Fachkräftemangel sorgt für Produktivitätsverluste

Der Fachkräftemangel beeinträchtigt zunehmend die Produktivität vieler Unternehmen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Um den Mangel an Personal zumindest teilweise aufzufangen, könnte in Zukunft künstliche Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle spielen.

Wie eine repräsentative Studie von Stepstone zeigt, wirkt sich der Fachkräftemangel immer stärker auf die Produktivität aus. So leiden bereits 76 Prozent der befragten Unternehmen unter Einbußen bei der Bereitstellung ihrer Produkte oder Dienstleistungen – das sind 16 Prozentpunkte mehr als noch vor der Corona-Pandemie. Unter den 10.000 Befragten waren etwa 2.800 Führungskräfte und HR-Verantwortliche.

Öffentlicher Dienst, Gesundheitsbranche und Sozialwesen besonders betroffen

Am weitesten verbreitet sind Produktivitätseinbußen laut der Studie im öffentlichen Dienst (88 Prozent) sowie in der Gesundheitsbranche und im Sozialwesen (83 Prozent). Auch der Groß- und Einzelhandel ist stark betroffen (80 Prozent).

In Anbetracht dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Recruiting noch stärker in den Fokus vieler Unternehmen gerückt ist. Laut der Studie hat mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen innerhalb der letzten drei Monate mehr Personal eingestellt – ähnlich viele planen zukünftige Neueinstellungen in den kommenden drei Monaten (35 Prozent). Besonders hoch scheint der Bedarf an neuem Personal im öffentlichen Dienst zu sein, wo fast jeder zweite Arbeitgeber plant, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren (48 Prozent).   

Schwierigkeiten beim Recruiting

Doch die Zeiten, in denen Unternehmen Zugang zu einer Fülle von qualifizierten Arbeitskräften hatten, sind längst vorbei – Stichwort Arbeitnehmermarkt. So stellt die Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Fast alle befragten Unternehmen haben demnach Probleme, geeignete Kandidaten ausfindig zu machen (90 Prozent). Im Kampf um gut qualifizierte Arbeitskräfte gewinnt das Thema Recruiting damit immer stärker an Relevanz.   

Künstliche Intelligenz als Hoffnungsschimmer

Eine häufig diskutierte Möglichkeit im Kampf gegen den Fachkräftemangel, die potenziell einer Vielzahl von Unternehmen offensteht, ist der Einsatz moderner Technologien wie künstliche Intelligenz. Auch Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte von Stepstone, sieht darin Chancen: "Gerade bei zeitaufwändigen administrativen Tätigkeiten kann KI unterstützen. Investitionen in leistungsstarke Technologien, die mit den menschlichen Fähigkeiten Hand in Hand gehen, werden sich auszahlen." Die Sorge vieler Menschen, generative künstliche Intelligenz könne menschliche Arbeit bald obsolet machen, teilt Zimmermann nicht: "Wir brauchen die Menschen weiterhin gerade in den Bereichen, die nicht automatisiert werden können oder sollen – zum Beispiel in der Pflege oder in der Kinderbetreuung, aber auch in kreativen Bereichen oder bei sozialen Interaktionen. Wir sollten die Menschen befähigen und weiterbilden, KI dort einzusetzen, wo sie ihnen hilft."

Auch die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland sieht in der technologischen Entwicklung eine große Chance. So kam eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) mit über 300 befragten Unternehmen kürzlich zu dem Ergebnis, dass fast neun von zehn Befragten in generativer KI ein Mittel sehen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken (87 Prozent). Mehr dazu lesen Sie in dieser News. 

KI-Tools bereits mit guter Qualität, aber noch korrekturbedürftig

Ohne menschliche Qualitätskontrolle ist die berufliche Nutzung generativer KI-Tools wie Chat GPT aktuell jedoch noch kaum denkbar. Laut der DGFP-Studie bewerten 88 Prozent der Befragten die Qualität von Chat GPT als gut, gleichzeitig aber auch korrekturbedürftig. Dennoch: Die Anwendung von KI-Tools kann bereits heute eine große Hilfe bei der täglichen Arbeit sein. So gab eine große Mehrheit der Befragten an, dass die Nutzung von Chat GPT erhebliche Zeiteinsparungen ermöglicht und wertvolle Impulse für diverse Aufgaben liefert (91 Prozent).     


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