Wuppertaler Kreis Umfrage: Prognose zu Weiterbildung

Die Einbußen der Pandemie scheinen überwunden zu sein. Die Weiteranbildungsanbieter rechnen mit Umsatzanstiegen, die Zukunftsprognosen sind positiv. Das zeigt die Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreis e.V. unter seinen rund 50 Mitgliedern. Insofern die Pandemie einen digitalen Vorstoß für die Weiterbildung erzeugt hat, lassen sich jetzt Trends und Learnings daraus formulieren. 

Die Weiteranbildungsanbieter im Wuppertaler Kreis, dem Bundesverband für betriebliche Weiterbildung, stämmten im Jahr 2021 über 118.000 Seminare, Tagungen und Weiterbildungsveranstaltungen. Nach dem pandemiebedingten Einbruch im Vorjahr stieg der Jahresumsatz wieder deutlich an und lag bei 1,5 Milliarden Euro. 

Weiterbildungsbranche: Mehrheit erwartet Umsatzanstieg

Überhaupt blicken die Weiterbildungsdienstleister des Verbands positiv nach vorne. Der Geschäftslage-Indikator signalisiert mit 124 Indexpunkten, dass die Krise überwunden ist. Die Transformation der Arbeitswelt, im Besonderen die Digitalisierung und Deglobalisierung, erhöhen den Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen. Zudem lässt es die Coronalage zu, einige Programme nachzuholen. Fast die Hälfte, 48 Prozent, geht davon aus, dass der Umsatz für 2022 um zehn Prozent steigen wird. Eine Steigerung um bis zu 20 Prozent erwarten 17 Prozent der Weiterbildungsdienstleister. Genauso viele rechnen damit, dass die Umsatzlage gleichbleibt.  

Bezogen auf das jeweilige Weiterbildungsformat sehen die Umsatzerwartungen für das gesamte Jahr 2021 so aus: Die stärkste Umsatzsteigerung erwarten die Weiterbildungsdienstleister für die Formate offene und firmeninterne Seminare. Die Umsätze mit offenen Seminaren werden steigen (sagen 62 Prozent der Befragten), gleich bleiben (19 Prozent), sinken (9 Prozent). Die Umsätze mit firmeninternen Seminaren werden steigen (66 Prozent), gleich bleiben (19 Prozent), sinken (2 Prozent). Bei den Lehr- und Studiengänge sowie Maßnahmen für öffentliche Auftraggeber erwarten je etwas mehr als 30 Prozent, dass der Umsatz gleich bleibt. Insgesamt machen die offenen Seminare und Tagungen rund 37 Prozent des Umsatzes aus, die Inhouse-Seminare etwa 24 Prozent.

Weiterbildung: Herausforderungen in der Pandemie

Die Pandemie habe die Bereitschaft aller erhöht, Neues und vor allem digitale Umsetzungen zu wagen. Präsenzseminare und Vertriebsmöglichkeiten, etwa über Messen, waren natürlich eingeschränkt. Auch hatten die Weiterbildungsdienstleister mit Planungsunsicherheit zu kämpfen (Absagen, Verschiebungen, Wechsel auf hybride/online-Formate, Stornierung). Probleme ergaben sich für rund ein Fünftel der Weiterbildungsdienstleister auch öfter wegen der fehlenden technischen Ausstattung und digitalen Kompetenz der Teilnehmenden. Für herausfordernd halten Dienstleister auch die pädagogisch-didaktische Umsetzung solcher digitaler Formate. 

Zukunftstrends: Learnings aus digitalen Erfahrungen in der Weiterbildung

Der Druck, Weiterbildung zu digitalisieren, führte auch dazu, dass erste Erfahrungen in digitaler Lehre vorliegen, die jetzt erste Bilanzen und Trendvoraussagen zulassen:

  • Online-Formate eignen sich vor allem für Fachthemen, Branchenkenntnis und arbeitsplatznahes Lernen (Performance Support), Präsenz braucht es in Sachen Persönlichkeitsentwicklung, Vermittlung von Führungs- und sozialer Kompetenz, technischer Fertigkeiten und Vernetzung sowie Erfahrungsaustausch.
  • Dass digitale Angebote dringend nötig sind, bestätigen fast alle Mitglieder (95 Prozent), dass die Digitalisierung disruptiv wirkt, sagten 88 Prozent. Eine Beschränkung auf das Thema Sozialkompetenz hingegen wird von der Mehrheit (57 Prozent) verneint.
  • Fast drei Viertel gehen davon aus, dass viel Potential in unternehmensinternen Lernplattformen und Lern-Ecosystemen liegt, gefolgt von Lerncommunities, die eigenverantwortliches Lernen fördern, und agiler Personalentwicklung.
  • Online-Formaten wird eine hohe wirtschaftliche Bedeutung zugemessen. Die höchste Bedeutung sprechen die Weiterbildungsdienstleister den Fachseminaren Video/online zu (82 Prozent stimmen der Bedeutung "sehr hoch" oder "hoch" zu), gefolgt von Online-Lernprogrammen für standardisierte Bildungsmaßnahmen, Lerninhalten für betriebliche Lernplattformen und Inhouse-Workshops Video/online.
  • Zunehmend sind die Weiterbildungsdienstleister auf externe Dienstleister für die technische Umsetzung angewiesen. Größere Einrichtungen setzen auch eigenes Personal ein.
  • Das Weiterbildungspersonal der Zukunft braucht unerlässlich Moderationsfähigkeiten in Präsenz und Video (55 Prozent), und die Kompetenz, Bildungsanliegen in geeignete Formate umzusetzen (48 Prozent).
  • Für das Management der Bildungsdienstleister ist es unerlässlich, Trends zu erkennen und Themen zu setzen (55 Prozent).

Wuppertaler Kreis: Weiterbildungsdienstleister

Der Wuppertaler Kreis e.V. mit Sitz in Köln nennt sich "Verband der führenden Weiterbildungsdienstleister der deutschen Wirtschaft". Zu ihm gehören rund 50 Anbieter beruflicher Bildung wie etwa die Akademie Deutscher Genossenschaften, das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft, die Deutsche Bahn Training, Learning & Consulting, die Dekra Akademie, das Haus der Technik, die Provadis GmbH, die Technische Akademie Wuppertal oder die Tüv Süd Akademie.


Die vollständige "Verbandsumfrage 2022" mit allen Informationen und Schaubildern zu den ermittelten Trends  finden Sie hier.
 

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