Entscheidungsstichwort (Thema)

Streitgegenstand im Befristungskontrollprozess. Post-Doc-Phase im WissZeitVG

 

Leitsatz (redaktionell)

1. Den Streitgegenstand bestimmt immer der Kläger, so auch im Befristungskontrollprozess. Er kann im Rahmen der ihm obliegenden Bestimmung des Streitgegenstandes eine frühere Befristung zum Gegenstand einer von ihm erhobenen Befristungskontrollklage machen.

2. Nach abgeschlossener Promotion, d.h. in der sog. Post-Doc-Phase, ist mit wissenschaftlichem Personal eine Befristung bis zu einer Dauer von sechs Jahren möglich. Die Post-Doc-Phase verlängert sich in dem Umfang, in dem Zeiten einer befristeten Beschäftigung nach § 2 Abs. 1 Satz 1 WissZeitVG und Promotionszeiten ohne Beschäftigung weniger als sechs Jahre betragen haben.

 

Normenkette

WissZeitVG § 1 Abs. 1, § 2 Abs. 1 Sätze 1-2, 4, Abs. 5 S. 1 Nr. 3; TzBfG § 17 Sätze 1-2; KSchG § 7; ZPO § 253 Abs. 2 Nr. 2; BGB §§ 133, 157; WissZeitVG § 7 Abs. 3

 

Verfahrensgang

ArbG Koblenz (Entscheidung vom 09.11.2021; Aktenzeichen 8 Ca 3558/20)

 

Tenor

  • I.

    Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Koblenz vom 9. November 2021, Az. 8 Ca 3558/20, wird auf Kosten der Klägerin zurückgewiesen.

  • II.

    Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Tatbestand

Die Parteien streiten darüber, ob das Arbeitsverhältnis zwischen ihnen aufgrund der Befristung vom 05.11.2018 betreffend den Zeitraum vom 09.03.2019 bis zum 04.10.2020 beendet ist.

Die 1980 geborene Klägerin war zunächst vom 01.11.2003 bis zum 31.12.2003 aufgrund eines Vertrags vom 24.10.2003 als studentische Hilfskraft an der Universität in J. tätig.

Sie nahm sodann ab dem 18.01.2005 dort ihre wissenschaftliche Beschäftigung auf. Für die gesamte Pre-Doc-Phase ergibt sich folgende Aufstellung:

Beschäftigungsstelle von bis Beschäftigungsumfang Dauer

Universität J. 18.01.2005 - 17.07.2005 50 % 6 Monate

(Arbeitsvertrag vom 11.01.2005, Bl. 14 f. d. A.)

Universität J. 18.07.2005 - 17.01.2007 50 % 18 Monate

(Arbeitsvertrag vom 12./14.07.2005, Bl. 16 f. d. A.)

Universität J. 18.01.2007 - 17.01.2008 50 % 12 Monate

(Arbeitsvertrag vom 22.11.2006/10.02?.2007, Bl. 18 f. d. A.)

Universität J. 18.01.2008 - 17.05.2008 50 % 4 Monate

(Arbeitsvertrag vom 08./10.01.2008, Bl. 20 f. d. A.)

Universität J. 18.05.2008 - 31.07.2008 50 % 2 Mon. 13 Tage (Arbeitsvertrag vom 28.04./06.05.2008, Bl. 22 f. d. A.)

Universität J. 01.08.2008 - 31.08.2008 50 % 1 Monat

(Arbeitsvertrag vom 04./11.07.2008, Bl. 24 f. d. A.)

Universität J. 01.09.2008 - 14.01.2009 50 % 4 Mon. 14 Tage (Arbeitsvertrag vom 27./29.08.2008, Bl. 26 f. d. A.)

Universität J. 15.01.2009 - 14.02.2009 50 % 1 Monat

(Arbeitsvertrag vom 13. Januar 2009, Bl. 28 f. d. A.)

Universität J. 01.04.2009 - 30.06.2009 15 Std/Monat, 3 Monate

höchstens 9,5 Std./Woche

(Arbeitsvertrag vom 25. März 2009, Bl. 20 f. d. A.)

Universität J. 15.07.2009 - 29.09.2009 50 % 2 Mon. 15 Tage (Arbeitsvertrag vom 10./14.07.2009, befristet bis 14. Juli 2010, Bl. 32 f. d. A.)

Die Pre-Doc-Phase endete mit der Verteidigung der Promotion am 30.09.2009.

Berücksichtigungsfähige Promotionszeiten der Klägerin ohne wissenschaftliche Beschäftigung lassen sich wie folgt darstellen:

Promotionszeit ohne Beschäftigung 11.01.2005 - 17.01.2005 7 Tage

Promotionszeit ohne Beschäftigung 15.02.2009 - 31.03.2009 1 Mon. 16 Tage

Promotionszeit ohne Beschäftigung 01.07.2009 - 14.07.2009 14 Tage

Schließlich ergibt sich für die Post-Doc-Phase folgende Aufstellung:

Universität J. 30.09.2009 - 14.07.2010 50 % 9 Mon. 15 Tage

Universität K.. 15.01.2011 - 14.01.2012 50 % 12 Monate

(Arbeitsvertrag vom 11.01.2011, Bl. 34 ff. d. A.)

Universität K.. 15.01.2012 - 14.12.2017 50 % 71 Monate

(Arbeitsvertrag vom 11.10.2011, Bl. 37 ff. d. A.)

Während der Laufzeit des letztgenannten befristeten Arbeitsvertrages kamen weitere befristete Arbeitsverträge für einen Beschäftigungsumfang von 25 % in Drittmittelprojekten hinzu, die sich auf die Gesamtdauer der Befristung nicht auswirkten.

Mutterschutz 07.06.2015 - 23.09.2015 3 Mon. 17 Tage

Elternzeit 24.09.2015 - 28.08.2016 11 Mon. 5 Tage

Universität K. . 15.12.2017 - 08.03.2019 50 % 14 Mon. 22 Tage

(Arbeitsvertrag vom 24.10.2016, Bl. 40 f. d. A.)

Diese Befristung beruhte auf der Verlängerung gemäß § 2 Abs. 5 Nr. 3 WissZeitVG (vgl. § 2 dieses Vertrages).

Universität K. 09.03.2019 - 04.10.2020 50 % 18 Mon. 26 Tage (Arbeitsvertrag vom 05.11.2018, Bl. 42 f. d. A.)

Die Parteien haben mit Datum vom 25.09.2020 einen weiteren befristeten Arbeitsvertrag abgeschlossen für den Zeitraum vom 05.10.2020 bis zum 05.04.2021 mit einem Beschäftigungsumfang von 50 %. Auf den Inhalt dieses Arbeitsvertrags wird Bezug genommen, Bl. 62 f. d. A. Sowohl der angegriffene als auch der darauf folgende Vertrag ab dem 05.10.2020 sind solche auf Basis des § 2 Abs. 1 WissZeitVG, zuletzt unter Berücksichtigung des § 7 Abs. 3 WissZeitVG.

Auf Basis eines Arbeitsvertrags vom 18.02.2021 bis zum 31.03.2022 wurde die Klägerin im Rahmen eines Drittmittelprojektes nunmehr auf Basis des § 2 Abs. 2 WissZeitVG beschäftigt.

Sie bezog ein Bruttomonatsentgelt in Höhe von circa 2....

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