Rz. 69
Wird der Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids zurückgewiesen, so findet hiergegen nach § 691 Abs. 3 ZPO i.V.m. § 567 Abs. 1 Nr. 2 ZPO die sofortige Beschwerde statt, wenn der Antrag in einer nur maschinenlesbaren Form übermittelt und mit der Begründung zurückgewiesen worden ist, dass diese Form dem Gericht für seine maschinelle Bearbeitung nicht geeignet erscheine. Der Rechtspfleger kann der Beschwerde abhelfen (§ 572 Abs. 1 ZPO); anderenfalls legt er die Sache der Beschwerdekammer des Landgerichts vor (§ 11 Abs. 1 RPflG i.V.m. § 567 ZPO). Der Antragsgegner ist an dem Beschwerdeverfahren gem. § 700 Abs. 2 ZPO nicht beteiligt.
Rz. 70
Dieses Beschwerdeverfahren ist für den Anwalt des Antragstellers nach § 18 Abs. 1 Nr. 3 RVG eine neue selbstständige Angelegenheit, in der er die Gebühren nach Nrn. 3500 ff. VV erhält, also zunächst eine 0,5-Verfahrensgebühr nach Nr. 3500 VV. Daneben kann er – was in der Praxis aber kaum vorkommen dürfte – unter den Voraussetzungen der Vorbem. 3 Abs. 3 VV eine 0,5-Terminsgebühr nach Nr. 3513 VV verdienen. Diese Gebühren entstehen auch dann, wenn der Rechtspfleger der Beschwerde abhilft.
Rz. 71
Der Beschwerdewert richtet sich nach § 23 Abs. 2, Abs. 3 S. 2 RVG und dürfte dem Wert der Hauptsache entsprechen.
Beispiel 42: Mahnverfahren mit sofortiger Beschwerde gegen den Nichterlass des Mahnbescheids
Der Anwalt hatte auftragsgemäß im maschinellen Verfahren einen Mahnbescheid über 2.000,00 EUR beantragt. Der Rechtspfleger hat den Erlass abgelehnt, weil diese Form nicht geeignet sei. Hiergegen legt der Anwalt auftragsgemäß sofortige Beschwerde ein.
Der Anwalt hat im Mahnverfahren die 1,0-Verfahrensgebühr der Nr. 3305 VV verdient und im Verfahren der sofortigen Beschwerde die 0,5-Verfahrensgebühr nach Nr. 3500 VV, jeweils nebst Auslagen und Umsatzsteuer.
I. |
Mahnverfahren |
1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
|
166,00 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
186,00 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
35,34 EUR |
Gesamt |
|
221,34 EUR |
II. |
Beschwerdeverfahren |
1. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3500 VV |
|
83,00 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
16,60 EUR |
|
Zwischensumme |
99,60 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
18,92 EUR |
Gesamt |
|
118,52 EUR |
Rz. 72
Wird der Anwalt von mehreren Auftraggebern beauftragt, erhöht sich nach Nr. 1008 VV neben der Verfahrensgebühr des Mahnverfahrens (Nr. 3305 VV) auch die Verfahrensgebühr des Beschwerdeverfahrens (Nr. 3500 VV). Ein Ausschluss wie nach Anm. S. 2 zu Nr. 3308 VV (siehe unten Rdn 81) ist hier nicht vorgesehen.
Beispiel 43: Mahnverfahren mit sofortiger Beschwerde gegen den Nichterlass des Mahnbescheids, mehrere Auftraggeber
Der Anwalt hatte auftragsgemäß für zwei Auftraggeber als Gesamtgläubiger einen Mahnbescheid über 2.000,00 EUR beantragt. Der Rechtspfleger hat den Erlass abgelehnt, weil diese Form nicht geeignet sei. Hiergegen legt der Anwalt auftragsgemäß sofortige Beschwerde ein.
I. |
Mahnverfahren |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nrn. 3305, 1008 VV |
|
215,80 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
235,80 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
44,80 EUR |
Gesamt |
|
280,60 EUR |
II. |
Beschwerdeverfahren |
1. |
0,8-Verfahrensgebühr, Nrn. 3500, 1008 VV |
|
132,80 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
152,80 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
29,03 EUR |
Gesamt |
|
181,83 EUR |