Wenn die Parteien schon die Möglichkeit nutzen, im Mahnverfahren einen Vergleich zu schließen, dann können sie in diesen Vergleich auch sogleich weitere Streitgegenstände, die (noch) nicht anhängig sind, einbeziehen.
Hinsichtlich der Gebühren aus den anhängigen Gegenständen gilt das Gleiche, wie zu II.
Ermäßigte Verfahrenseinigung auch im Mahnverfahren möglich
Der Tatbestand einer Verfahrensdifferenzgebühr für den Abschluss eines Vergleichs bzw. für Verhandlungen zur Erledigung nicht anhängiger Gegenstände fehlt hier. Da aber eine Einigungsgebühr, die ja unstreitig auch aus dem Mehrwert anfällt, nicht ohne eine entsprechende Betriebsgebühr entstehen kann, dürfte hier auf Antragstellerseite die Vorschrift der Nr. 3306 VV entsprechend anzuwenden sein. Auf Seiten des Antragsgegners spielt dies keine Rolle, da dort eine Ermäßigung ohnehin nicht vorgesehen ist.
Beispiel
Der Anwalt erwirkt für den Mandanten einen Mahnbescheid über 10.000,00 EUR. Anschließend unterbreitet der Gegenanwalt ein schriftliches Vergleichsangebot, das auch weitere nicht anhängige 5.000,00 EUR beinhaltet. Das Vergleichsangebot wird angenommen.
Für den Anwalt des Antragstellers sind die gesamten 15.000,00 EUR bei der Verfahrensgebühr zu berücksichtigen, da der Anwalt insoweit das Geschäft betrieben hat (Vorbem. 3 Abs. 2 VV). Da der Anwalt aber nur i.H.v. 10.000,00 EUR die Voraussetzungen einer vollen 1,0-Verfahrensgebühr erfüllt hat (Stellung des Mahnantrags), verbleibt es für die weiteren 5.000,00 EUR bei der ermäßigten Verfahrensgebühr nach Nrn. 3305, 3306 VV.
Für die Einigung entsteht eine 1,0-Einigungsgebühr (Nrn. 1000, 1003 VV) aus dem Wert der anhängigen 10.000,00 EUR und eine 1,5-Einigungsgebühr (Nr. 1000 VV) aus dem Mehrwert der 5.000,00 EUR. Zu beachten ist § 15 Abs. 3 RVG; der Anwalt erhält nicht mehr als 1,5 aus dem Gesamtwert i.H.v. 15.000,00 EUR.
Eine Terminsgebühr fällt wiederum nicht an (s. o. II.).
1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
558,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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2. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nrn. 3305, 3306 VV |
151,50 EUR |
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(Wert: 5.000,00 EUR) |
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gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
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650,00 EUR |
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1,0 aus 15.000,00 EUR |
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3. |
1,0-Einigungsgebühr, Nrn. 1000, 1003 VV |
558,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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4. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV |
454,50 EUR |
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(Wert: 5.000,00 EUR) |
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gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
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975,00 EUR |
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1,5 aus 15.000,00 EUR |
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5. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
1.645,00 EUR |
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6. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
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312,55 EUR |
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Gesamt |
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1.957,55 EUR |
Da auf Seiten des Antragsgegners eine Ermäßigung für seinen Anwalt ohnehin nicht vorgesehen ist, rechnet dieser wie folgt ab:
1. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3307 VV |
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325,00 EUR |
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(Wert: 15.000,00 EUR) |
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2. |
1,0-Einigungsgebühr, Nrn. 1000, 1003 VV |
558,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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3. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV |
454,50 EUR |
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(Wert: 5.000,00 EUR) |
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gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
|
975,00 EUR |
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1,5 aus 15.000,00 EUR |
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4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
1.320,00 EUR |
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5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
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250,80 EUR |
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Gesamt |
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1.570,80 EUR |
Terminsgebühr aus dem Gesamtwert
Auch hier entsteht wiederum die Terminsgebühr, wenn der Vergleich aufgrund einer Besprechung der Anwälte zustande kommt. Die Terminsgebühr entsteht in diesem Fall aus dem Gesamtwert.
Beispiel
Der Anwalt erwirkt für den Mandanten einen Mahnbescheid über 10.000,00 EUR. Anschließend unterbreitet der Gegenanwalt telefonisch ein Vergleichsangebot, das auch weitere nicht anhängige 5.000,00 EUR beinhaltet. Das Vergleichsangebot wird angenommen.
Abzurechnen ist wie im vorangegangenen Beispiel. Allerdings kommt jetzt noch eine 1,2-Terminsgebühr nach Vorbem. 3 Abs. 3 S. 3 Nr. 2 VV i.V.m. Vorbem. 3.3.2, Nr. 3104 VV hinzu.
1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
558,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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2. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nrn. 3305, 3306 VV |
151,50 EUR |
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|
(Wert: 5.000,00 EUR) |
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|
gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
|
650,00 EUR |
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1,0 aus 15.000,00 EUR |
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3. |
1,2-Terminsgebühr, Vorbem. 3.3.2, Nr. 3104 VV |
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780,00 EUR |
|
(Wert: 15.000,00 EUR) |
|
|
4. |
1,0-Einigungsgebühr, Nrn. 1000, 1003 VV |
558,00 EUR |
|
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
5. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV |
454,50 EUR |
|
|
(Wert: 5.000,00 EUR) |
|
|
|
gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
|
975,00 EUR |
|
1,5 aus 15.000,00 EUR |
|
|
6. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
2.425,00 EUR |
|
7. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
460,75 EUR |
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Gesamt |
|
2.885,75 EUR |
Der Anwalt des Antragsgegners rechnet wie folgt ab:
1. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3307 VV |
|
325,00 EUR |
|
(Wert: 15.000,00 EUR) |
|
|
2. |
1,2-Terminsgebühr, Vorbem. 3.3.2, Nr. 3104 VV |
|
780,00 EUR |
|
(Wert: 15.000,00 EUR) |
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3. |
1,0-Einigungsgebühr, Nrn. 1000, 1003 VV |
558,00 EUR |
|
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
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4. |
1,5-Einigungsgebühr, Nr. 1000 VV |
454,50 EUR |
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(Wert: 5.000,00 EUR) |
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|
gem. § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als |
|
975,00 EUR |
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1,5 aus 15.000,... |