Steuerberater müssen über die Folgen einer Steuerermäßigung aufklären
Bestimmte Steuerermäßigungen können nur einmal im Leben in Anspruch genommen werden. So sieht es beispielsweise § 34 Abs. 3 Satz 4 EStG vor: "Die Ermäßigung nach den Sätzen 1 bis 3 kann der Steuerpflichtige nur einmal im Leben in Anspruch nehmen."
Eigenmächtige Anwendung des ermäßigten Steuersatzes durch das Finanzamt
In einem Fall vor dem LG Lübeck ging es um folgenden Fall: Der Steuerbescheid eines Mandanten ergab eine Nachzahlung. Zudem wendete das Finanzamt einen speziellen ermäßigten Steuersatz an, der nur einmal im Leben genutzt werden kann - ohne dass dies von dem Mandanten beantragt wurde. Der Steuerberater prüfte den Bescheid und gab dem Mandanten die Empfehlung, keinen Einspruch hiergegen einzulegen, da ansonsten eine noch höhere Nachzahlung drohe. Der Mandant legte daher keinen Einspruch ein.
Steuerermäßigung war bereits verbraucht
Der Mandant beantragte 10 Jahre später diese Steuerermäßigung. Doch das Finanzamt lehnte dies ab, da der diese Ermäßigung nur einmal im Leben beansprucht werden könne und bereits verbraucht sei. Auch der BFH schloss sich dieser Auffassung an (VIII R 2/19).
Der Mandant klagte vor dem LG Lübeck und verlangte vom Steuerberater Schadensersatz. Der Steuerberater hätte ihm empfehlen müssen, gegen den Steuerbescheid vorzugehen. Der Steuerberater argumentierte hingegen, er habe nicht wissen können, dass der ermäßigte Steuersatz auch dann verbraucht ist, wenn dieser gar nicht beantragt wurde. Gerichtsentscheidungen habe es dazu noch nicht gegeben.
Steuerberater muss Schadensersatz leisten
Das LG Lübeck entschied zugunsten des Mandanten. Der Steuerberater hätte darauf hinweisen müssen, dass der vergünstigte Steuersatz nur einmal im Leben beansprucht werden kann. Das Gesetz regele dies eindeutig. Da der Steuerberater hierüber nicht aufgeklärt hat, muss er dem Mandanten den Schaden von rund 220.000 EUR ersetzen.
LG Lübeck, Urteil v. 11.1.2024, 15 O 72/23, veröffentlicht am 22.2.2024
-
Vermietung an den Partner in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft
812
-
BVerfG verhandelt im November zum Solidaritätszuschlag
707
-
Antrag auf Aufteilung der Steuerschuld nach § 268 AO ist unwiderruflich
690
-
Abschreibung für eine Produktionshalle
632
-
Selbst getragene Kraftstoffkosten bei der 1 %-Regelung
544
-
Berechnung der Zehn-Jahres-Frist bei sanierungsrechtlicher Genehmigung
519
-
Abzug von Fahrtkosten zur Kinderbetreuung
493
-
Neue Grundsteuer B in Baden-Württemberg ist verfassungsmäßig
473
-
Sonderausgabenabzug für einbehaltene Kirchensteuer auf Kapitalerträge aus anderen Einkunftsarten
465
-
Anschrift in Rechnungen
421
-
Erfordernis der Glaubhaftmachung gem. § 52a Abs. 6 FGO
20.11.2024
-
Betriebsausgabenabzug für steuerfreie Photovoltaikanlagen auch in 2022 möglich
18.11.2024
-
Keine AdV bei geltend gemachter Verfassungswidrigkeit der Grundsteuerwertermittlung
18.11.2024
-
BFH zur Vorteilsminderung bei der 1 %-Regelung
18.11.2024
-
Bestattungskosten als Nachlassverbindlichkeiten bei Zahlung aus einer Sterbegeldversicherung
18.11.2024
-
Erbschaftsteuerlicher Freibetrag bei Erbverzicht der Elterngeneration
18.11.2024
-
Hinzurechnungsbesteuerung und Kapitalverkehrsfreiheit bei Schweizer Tochtergesellschaften
15.11.2024
-
Keine Kfz-Steuerbefreiung bei untergeordneter land- und forstwirtschaftlicher Tätigkeit
15.11.2024
-
Besonderes Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe in Sachsen in 2014 und 2015
15.11.20242
-
Alle am 14.11.2024 veröffentlichten Entscheidungen
14.11.2024