Organspende: Sechs-Augen-Prinzip für Transplantationen

In Baden-Württemberg werden erste Konsequenzen aus den Transplantations-Manipulationen in Göttingen gezogen: Die 5 Zentren in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Stuttgart verpflichteten sich zunächst freiwillig zu einem Sechs-Augen-Prinzip.

In jeder Klinik solle dazu eine interdisziplinäre Konferenz aus mindestens 3 Ärzten eingerichtet werden. Bisher konnte bei Transplantationen ein Arzt weitgehend alleine wichtige Entscheidungen treffen. Dabei wurden Ärzte bei der Organvergabe kaum kontrolliert und konnten so den Platz eines Patienten auf der Warteliste manipulieren.

Zuvor hatten bereits andere Bundesländer ein Sechs-Augen-Prinzip eingeführt, darunter auch Bayern. Experten fordern seit dem Skandal interdisziplinäre Transplantationskonferenzen.

Werbung um Vertrauen in Organspende

Der Skandal um einen Göttinger Transplantationsmediziner hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zu einem Offenen Brief veranlasst: "Wir begrüßen jede Regelung, die das Vertrauen in die Transplantationsmedizin stärkt und distanzieren uns von jeder Form des Missbrauchs". Es wurde vom Präsidium und den Direktoren der beteiligten Kliniken unterzeichnet. Die MHH zählt zu den weltweit führenden Transplantationszentren.

Staatsanwaltschaft ermittelt im Organspende-Skandal

Der Göttinger Organspende-Skandal soll jetzt allein von der auf Korruptionsfälle spezialisierten Staatsanwaltschaft Braunschweig aufgeklärt werden. Seit Juni wird gegen einen Transplantationsmediziner des Göttinger Universitätsklinikums wegen Verdacht auf Bestechlichkeit ermittelt. Er soll mit einem zweiten - inzwischen suspendierten - Arzt in Göttingen Krankendaten manipuliert, um bevorzugt Spenderorgane für seine Patienten zu erhalten.

Die Göttinger Organspendenaffäre hatte eine bundesweite Debatte über schärfere Kontrollen und eine Reform des Gesamtsystems bei der Vergabe von Spenderorganen ausgelöst.

dpa

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