Nachhaltigkeitsberichte für KMU zu komplex

Zunächst die positive Nachricht: Immer mehr kleine und mittelständische Betriebe (KMU) beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Das belegt eine von Sage, ICC und PwC veröffentlichte Studie, an der weltweit 16.423 kleine und mittelständische Unternehmen teilgenommen haben. Danach geben 83 Prozent der befragten Betriebe an, dass Nachhaltigkeit für das Unternehmenswachstum von entscheidender Bedeutung ist. Im vergangenen Jahr waren es noch 76 Prozent, die dem Thema Nachhaltigkeit einen entsprechenden Wert beigemessen hatten.
Nachhaltigkeitsbericht: Vorlaufkosten und Komplexität sind größtes Hindernis für KMU
Doch sowohl bei der Motivation als auch bei der Umsetzung zeigen die befragten KMU Defizite. So fühlt sich der Großteil der Studienteilnehmenden von zahlreichen Interessengruppen hinsichtlich einer nachhaltigeren Unternehmensausrichtung unter Druck gesetzt. In erster Linie sind es die Kunden (59 Prozent der Befragten international, 40 Prozent der Befragten in Deutschland), die mehr Sustainability fordern, aber auch Behörden (26 Prozent international, 27 Prozent in Deutschland) und Mitarbeitende (acht Prozent international, sieben Prozent in Deutschland) spielen eine Rolle.
Und auch bei der Messung und Berichterstattung ihrer Umweltbilanz haben KMU noch einigen Nachholbedarf. Nur acht Prozent der befragten KMU sind auf diesen Feldern bereits aktiv. Die beiden größten Hindernisse sind laut Studie die damit verbundenen Vorlaufkosten (73 Prozent) und die Komplexität der derzeitigen Berichtsanforderungen (65 Prozent).
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Vereinfachtes Nachhaltigkeitsreporting für KMU gefordert
Insbesondere in Deutschland fühlen sich die meisten KMU mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung noch überfordert. Zwar glauben über 40 Prozent der Befragten, dass sich eine entsprechende Berichterstattung positiv auf den Ruf des Unternehmens auswirken würde, doch insbesondere die Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung bereitet den Verantwortlichen hierzulande Kopfzerbrechen. 40 Prozent der Befragten in Deutschland halten die Standards für zu kompliziert.
Viele sehen daher in der Vereinfachung eine Chance: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) würden sich stärker in der Berichterstattung engagieren, wären die Standards besser auf ihr Unternehmen zugeschnitten und leichter zu verstehen. Für 47 Prozent der Unternehmen in Deutschland spielen digitale Instrumente zur Erleichterung der Umweltberichterstattung eine große Rolle. Damit liegt dieser Wert etwas unter dem weltweiten Durchschnitt von 62 Prozent.
Vorteile einer Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU
Nach Ansicht der Studienautoren könnte sich die Zahl der KMU, die in den nächsten zwei Jahren mit der Berichterstattung beginnen werden, verdreifachen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass die Hindernisse für KMU bei der Berichterstattung beseitigt werden. In der Folge könnten dann 51 Millionen zusätzliche KMU den weltweiten Berichterstattungspool bereichern - für die Studienautoren ein Anstß für ein tatsächliches Umdenken der Gesellschaft in Sachen Klimawandel.
Gleichzeitig - darauf weisen die Studienautoren hin - profitierten die KMU von den Vorteilen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Zu diesen Vorteilen gehörten ein verbesserter Zugang zu finanziellen Ressourcen mithilfe von Banken, die Nachhaltigkeitsauswirkungen in ihre Bewertung einbeziehen, ein positiveres Image als Arbeitgeber, wodurch hochqualifizierte Talente einfacher gewonnen werden könnten, und der Abschluss von Aufträgen, bei denen im Vertragsprozessen Nachhaltigkeitsinformationen erforderlich sind.
Empfehlungen: Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU
Angesichts dieser Ergebnisse appellieren Sage, ICC und PwC UK an die für Standards verantwortlichen Stellen, an politische Entscheidungsträger und Branchenführer, KMU weltweit verstärkt in der Regelung zur Berichterstattung zu berücksichtigen, sodass diese für alle Unternehmen zugänglicher wird.
Die Studienautoren sprechen folgende Empfehlungen an die für Standards verantwortliche Stellen aus:
- Schaffung einer einheitlichen ESG-Terminologie, damit KMUs die Anforderungen an die Berichterstattung besser verstehen und daran mitwirken können.
- Zusammenarbeit mit Regierungen, um die Interoperabilität der entstehenden KMU-Standards mit den führenden Marktstandards zu bewerten und zu verbessern. Zudem muss klargestellt werden, inwieweit durch die Anforderungen eines Standards die Anforderungen anderer Standards erfüllt werden.
- Bereitstellung von benutzerfreundlichen Leitfäden, Vorlagen und automatisierten Lösungen, die den Berichterstattungsaufwand für KMU reduzieren.
- Prüfung der Verhältnismäßigkeit: Sind die Anforderungen an die Berichterstattung von KMU für ein Unternehmen mit begrenzten Ressourcen angemessen? Und eine entsprechende Prioritätensetzung, um KMU Anhaltspunkte für die wichtigsten Aspekte bei der Berichterstattung an die Hand zu geben.
Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:
- Aufbau einer Dateninfrastruktur zur Unterstützung von KMU und verstärkter Ausrichtung der Berichterstattung auf Genauigkeit und Transparenz, z. B. durch die Entwicklung gemeinsamer Instrumente und Datenarchive.
- Betonung der Bedeutung und des Nutzens der Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU, beispielsweise durch Veranschaulichung des vereinfachten Marktzugangs, einfacherer Finanzierung und steigender Kosteneffizienz.
- Förderung des Einsatzes erschwinglicher und automatisierter digitaler Technologien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die den Aufwand für KMU verringern.
- Unterstützung von KMU bei Investitionen in ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung, unter Berücksichtigung finanzieller Anreize zur Abfederung der Vorlaufkosten.
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