Datenbank über Steueroasen im Internet öffentlich
Einblick ins Schattenreich der Steuerparadiese: Im Internet sind jetzt hunderttausende vertrauliche Daten über Treuhandgesellschaften und Firmen in Steueroasen zugänglich. Knapp drei Monate nach den ersten Enthüllungen hat das Internationale Konsortium für Investigativen Journalismus (ICIJ) Teile der sogenannten Offshore-Leaks-Daten verfügbar gemacht. Damit steigen kurz vor dem G8-Gipfel in Nordirland die Erwartungen an die Regierungen, eine gemeinsame Linie im Kampf gegen Steuerflüchtlinge zu finden.
"Dadurch wird die undurchsichtige Welt der Steueroasen endgültig aufgebrochen", erklärte das ICIJ nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der "Süddeutschen Zeitung (SZ) in Washington. Das internationale Journalisten-Netzwerk hatte den riesigen Datensatz vor einigen Monaten zugespielt bekommen und ausgewertet. Journalisten aus aller Welt - darunter in Deutschland die "Süddeutsche Zeitung" und der NDR - hatten zu dem Projekt recherchiert.
Vor der Veröffentlichung im Internet wurden die Daten nun für Experten und Redakteure aufbereitet. Sensible Informationen wie Nummern von Bankkonten, Kopien von Pässen oder vertrauliche Korrespondenzen seien nicht auffindbar. Internetnutzer könnten aber Zusammenhänge zwischen Offshore-Firmen und ihren Gesellschaftern und Direktoren ermitteln. "Dies ist ein Beitrag zur lange geforderten Transparenz in Steueroasen", sagte ICIJ-Chef Gerard Ryle dem NDR und der SZ. Die Quelle, die die Daten geliefert hatte, bleibe geschützt.
Die Dokumente belegen, wie Vermögende auf der ganzen Welt Briefkastenfirmen und sogenannte Trusts nutzten, um ihr Geld zu verstecken und zweifelhafte Geschäfte zu verschleiern. Unter ihnen sollen sich Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure befinden, laut SZ und NDR sind auch Hunderte Deutsche darunter. In den meisten Fällen sind allerdings keine Gesetzesverstöße erkennbar.
Das ICIJ verfügt nach eigenen Angaben über eine Festplatte mit insgesamt mehr als 2,5 Millionen Datensätzen aus zwei Firmen, die die Gründung von Treuhandgesellschaften und Firmen auf den Britischen Jungferninseln oder den Cook-Inseln vermitteln.
Die Enthüllungen hatten die politische Debatte über Steueroasen neu belebt. Der EU-Gipfel beschloss Ende Mai, den Kampf gegen die grenzüberschreitende Steuerflucht zu verschärfen. Nach dem Willen der Staats- und Regierungschefs soll das Bankgeheimnis in der EU für Ausländer bis Jahresende fallen. Den EU-Staaten entgehen jedes Jahr durch Steuerbetrug und Steuerhinterziehung insgesamt eine Billion Euro.
Das Thema Steuergerechtigkeit steht auch auf der Tagesordnung des zweitägigen G8-Gipfels, der an diesem Montag in Nordirland beginnt. Dabei wollen die sieben führenden westlichen Industriestaaten und Russland gemeinsame Standards zur Besteuerung internationaler Konzerne ausloten.
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