ZIA-EY-Digitalisierungsstudie: KI im Fokus bei Immobilien

Die Immobilienwirtschaft wird von einer Innovationswelle erfasst, das Tempo ist atemberaubend – steht zumindest im Vorwort der Digitalisierungsstudie 2024 von ZIA und EY Real Estate. Künstliche Intelligenz (KI) wird als Gamechanger gepriesen, auch gegen den Fachkräftemangel. Wie sieht die Realität aus?

Die vollständige Digitalisierung (digitale Exzellenz) liegt für die Immobilienbranche in Deutschland weiterhin in der Zukunft. Viele Unternehmen haben schon in der Etablierungsphase ein Plateau erreicht. Eine Hürde könnten die technologischen Fortschritte im Hinblick auf Künstliche Intelligenz (KI) sein – das war das Fokusthema der aktuellen Digitalisierungsstudie vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und EY Real Estate.

Digitalisierung: Investitionen, Trends und Hürden

Die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft schreitet zwar voran, wie es in der Studie heißt, insgesamt sind jedoch die Investitionen in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 zurückgegangen. Das betrifft vor allem den Anteil der Unternehmen mit einem Investitionsvolumen zwischen sechs und 20 Prozent des Jahreseinkommens. Dafür sind Investitionen von weniger als einem Prozent des Jahresumsatzes um fünf Prozent gestiegen.

Auf die Frage nach den Digitalisierungstrends antwortete mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten, schon kurzfristig, also in weniger als fünf Jahren, das Trendpotenzial von KI zu sehen. Bei der Umfrage 2023 war es noch rund ein Drittel (36 Prozent). Kurzfristige Trends sind außerdem Plattformen und digitale Ökosysteme (72 Prozent) sowie Big Data / Data Mining / Data Analytics (58 Prozent). Das Thema Blockchain hat in der aktuellen Studie hingegen den Status als "Hot Topic" verloren und wird nur noch mit einem langfristigen Trendpotenzial (mehr als zehn Jahre) bewertet.

Zu wenig personelle Ressourcen sind die größte Digitalisierungshürde (80 Prozent), gefolgt von Kosten (70 Prozent) und der Unkenntnis über Einsatzmöglichkeiten im aktuellen Geschäftsmodell (56 Prozent). Auch die Herausforderung durch die eigene Unternehmens- und Fehlerkultur spielt eine Rolle (50 Prozent). Ein fehlendes Angebot an technischen Lösungen wird unkritischer gesehen (30 Prozent).

Künstliche Intelligenz: Einsatz nimmt rasant zu

Die technologischen Möglichkeiten haben laut ZIA und EY Real Estate rasant zugenommen. 81 Prozent der Umfrageteilnehmer sprechen allein KI das Potenzial zu, immobilienwirtschaftliche Prozesse signifikant zu automatisieren. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) der Unternehmen denken, dass KI einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels leisten kann.

Wichtige Einsatzfelder sind auch die Dokumentenanalyse und das Energiemanagement; 68 Prozent beziehungsweise 60 Prozent der Befragten nutzen bereits hier bereits KI oder planen es. Ein Weiteres Ergebnis der Studie: 78 Prozent der Befragten nutzen interne Chatbots oder werden es in naher Zukunft tun.

"Die Studie zeigt deutlich, dass die Immobilienbranche die Chancen von KI erkennt und bereit ist, mutige Schritte zu gehen", erklärte Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des ZIA. Die Studie belege zugleich, dass der Weg zu digitaler Exzellenz kein Selbstläufer sei. Die Branche kämpfe noch mit mangelnder Datenqualität und fehlenden personellen Ressourcen. "Dass Unternehmen ihre digitalen Initiativen trotz dieser Hürden vorantreiben, belegt die Aufgeschlossenheit der Branche", so Özkan.

Automatisierung setzt Effizienzpotenzial frei

Dass KI das Potenzial hat, neue Geschäftsmodelle hervorzubringen, sagen 89 Prozent der Teilnehmer – "und einen signifikanten Anteil der immobilienwirtschaftlichen Prozesse zu automatisieren", ergänzte Dr. Alexander Hellmuth, Partner bei EY Real Estate.

Die Automatisierung werde die Immobilienbranche nachhaltig verändern und neue Effizienzpotenziale freisetzen. Gleichzeitig zeige KI die Herausforderungen mit Blick auf die digitale Transformation wie unter einem Brennglas. "Eine solide Datenverfügbarkeit und -struktur herzustellen, bleibt die zentrale Aufgabe, um auch die durch KI neu entstehenden Potenziale nutzen zu können", so Hellmuth. Dabei wurden die Integration von KI in bestehende Systeme sowie die Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen von den Unternehmen als die größten Hürden identifiziert.

"Die Einführung von KI in die Immobilienwirtschaft erfordert gezielte Investitionen in Qualifikation und Weiterbildung sowie die Schaffung eines stabilen digitalen Fundaments", sagte Özkan. Die Digitalisierungsstudie 2024 zeige, dass Unternehmen, die entschlossen in KI und digitale Technologien investierten, besser für die Herausforderungen der Branche gerüstet seien.

ZIA-EY-Digitalisierungsstudie 2024

Für die Studie "KI – ein 'Game Changer' in der Immobilienwirtschaft?", die am 3.9.2024 veröffentlicht wurde, haben die Autoren im Frühjahr 2024 rund 250 Beschäftigte privatwirtschaftlicher und öffentlicher Unternehmen befragt. Davon hatten den höchsten Anteil Immobilieninvestoren und Bestandshalter (21 Prozent), gefolgt von Beratern und Vermittlern (18 Prozent) und Asset Managern (13 Prozent). 24 Prozent der Unternehmen haben nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro und mehr.

Gefragt wurde nach der allgemeinen Einschätzung zur Digitalisierung der Immobilienwirtschaft in Deutschland, nach Trends und Herausforderungen bei der Implementierung einer Digitalisierungsstrategie. Das Fokusthema: "KI in der Immobilienwirtschaft".

Digitalisierungsstudie 2024 von ZIA und EY Real Estate (PDF)


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Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Immobilienwirtschaft