Nicht nur die Zahlungsziele der Lieferanten, auch die Zahlungsziele der Kunden sind in Europa sehr unterschiedlich. Deutsche Unternehmen kassieren schnell, während sich die Spanier am längsten Zeit lassen.

Wie lange warten Lieferanten auf ihr Geld?

Bei der durchschnittlichen Zahlungsdauer gibt es deutliche Unterschiede in Europa. In nordeuropäischen Ländern gehen Zahlungen in der Regel zügig ein. 23 Tage ab Rechnungsdaten warten Unternehmen aus Deutschland und Dänemark. Ganz anders sieht es in einigen südeuropäischen Ländern aus. Mehr als dreimal solange dauert der Zahlungseingang in Spanien mit 77 Tagen.

Insgesamt addieren sich die überfälligen Rechnungen zu einem Gesamtpotenzial zwischen 20 % bis 35 % der Gesamtzahl aller Rechnungen. Dabei spielt es durchaus eine Rolle, ob es sich um ausländische oder inländische Kunden handelt. Der Anteil säumiger inländischer Kunden ist mit 29 % etwas niedriger als der Anteil ausländischer Schuldner mit 32 % am Gesamtvolumen. Die Situation in Deutschland trifft ziemlich genau den europäischen Durchschnitt, wobei Forderungen ins Ausland etwas häufiger zu Buche schlagen.

Was sind die Hauptgründe für Zahlungsverzögerungen?

Insgesamt können drei Hauptgründe für Zahlungsverzögerungen unterschieden werden:

  1. Fehlende Liquidität
    Fehlende Liquidität gilt als Hauptgrund für verspätete Zahlungen. 75 % der Befragten stimmten dieser Aussage zu. Dieses Ergebnis spiegelt die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Situation wieder.
  2. Komplizierte Zahlungsverfahren
    Fast 50 % der befragten Unternehmen sehen komplizierte Zahlungsverfahren als die zentrale Ursache für offene Rechnungen. Dies zeigt, dass sich die Zahlungsgewohnheiten in Europa bei weitem noch nicht angeglichen haben.
  3. Ineffizientes Bankensystem
    45 % der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass ein ineffizientes Bankensystem maßgeblich für Zahlungsverzögerungen verantwortlich ist. In Frankreich und Schweden sind die Werte sogar besonders hoch.

Auch mit kompletten Zahlungsausfällen ist zu rechnen. Besonders schwer mit dem Eintreiben von Schulden haben es Unternehmen in Großbritannien und Italien. In Italien müssen rund 18 % der Forderungen nach einigen Inkassoversuchen abgeschrieben werden. In Großbritannien belaufen sich diese Anteile auf 14 % bei inländischen und auf 18 % bei ausländischen Kunden.

Die Unternehmensgröße spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Zahlungsverhalten. Kleine Unternehmen haben oft mit einem schlechteren Zahlungsverhalten ihrer Kunden zu kämpfen als große Unternehmen. Dies verdeutlicht, warum kleinere Firmen offene Zahlungen mit sehr großer Dringlichkeit behandeln. Kleinstunternehmen weisen zudem eine große Zahlungsdisziplin auf. Im Gegensatz zu mittleren und großen Unternehmen sind Zahlungsausfälle mit 6% bei ihnen seltener.

Grundlage

Der Beitrag beruht auf der Publikation "Atradius Zahlungsbarometer: Studie zum Zahlungsverhalten europäischer Unternehmen". Die Studie unter über 1.800 Unternehmen wurde im Frühjahr 2011 von der Atradius Kreditversicherung veröffentlicht.