Arbeitswelt 2020: Rettet HR die Welt?
"HR hat die erste Halbzeit der Digitalisierung verschlafen" – mit dieser provokanten These startete der diesjährige Haufe Talent Management Gipfel, der am 10. November in der Print Media Academy in Heidelberg stattfand. Als digitale Schlafmützen provozierte die Personaler Stephan Grabmeier, Chief Innovation Evangelist bei Haufe-Umantis, bei seiner Eröffnungsrede an der Seite von Marc Stoffel, CEO von Haufe-Umantis.
HR 2020: vier Grundsätze
Die beiden Eröffnungsredner trauten den rund 240 teilnehmenden Personalern aber eine wichtige Rolle im Unternehmen der Zukunft zu. In ihrer Wunschwelt sollen Personaler gar künftig Schlagzeilen produzieren à la "Wie HR die Welt gerettet hat". Eine mitgebrachte Zeitschriftencollage ließ augenzwinkernd auf diese Meldung vorausblicken.
Voraussetzung für eine solch gute Presse in der Zukunft ist aber, dass HR es jetzt schafft, seine Rolle zu finden und sich zu wandeln, so der Tenor der Auftaktredner. Dafür formulierten Grabmeier und Stoffel vier To Dos, die sie an die anwesenden Personaler richteten:
- Zerstöre dein HR Portfolio: Ersetze HR-Instrumente, die nicht zu aktuellen Strukturen und Gesellschaften passen, durch innovative Methoden. Habe Mut zum Experiment.
- Werde so messbar wie dein CFO: Nutze Data Intelligence, um für den CEO einen echten Mehrwert zu schaffen.
- Vergiss Roll-out, setze auf Roll-in: Veränderungen müssen einen Sog erzeugen, der das Verhalten der Mitarbeiter ändert und einen Wandel im Verhalten herbeiführt.
- Werde sexy.
Wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen, eigenes Standing verbessern
Professor Dirk Sliwka von der Universität zu Köln beschäftigte sich in seiner Keynote damit, wie Personalinstrumente auf den Erfolg von Unternehmen und das Wohlergehen der Mitarbeiter wirken. Dazu stellte er die Ergebnisse des Linked-Personnel-Panel, der größten empirischen Untersuchung im deutschsprachigen Raum vor – mit überraschenden Ergebnissen: Verteilungsvorgaben bei Beurteilungen führen zu mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeitern – entgegen der landläufigen Vermutung. Ein hohes Commitment zur Firma sei keine Garantie für ein hohes Engagement, führe allerdings zu mehr Mitarbeiterbindung und zu weniger Gehaltswachstum. Engagiertere Mitarbeiter hätten ein stärkeres Gehaltswachstum, würden aber auch häufiger über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken, so Sliwka.
Sessions zu Agilität, Unternehmenskultur, Digitalisierung, Employer Reputation
Am Nachmittag fanden vier Experten-Sessions zu aktuellen HR-Trends statt, deren Themen ebenfalls verdeutlichen, dass HR sich auf neue Strukturen einstellen muss: Es ging um die Themen "Agilität", "Unternehmenskultur", "Employer Reputation" sowie die Frage, wie HR zum Treiber der digitalen Transformation wird.
Zwischen den Programmpunkten hatten die Personaler in zwei halbstündigen Networking-Runden die Möglichkeit, sich zu verschiedenen Themen zu treffen und auszutauschen.
HR: wegen Erfolglosigkeit abgeschafft oder als CEO-Berater geschätzt?
Einer der Höhepunkte am Nachmittag war die Podiumsdiskussion zum Thema "Was wird aus HR im digitalen Zeitalter?". Mit dabei auf dem Podium waren Professor Ruth Stock-Homburg von der TU Darmstadt, Greta Konrad, Mitgründerin und Partner beim Innovationsberater The Dark Horse, Frank Roebers, Vorstandsvorsitzender des IT-Unternehmens Synaxon AG, und Stephan Grabmeier von Haufe-Umantis. Moderiert wurde die Diskussion von Haufe-Geschäftsführer Randolf Jessl.
Auch hier wurden mögliche Szenarien für die Zukunft der HR-Zunft vorgestellt, die sich zwischen zwei Extremen bewegten: Auf der einen Seite prognostizierte Stock-Homburg, dass HR als wichtigste Funktion im Unternehmen mit Hilfe von Analytics zum wichtigsten Berater des Vorstands wird. Auf der anderen Seite berichtete Synaxon-CEO Roebers davon, dass er seine Personalabteilung schon vor längerem wegen "nachgewiesener Erfolglosigkeit" zugemacht habe.
Die Abschaffung von HR mag ein Extrembeispiel sein – könnte den Personalern aber als warnendes Beispiel dafür dienen, was ihnen blühen könnte, wenn sie es nicht schaffen, eine überzeugende Rolle in der Arbeitswelt 2020 zu finden – auch wenn sie bis dahin nicht gleich die ganze Welt retten.
40 führende Köpfe: sieben Mal gekürt, erstmals öffentlich geehrt
So trist und perspektivlos endete dann aber der diesjährige Talent Management Gipfel doch nicht. Denn es erwarteten die Zuschauer noch zwei Höhepunkte: Zum einen hielt Professor Gunter Dueck, Ex-CTO von IBM Deutschland und Autor des Bestsellers "Schwarmdumm", einen humorvollen Vortrag wider den Optimierungswahn der Unternehmen und der daraus resultierenden Überlastung der Mitarbeiter.
Zum anderen konnten die Teilnehmer zum Abschluss des diesjährigen Talent Management Gipfels auch eine Reihe von Lichtgestalten der HR-Szene live erleben: Erstmals wurden dort die 40 führenden Köpfe des Personalwesens, die das Personalmagazin zusammengestellt hatte, auch persönlich geehrt.
Nach einer Laudatio von Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, wurden die Preisträger in den vier Kategorien Juristen, Wissenschaftler, Berater und Manager auf die Bühne gebeten. Reiner Straub, Herausgeber des Personalmagazins, und Joachim Rotzinger, Geschäftsführer bei Haufe, würdigten die Leistung jedes Einzelnen und übergaben die Preise.
Talent Management Gipfel 2016 in Berlin
Zum Abschluss der Veranstaltung zog Rotzinger als Gastgeber der Veranstaltung ein positives Fazit: "Der Talent Management Gipfel hat sich zum führenden Hub für Ideen und Strategien entwickelt. Zum vierten Mal kamen in Heidelberg nahezu alle Menschen zusammen, die im HR-Management Rang und Namen haben" – und gab einen Ausblick auf den Gipfel im nächsten Jahr: "Weil wir diese inspirierenden Gedanken in die Welt tragen möchten, gehen wir nächstes Jahr nach Berlin", so Rotzinger.
Der nächste Talent Management Gipfel findet am 8. November im Axica am Brandenburger Tor in Berlin statt.
Weitere Eindrücke vom diesjährigen Talent Management Gipfel und der 40-Köpfe-Preisverleihung sehen Sie auf dem Twitter-Account des Personalmagazins.
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