"Ein Zeichen für die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz"
Haufe Online-Redaktion: Sie haben den vierten April zum World Corporate Health Day ernannt, was ist Sinn eines solchen Jahrestags?
Carsten Blum: Der Sinn des World Corporate Health Day liegt darin, auf die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Lösungen für die damit verbundenen Probleme hervorzuheben. Die zunehmende Komplexität der Arbeitswelt, häufige Veränderungen in Unternehmen, latente Konflikte und psychische Belastungen beeinträchtigen nicht nur die individuelle Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern wirken sich auch negativ auf die Produktivität und die Arbeitsatmosphäre insgesamt aus.
Haufe Online-Redaktion: Was kann ein Jahrestag daran ändern?
Carsten Blum: Angesichts der Stigmatisierung um mentale Gesundheitsprobleme suchen nur wenige Mitarbeitende Hilfe, oft begleitet von Scham oder dem Druck, am Arbeitsplatz funktionieren zu müssen. Der Krankenstand in Deutschland hat einen neuen Rekordwert erreicht, begleitet von einem alarmierenden Anstieg psychischer Erkrankungen. Angesichts dieser Entwicklungen gewinnt das Thema betriebliche, und vor allem mentale Gesundheit immer mehr an Bedeutung für die Gesellschaft und Wirtschaft. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, mit einem dafür gewidmeten Tag auf Corporate Health aufmerksam zu machen und mit einem offiziellen World Corporate Health Day ein Zeichen für die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz zu setzen. Das Datum im Frühjahr symbolisiert einen Neuanfang, an dem Menschen mit neuer Energie in die Jahreszeit starten und daraus Lebenskraft schöpfen können.
Haufe Online-Redaktion: Eine rein formelle Frage: Wie wird so ein Welttag implementiert? Gibt es hier bestimmte Regularien, die eingehalten werden müssen?
Carsten Blum: Die Organisation "National Day Calendar" in den USA registriert solche Welttage offiziell. Pro Jahr gibt es ca. 20.000 Anfragen, von denen aber nur 10 bis 15 durch ein unabhängiges Komitee bestätigt werden. Hier wird auf die allgemeine Relevanz und Wichtigkeit geschaut. Das hat uns nochmal darin bestätigt, dieses Thema mit einem Welttag zu beschenken.
Allgemeine Gesundheitsstage reichen für mentale Gesundheit nicht aus
Haufe Online-Redaktion: Es gibt bereits den Weltgesundheitstag, den Welttag für psychische Gesundheit oder auch den Tag der Rückengesundheit – warum brauchen wir einen weiteren Gesundheitstag?
Carsten Blum: Jeder dieser Tage ist wichtig, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie bedeutend Gesundheit in unserem Leben ist. In den letzten Jahren haben wir erkannt, dass auch das psychische Wohlbefinden eine immer wichtigere Rolle spielt und Mitarbeitende hier geschützt und unterstützt werden müssen. Die Notwendigkeit dieses spezifischen Gesundheitsstages ergibt sich aus der zunehmend schnellen, wechselhaften und volatilen Arbeitswelt. Betriebliche Gesundheit, beziehungsweise die Gesundheit von Mitarbeitenden, ist daher ein immer relevanterer Faktor, um Unternehmungen nachhaltig erfolgreich und produktiv zu gestalten und präventiv Langzeitausfällen vorzubeugen. Maßnahmen für die betriebliche Gesundheit, die nicht mehr nur auf die körperliche Gesundheit, sondern auch auf die mentale Gesundheit einzahlen, stärken zudem die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen. Ein allgemeiner Gesundheitstag kann die Besonderheiten und spezifischen Anforderungen der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht im Detail adressieren..
Haufe Online-Redaktion: Wie definieren Sie betriebliche Gesundheit?
Carsten Blum: Betriebliche Gesundheit umfasst für mich nicht nur das individuelle Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern ebenso ein offenes, vertrauensvolles Betriebsklima. Wenn es den Menschen gut geht, sind sie glücklicher und zufriedener, was sich wiederum positiv auf das gemeinschaftliche Miteinander auswirkt. Dies fördert den Zusammenhalt innerhalb eines Teams und trägt darüber hinaus zur Stabilität und Produktivität der gesamten Organisation bei.
Faktoren der Arbeit, die mentale Gesundheit erhalten und fördern
Haufe Online-Redaktion: Wo liegen die größten Probleme im Zusammenspiel von Arbeit und Gesundheit? Ist es die Arbeit per se, die krank macht?
Carsten Blum: Es geht darum, eine gesunde Balance zwischen Leistung und Entlastung zu finden. Arbeit per se macht nicht krank, ganz im Gegenteil, Arbeit kann unserem Leben Sinn geben und Sinn macht uns glücklich. Wir wissen heute, welche Faktoren bei der Arbeit entscheidend sind, um mentale Gesundheit zu erhalten und zu fördern.
Haufe Online-Redaktion: Welche Erwartungen haben Sie selbst an den World Corporate Health Day?
Carsten Blum: 2023 wurde der World Corporate Health Day ins Leben gerufen und bereits im ersten Jahr haben sich hunderte Organisationen auf Social Media und weiteren Kanälen beteiligt und auf die Wichtigkeit von Corporate Health hingewiesen. Diese große Akzeptanz unterstreicht die Bedeutung dieses Themas. Das Ziel des Tages ist, das Bewusstsein für betriebliche Gesundheit zu erhöhen, Lösungen aufzuzeigen und diese umzusetzen.
World Corporate Health Day 2024: Mentale Sicherheit in unsicheren Zeiten
Haufe Online-Redaktion: Gibt es an diesem Tag besondere Aktionen oder Informationen, um eine gesündere Arbeitswelt zu schaffen?
Carsten Blum: Dieses Jahr gibt es am 17. April eine große Konferenz (Corporate Health Conference) in Frankfurt am Main, die unter dem Leitthema "Mentale Sicherheit in unsicheren Zeiten" Themen der Betrieblichen Gesundheit aufgreift und beleuchtet. Der Andrang ist überwältigend groß und die Veranstaltung, bis auf wenige Restplätze, nahezu ausgebucht.
Haufe Online-Redaktion: Was können Unternehmen an diesem Welttag machen?
Carsten Blum: Unternehmen können sich unter der Verwendung des Hashtags #WorldCorporateHealthDay auf Social Media beteiligen und beispielsweise zeigen, was Betriebliche Gesundheit für die eigene Organisation bedeutet und was für die Mitarbeitenden getan wird. Es können auch eigene Aktionen für die Mitarbeitenden und Teams an diesem Tag ins Leben gerufen werden.
Carsten Blum ist Leiter strategisches Marketing bei der Insite Interventions GmbH und Initiator des World Corporate Health Days.
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