Bei den meisten Menschen übernehmen in (auch unbewusst) als Gefahr wahrgenommenen Situationen instinktiv Persönlichkeitsanteile die Regie, die der Psychologe Eric Berne die inneren Antreiber genannt hat. Dies sind innere Persönlichkeitsanteile, die über eigene Erfahrungen und vor allem auch durch Botschaften der Eltern entwickelt wurden: "Nur wenn Du Dich auf bestimmte Art und Weise verhältst, dann wirst Du die Situation meistern." Wobei dieses meistern bedeuten kann: "Nur dann hast Du eine Existenzberechtigung."; "Nur dann darfst Du zum Team gehören."; "Nur dann ist ein Erfolg wirklich ein Erfolg.". D. h., im Extremfall kämpft ein Mensch, oft unbewusst, tatsächlich um seine Existenzberechtigung auf dieser Welt oder in der Organisation, was die oft starke, manchmal explosive Energie erklärt, die sich in entsprechenden Situationen zeigt. Wir wollten das Gegenüber nur darauf aufmerksam machen, dass es für das Change-Projekt gut wäre, z. B. jetzt die neue Ablagestruktur zu benutzen. Unser Partner erlebt das als einen Angriff auf seine Existenzberechtigung und reagiert entsprechend – i. d. R. für uns völlig unverständlich.
Im Rahmen dieses Artikels werden die inneren Antreiber kurz skizziert, um deutlich zu machen, welche Dynamik daraus entsteht. Wichtig für die weitere Betrachtung ist: Jeder innere Antreiber führt einerseits dazu, dass wir bestimmte Stärken entwickeln. Gleichzeitig führt die Regieübernahme durch den inneren Antreiber über unser Handeln zu einer Erhöhung von Stress und zum Einstieg in ungünstige Verhaltensmuster. Im Umgang mit den eigenen Antreibern gilt: Dem Antreiber fehlt eine innere Erlaubnis. Diese ist uns quasi von den Eltern verwehrt worden, jetzt müssen wir sie selbst entwickeln.
Tab. 1 listet die Antreiber auf. Wichtig dabei ist: Die beschriebenen Muster sind Beschreibungen der Maximalausprägungen. Selbstverständlich treten die Antreiber nicht immer in der Maximalausprägung auf. Und: Es können mehrere Antreiber in unterschiedlich starker Ausprägung gleichzeitig auftreten.
Antreiber |
Denkmuster |
Verhaltensmuster |
Entwickelte Stärken |
Entwickelte Schwächen |
Sei stark! |
Du musst alles alleine machen! Du darfst Dir keine Hilfe holen! Du darfst keine Schwächen zeigen! Du darfst nicht verlieren! |
Arbeitet tagelang unter Druck an einem Problem und kommt nicht auf die Idee, einen Kollegen zu fragen. Fragt nie nach dem Weg. Will alleine die Welt retten (schafft das aber nur begrenzt). Neigt zu Individualsportarten. |
Meistert Krisensituationen gut. Behält den Überblick. Kann gezielt handeln. Ist ein guter Krisenmanager. Ist belastbar. |
Versucht, seine Schwächen zu verstecken; verhindert dadurch u. U. Entwicklung. Hat Schwierigkeiten, zu seinen Fehlern zu stehen. Zeigt wenig Wärme und Fürsorge. |
Sei gefällig! |
Du darfst nicht "Nein" sagen. Du darfst nicht widersprechen. Es ist wichtig, was andere über mich denken. Du musst anderen gefallen. |
Ist pflegeleicht, aber nicht fassbar ("Aal"). Hält sich heraus, ist konfliktscheu, sammelt Rabattmarken; Harmonie ist existenziell. Macht beim Autofahren allen anderen Platz. |
Entwickelt hohe Sensibilität für die Bedürfnisse anderer. Kann andere gut verstehen, sich in sie hineinversetzen. Ist hilfsbereit. |
Kann sich schwer durchsetzen; will anderen nicht auf die Füße treten. Traut sich selten, eigene Wünsche und Bedürfnisse klar zu äußern; es wird gehofft, dass sie bemerkt werden. Ist harmoniebedürftig; geht Konflikten eher aus dem Weg; lässt sie lange eskalieren, bevor dann sehr stark reagiert wird. |
Beeil Dich! |
Du musst immer alles schnell machen (laufen, essen, reden, zuhören, Fenster zumachen etc.). Warte mal schnell! Du musst Zeit sparen, Zeit ist Geld! Bei Problemen ist die Lösung: schneller. |
Ist meist unter Strom, leidet oft unter Blut-Hochdruck. Hat 3 Termine gleichzeitig (auch in der Freizeit). Trifft hektisch Urlaubsvorbereitungen. Ist mit Lichthupe unterwegs, auch wenn alle Spuren dicht sind. Verfällt schnell in Hektik, verbreitet Hektik. |
Hat keine Angst vor Zeitdruck. Bedeutsamkeit von Pünktlichkeit ist bewusst. |
Kann nicht zuhören, unterbricht häufig. Antwortet innerlich schon, wenn der andere noch redet. Kopflosigkeit, Hektik, "Rumwuseln"... Gerät unter Zeitdruck in Hektik. Arbeitsqualität leidet. Macht sich und anderen Zeitdruck. |
Streng Dich an! |
Leben/Arbeit muss anstrengend sein! Gute Arbeit geht nur mit Kopfschmerzen und man muss hinterher geschafft sein. Leben/Arbeit darf keinen Spaß machen. |
Arbeitet bis zum Umfallen ("Workaholic"). Hat dazu noch einen Nebenjob (Vereinsvorstand). Beim Sport muss man auch auf dem "Zahnfleisch" herkommen. Nicht das Ergebnis, die Anstrengung ist wichtig. |
Hartnäckigkeit Durchhaltevermögen Ausdauer Einsatzbereitschaft |
Spaß nur außerhalb der Arbeit (wenn überhaupt). Verlangt auch von anderen, dass sie sich anstrengen. Zu wenig Differenzierung, wann Anstrengung sinnvoll ist und wann nicht. |
Sei perfekt! |
Du darfst keine Fehler machen! Alles oder Nichts, Schwarz-oder-Weiß-Denken. Es gibt nichts Schlimmeres, als Fehler zu machen. Ich muss immer besser sein als die anderen. Hohe Selbstabw... |