1. § 58 Abs. 2 RVG gilt auch für Vorschüsse
Die Entscheidung ist zutreffend. Die Vorschrift des § 58 Abs. 2 RVG gilt auch für Vorschüsse. Insoweit ergibt sich allerdings die Besonderheit, dass der Anwalt vor der PKH-Bewilligung als Wahlanwalt gem. § 9 RVG einen Vorschuss i.H.d. voraussichtlichen Gebühren verlangen kann, während er als PKH-Anwalt aus der Landeskasse gem. § 47 RVG nur einen Vorschuss i.H.d. bereits entstandenen Gebühren erhält. Indes spielt dies für § 58 Abs. 2 RVG keine Rolle. Vor Bewilligung gezahlte Vorschüsse sind in vollem Umfang anzurechnen.
2. Keine Benachteiligung
Der Anwalt wird hierdurch auch nicht benachteiligt. Geht man davon aus, dass im Verfahren auch noch eine Terminsgebühr anfällt, dann würde sich folgende Wahlanwaltsvergütung ergeben:
1. | 1,2-Verfahrensgebühr, § 13 RVG, Nr. 3100 VV | 434,20 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, § 13 RVG, Nr. 3104 VV | 400,80 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 855,00 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 162,45 EUR | |
Gesamt | 1.017,45 EUR |
Die PKH-Vergütung beliefe sich dann auf:
1. | 1,2-Verfahrensgebühr, § 49 RVG, Nr. 3100 VV | 369,20 EUR | |
2. | 1,2-Terminsgebühr, § 49 RVG, Nr. 3104 VV | 340,80 EUR | |
3. | Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV | 20,00 EUR | |
Zwischensumme | 730,00 EUR | ||
4. | 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV | 138.70 EUR | |
Gesamt | 868,70 EUR |
Die Differenz zwischen Wahlanwalts- und PKH-Vergütung würde sich dann auf 148,75 EUR erhöhen. Gleichzeitig würde sich der anzurechnende Betrag auf (200,00 EUR – 148,75 EUR =) 51,25 EUR reduzieren. Der beigeordnete Anwalt würde also im Ergebnis auch hier die volle Wahlanwaltsvergütung erhalten:
vom Mandanten | 200,00 EUR |
aus der Landeskasse | |
(868,70 EUR – 51,25 EUR =) | 817,45 EUR |
Gesamt | 1.017,45 EUR |
Mehr kann er nicht verlangen.
Rechtsanwalt Norbert Schneider, Neunkirchen
AGS 8/2023, S. 371 - 373
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