Arbeitgeber schludern bei der Zeiterfassung

Die Umfrage unter 18.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie unter 5.118 Arbeitgebern in 18 europäischen Ländern zeigt, dass in Deutschland nur 41 Prozent der Beschäftigten von ihren Arbeitgebern dazu aufgefordert sind, ihre Arbeitszeit zu erfassen. In Österreich sind es 42 Prozent.
Das ist mehr als der europäische Durchschnitt von knapp 34 Prozent, aber entspricht nicht dem Beschluss des Bundesarbeitsgerichts vom 13. September 2022. Damals wurde festgestellt, dass in Deutschland die gesamte Arbeitszeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufzuzeichnen ist. Damit hat das BAG verbindlich beschlossen, dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 14. Mai 2019 auch von den deutschen Arbeitgebern zu beachten ist.
Statt Zeiterfassung lieber Leistungskontrolle
Anstelle einer Zeiterfassung hat in deutschen und österreichischen Unternehmen die Leistungskontrolle eine höhere Priorität. In beiden Ländern gibt fast jeder zweite Arbeitgeber der Erfassung der Arbeitsergebnisse den Vorzug, während nur 15 beziehungsweise 16 Prozent der Unternehmen die Zeiterfassung priorisieren.
Für die meisten Unternehmen scheint es also wichtiger zu sein, welche Ergebnisse ihre Mitarbeitenden bringen, als wie lange sie für ihre Arbeit benötigen. Doch damit lassen sie Potenzial liegen – gerade mit Blick auf Work-Life-Balance und den Fachkräftemangel. Oder wie Patrick Barazzoni, Geschäftsführer von SD Worx in Deutschland, formuliert: Zeiterfassung sei ein mächtiger Hebel, um kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.
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Die Hälfte der Deutschen macht Überstunden
Rund die Hälfte aller Deutschen (50 Prozent) und Österreicher (54 Prozent) gibt in der Studie an, regelmäßig Überstunden zu machen. Das ist deutlich mehr als der europäische Durchschnitt (40 Prozent). Europaweit checken 44 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer außerhalb ihrer geregelten Arbeitszeit ihre E-Mails oder nehmen berufliche Anrufe entgegen – 40 Prozent sogar im Urlaub. Deutsche und Österreicher liegen nur knapp darunter.
Zu den Überstunden führen in erster Linie unvorhergesehene Ereignisse, die ein schnelles Eingreifen erfordern, sowie ein generell hohes Arbeitspensum. Aber auch der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar: Die Beschäftigten müssen mehr arbeiten, um Lücken in ihren Teams zu kompensieren. Das betrifft Deutschland und Österreich bis zu 12 Prozent häufiger als andere europäische Länder.
Jobwechelbereitschaft bei schlechter Work-Life-Balance
Auf der anderen Seite steht die körperliche und mentale Gesundheit: Eine gelungene Work-Life-Balance gehört für jeden fünften Befragten in Deutschland und Österreich zu den fünf wichtigsten Kriterien bei der Wahl eines neuen Arbeitsplatzes. Wichtig ist ihnen vor allem die Berücksichtigung von mentaler und physischer Gesundheit. Die Bereitschaft, sich einen neuen Job zu suchen, wenn die eigene Gesundheit nicht genügend berücksichtigt wird, liegt in Deutschland (29 Prozent) und Österreich (28 Prozent) höher als im europäischen Vergleich.
Fast die Hälfte der österreichischen Arbeitgeber (48 Prozent) gibt in der Studie an, dass das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden zu ihren Top-Fünf-Prioritäten zählt. In Deutschland sagen das nur 36 Prozent der Arbeitgeber von sich. Sie liegen damit in etwa im europäischen Durchschnitt (37 Prozent). In Deutschland legen nach eigenen Angaben 53 Prozent und in Österreich 54 Prozent der Unternehmen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wohlbefinden und Produktivität ihrer Beschäftigten.
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