Der Fachkräftemangel in den freien Berufen spitzt sich zu. Immer mehr Freiberuflerinnen und Freiberufler gehen davon aus, in den nächsten zwei Jahren weniger Personal zu haben. Dies geht aus der aktuellen Sommer-Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe e.V. (BFB) hervor. Danach zeigten sich fast 20 % der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler pessimistisch, was ihre Personalsituation angeht. Der BFB sieht hierin ein Zeichen der Resignation, viele Freiberufler könnten bereits jetzt ihre Dienste aufgrund Personalmangels nur noch eingeschränkt anbieten.
Aus den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage geht hervor, dass nur 42,9 % der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler ihre aktuelle Geschäftslage als gut einstufen; 39,3 % beurteilen sie als befriedigend und 17,8 % als schlecht. Damit ist die Stimmung verglichen mit den Sommer-Werten 2022 eingetrübt: Vor einem Jahr lagen die Werte bei 45,6 % (gut), 41,8 % (befriedigend) und 12,6 % (schlecht). Alle vier Freiberufler-Gruppen beurteilen ihre aktuelle Lage schlechter als im Vorsommer. Hier zeigt sich aber ein differenziertes Bild: Die befragten technisch-naturwissenschaftlichen Freiberuflerinnen und Freiberufler sind ein wenig zurückhaltender, gefolgt von den rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden Freiberuflerinnen und Freiberuflern, die freien Kulturberufe und die freien Heilberufe sind merklich verhaltener.
14,6 % der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler schätzen, binnen zwei Jahren mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, 67,7 % gehen davon aus, gleich viele Beschäftigte zu haben und 17,7 % befürchten, Stellen abbauen zu müssen. Im Vorsommer spiegelten die Werte mit 15,9 %, 70,3 % und 13,8 % noch mehr Zuversicht.
Die Auslastung der Freiberuflerinnen und Freiberufler nimmt deutlich zu. 37,3 % der Befragten geben an, dass ihre Kapazitäten überschritten sind. Im vergangenen Sommer lag dieser Wert bei 30,2 %. Zu mehr als 75 bis zu 100 % sind aktuell 39 % ausgelastet, 11,4 % zu mehr als 50 % bis zu 75 %, 6,4 % zu mehr als einem Viertel bis zur Hälfte und 5,9 % bis zu einem Viertel. Für 68,6 % gründet ihre Überauslastung in einer zu hohen Nachfrage, 48,4 % führen sie auf fehlende Fachkräfte und 17,1 % auf fehlende weitere Mitarbeiter zurück.
„Die Stimmung ist deutlich eingetrübt. Nach dem enormen Einsatz im Kampf gegen die Pandemie gab es kaum Erholungsphasen. Überdies wirken auch in unseren Feldern die Folgen des Krieges gegen die Ukraine: Steigende Preise und Inflation treffen auch uns freie Berufe. Allerdings zeigt sich eine leichte Aufhellung für das kommende Halbjahr. Ein positives Signal trotz zahlreicher weiter bestehender Risiken. Grundsätzlich stoßen wir freien Berufe mehr und mehr an unsere Kapazitätsgrenzen – und gehen sogar darüber hinaus”, erklärte BFB-Präsident Friedemann Schmidt zu den Ergebnissen der Umfrage.
Eine mögliche Entlastung sehen viele Freiberuflerinnen und Freiberufler aber im möglichen Einsatz künstlicher Intelligenz, wie die Umfrage ebenfalls ergab. Dabei gehen die Befragten zwar nicht davon aus, dass KI ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komplett ersetzen wird. Aber immerhin 69,8 % der Befragten sehen grds. Entlastungspotenzial, 30,2 % hingegen nicht. Helfen kann KI nach Einschätzung der Befragten gerade im Organisationsbereich und der Verwaltung, etwa bei der Datenaufbereitung (87 %); 40,7 % sehen dies auch beim Anlegen oder Aufbereiten von Akten. Eine direkte Unterstützung für spezifisch freiberufliche Dienstleistungen halten insgesamt nur 16,9 % für machbar.
[Quelle: BFB]