Niedrige Arbeitslosenquote wird nicht anhalten
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist auf den niedrigsten Februar-Stand seit 25 Jahren gesunken. Insgesamt waren in dem Wintermonat 2,91 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit. Das seien 9.000 weniger als im Januar und 106.000 weniger als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am 1.3.2016 in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 6,6 Prozent zurück. Im europäischen Vergleich rangiert Deutschland damit vor Tschechien auf Platz eins: In keinem anderen EU-Land ist die Arbeitslosigkeit so niedrig.
Mildes Winterwetter wirkt positiv auf den Arbeitsmarkt
Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden: «Der Arbeitsmarkt hat sich vor dem Hintergrund eines moderaten Wirtschaftswachstums insgesamt weiter positiv entwickelt.» Dabei habe der Jobmarkt aber auch von dem vergleichsweise milden Winterwetter im Februar profitiert. In den vergangenen drei Jahren war die Arbeitslosenzahl im Februar um durchschnittlich 2.000 gestiegen.
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sieht in den neuen Arbeitsmarktzahlen eine sehr gute Grundlage für die kommenden Herausforderungen. «Wir müssen uns anstrengen, dass die Flüchtlinge, die hier bleiben, so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen - und die Zeit der Arbeitslosigkeit möglichst kurz bleibt», sagte Nahles in Berlin. «Aber wir werden darüber auch diejenigen nicht vergessen, die hierzulande Unterstützung nötig haben.»
Arbeitslosigkeit wird wieder zunehmen
Tatsächlich wächst inzwischen die Zahl der Flüchtlinge, die sich bei den Jobcentern arbeitslos melden. Allein im Februar seien dort 103.000 Menschen aus Asylzugangsländern als arbeitslos registriert gewesen, berichtete BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Das seien knapp 42.000 (68 Prozent) mehr als vor einem Jahr. «Im zweiten Quartal wird die Anzahl der Menschen, die wir in den Jobcentern betreuen werden, weiter steigen.» Mit einem weitaus stärkeren Anstieg rechnet Becker allerdings erst im dritten und vierten Quartal.
Jobcenter bereiten sich vor
Auf die erwartete große Zahl arbeitsloser Flüchtlinge seien die Jobcenter aber ausreichend vorbereitet. In den vergangenen Monaten seien mehr als 2.000 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und entsprechend geschult worden. Sowohl im Hinblick auf sozialrechtliche Fragen als auch «interkulturellen Kompetenzen».
Flüchtlinge einstellen: Unternehmen zeigen guten Willen
Was die Vermittlungschancen von Flüchtlingen angeht, mahnte Becker zu Geduld. Deutsche Unternehmen zeigen «viel Engagement und guten Willen», Flüchtlinge einzustellen oder auszubilden. Doch Becker weist auch auf sprachliche Barrieren hin. «Auch was die Menschen an Bildungsvoraussetzungen mitbringen, ist sehr unterschiedlich.» Um einen jungen Flüchtling zu einem Facharbeiter mit guten Beschäftigungschancen auszubilden, müsse man fünf bis sechs Jahre veranschlagen, schätzte er.
Mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
Wie gut die Lage derzeit noch auf dem Arbeitsmarkt ist, belegt nach Einschätzung von BA-Chef Weise auch die weiter wachsende Zahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Die Zahl der offenen Stellen lag im Februar bei 614.000.
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