiehlt den Einsatz von Multiposting-Tools. Diese schlagen mittlerweile nicht nur relevante Jobbörsen für eine Stellenanzeige vor, sondern geben auch bei den formalen und inhaltlichen Kriterien Hilfestellung.
Lesen Sie dazu unseren Beitrag "Multiposting von Stellenanzeigen: zielgerichtet rekrutieren".
Tipp 6: Bewerbungshürden abbauen
Damit aus Interessenten Bewerberinnen und Bewerber werden, ist es wichtig, die Bewerbungsschwelle so niedrig wie möglich zu gestalten. Je jünger die Interessenten sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich per Smartphone bewerben wollen. "Höchste Zeit also für Unternehmen, One-Click-Bewerbungen via mobile Endgeräte möglich zu machen", so Steffen Michel. (Lesen Sie dazu unsere Beiträge "Recruiting von Engpassberufen: Schnelligkeit zählt" und "Deutsche Firmen bieten die schnellsten Bewerbungen).
Das funktioniere mit einer entsprechenden Schnittstelle zwischen dem Bewerbermanagementsystem und Business-Netzwerken wie Linkedin oder Xing. "Über diese können die Personen ihr Profil mit nur einem Klick in die HR-Datenbank des Unternehmens übertragen und sich somit auf eine freie Stelle bewerben", sagt er und ergänzt: "Eine Anbindung an die Anwendung Quick-Apply von Stepstone, die Bewerberdaten automatisch erfasst und direkt in das System überträgt, ist über gute Tools ebenfalls möglich."
Tipp 7: Auch bei Stellenanzeigen auf Zukunftstechnologien setzen
Das neue Trendthema lautet ChatGPT. Der KI-Chatbot kann Grammatik korrigieren und schwierige Texte vereinfachen und bietet viele Potenziale für das Texten von Stellenanzeigen. Erste Tests haben gezeigt, dass der Chatbot durchaus brauchbare Vorschläge für eine Stellenanzeige liefert, die auf den Bedarf des Unternehmens eingeht und Anforderungen an die Stelleninhaber beinhaltet. Allerdings ist ChatGPT auch nicht davor gefeit, typische Buzzwords in den Text zu integrieren. Ein Chatbot kann nur so gut sein wie die Daten, auf die er zurückgreift.
Die Besonderheit von ChatGPT ist jedoch: Das Dialogformat erlaubt Rückfragen und gesteht eigene Fehler ein. Derzeit ist der Bot kostenlos verfügbar. Der Anbieter Open AI will möglichst viele Erfahrungen damit sammeln und die Nutzerbewertungen einsetzen, um die endgültige Version des Chatbots zu verbessern. (Lesen Sie dazu: Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT in HR).
Dieser Beitrag ist im Sonderheft "Personalmagazin plus: Trends im Recruiting 2023" erschienen, das Sie hier kostenlos als PDF herunterladen können.
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