Zusammenfassung

 
Überblick

Die UN-Agenda 2030 setzt 17 Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Das Pariser Klimaabkommen setzt Ziele zur Treibhausgasneutralität. Und gleichzeitig strebt die Gesellschaft und Wirtschaft nach dem Voranbringen der Digitalisierung. Sowohl unsere Gesellschaft als auch die Wirtschaft befinden sich im Wandel, geprägt von 2 großen Themenkomplexen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit bzw. Klimaneutralität.

Mit den Produkten, die wir produzieren und nutzen gibt es bei diesem Wandel in dem Alltag von jedem Menschen und Unternehmen einen nicht zu verachtenden Faktor. Die steigende Forderung nach nachhaltigen Produkten in der Gesellschaft verdeutlicht das Ergebnis einer globalen Nachhaltigkeitsstudie, in der 2 von 3 Konsumenten die Nachhaltigkeit eines Produktes als wichtiges Kaufkriterium angeben. Und auch die Politik hat sich dem Thema nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft immer weiter zugewandt. Somit drängen sich verschiedene Fragen über die Produkte nicht nur bei Konsumenten, sondern auch den produzierenden Gewerben in den Vordergrund. Wie wurde das Produkt produziert? Auf welche Weise können Reparaturen durchgeführt oder das Produkt nach Ende der Nutzbarkeit recycelt werden? Aktuell muss zur Beantwortung dieser Fragen selbst recherchiert werden, denn eine zentrale Datenbank existiert hierfür nicht.

Mit Hilfe des digitalen Produktpasses (kurz: DPP) soll eine Möglichkeit zur zentralen Zusammenfassung wichtiger Informationen eines Produkts entwickelt und somit sowohl die nachhaltige Produktion als auch der nachhaltige Konsum und Wiederverwertung unterstützt werden. Dieser Beitrag gibt einen Überblick darüber, welche politischen Entwicklungen die Einführung eines DPP unterstützen, wie ein DPP aufgebaut ist und in welche 3 Phasen bei der Erstellung eines DPP durchlaufen werden müssen. Außerdem werden konkrete Beispiele vorgestellt.

1 Was ist ein digitaler Produktpass (DPP)?

1.1 Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus

In einem Digitalen Produktpass (DPP) wird ein Produkt über den gesamten Produktlebenszyklus transparent beschrieben. Damit kann die Kreislaufwirtschaft in Zukunft elementar im Nutzungs- und Recyclingprozess auf dem Weg zum Klima- und Umweltschutz begleitet werden. Durch Informationen zur Zusammensetzung der Komponenten, Materialen und chemischen Substanzen aber auch Informationen zur Reparierbarkeit, Ersatzteilen und der fachgerechten Entsorgung wird ein Datensatz erstellt, welcher den Akteuren der Kreislaufwirtschaft die Möglichkeit gibt, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Ebenfalls von Bedeutung sind Nachhaltigkeitsfaktoren, wie der ökologische Fußabdruck während der Herstellung und Nutzungsphase.

 
Wichtig

DPP ermöglicht Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus

All diese Daten und Informationen werden im digitalen Produktpass für alle Phasen des Produktlebenszyklus stetig aktuell und flexibel dargestellt. Damit bietet der DPP eine notwendige Transparenz um z. B. nachhaltige Kaufentscheidungen durch Konsumenten zu ermöglichen (z. B. Vergleich verschiedener Produkte hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks) oder den Recyclingprozess eines Produktes zu verbessern.

Für alle Phasen des Produktlebenszyklus können so Informationen bereitgestellt und die Kreislauffähigkeit des Produktes gesteigert werden. Auch sollen die im DPP enthaltenen umfänglichen Informationen zur Kommunikation mit Behörden und Investoren genutzt und somit die Effizienz in diesen Prozessen gesteigert werden[1]

. Den Einsatz des DPP entlang des Produktlebenszyklusses zeigt Abbildung 1.

Abb. 1: DPP Einsatz entlang des Produktlebenszyklus

Prinzipiell kann ein digitaler Produktpass für sämtliche Produkte und auch Dienstleistungen erstellt werden. Zu Beginn wird der verpflichenden Einführung von DPPs wird der Fokus allerdings auf vor allem energie- und ressourcenintensiven Produkten liegen[2]. Als Vorreiter zählen hier die Batterien. Für Batterien mit >2 kWh Kapazität wird ein DPP bereits ab 2026 im europäischen Handelsraum verpflichtend sein (siehe Kapitel 2.1 "EU Batteries Directive"). Der sogenannte Battery Passport wird als Blaupause für künftige Produktpässe dienen – zu 100 % übertragbar wird dieser für andere Produkte aber nicht sein. Durch die Vielfältigkeit der einzelnen Produkte wird es in Zukunft eine ebenso große Anzahl an verschiedene Produktpässen geben, die jeweils produktgruppen- oder branchenspezifisch sein werden und es noch inhaltlich auszugestalten gilt.

[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, FAQ: Was ist ein digitaler Produktpass.
[2] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, FAQ: Für welche Produktgruppen eignet sich ein digitaler Produktpass?

1.2 Abgrenzung digitaler Produktpass und digitaler Prozesspass

Vom digitalen Produktpass klar abzugrenzen ist der digitale Prozesspass. Dieser betrifft nicht das gesamte Endprodukt, sondern fasst die Eckdaten eines Prozessschrittes zur Herstellung des Produkts zusammen. Im Gesamten kann die Lieferkette eines Produktes als eine Aneinanderreihung von Prozesss...

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