3.2.1 Was ist digitale Nachhaltigkeit?
Was ist digitale Nachhaltigkeit?
Digitale Nachhaltigkeit besitzt die Zielsetzung, Wissen als Teil der Nachhaltigkeit zugänglich zu machen.
Das zweite Begriffspaar – "digitale Nachhaltigkeit" hängt ebenfalls mit dem verantwortungsbewussten Einsatz digitaler Technologie zusammen. Hierbei geht es aber um die Implementierung digitaler Technologien, die zwar wie eben beschrieben, nicht zwangsläufig selbst nachhaltig sein müssen, sondern eine nachhaltige Wirkung erzeugen sollen. Digitale Technologie soll verhelfen, Nachhaltigkeitspotenziale zu erreichen, die ohne den Einsatz digitaler Technologie schwer oder gar nicht erreichbar sein würden. Häufig ist der Einsatz der Technologie und die Nachhaltigkeitswirkung nicht direkt verbunden.
Beim Beispiel der Energiewende – der Nutzung von Energie aus nachhaltigen Quellen – lässt sich das zeigen: Die Energie aus Wasserkraft, Sonnenlicht oder Wind ist von vielen Faktoren abhängig: Klima und Wetter haben hier einen großen Einfluss. Zusätzlich ist durch die dezentrale Energieerzeugung noch eine weitere Ebene der Komplexität zu beachten. Das bedeutet, dass eine Vielzahl von Daten miteinander verknüpft werden müssen, um eine Entscheidungsgrundlage zu erzeugen und einen maximalen Nutzen aus diesen Energiequellen ziehen zu können. Dafür müssen bspw. historische Wetterdaten, aktuelle Sattelitenbilder und die Informationen von Sensoren ausgewertet werden, um teilweise in Sekundenbruchteilen entscheiden zu können, ob die aktuell bereitstehende Energie gespeichert werden muss, direkt genutzt werden kann, umverteilt werden muss oder ggf. nicht genutzt werden kann. In diesem Fall werden bspw. Windkrafträder abgestellt.
Der freie Zugang zu Wissen ist bspw. im Ziel 4 ("Hochwertige Bildung") der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) angesprochen. Dieser Zugang zu freiem Wissen ist durch die Digitalisierung deutlich einfacher geworden. Formate wie Creative Commons, open Content – z. B. Wikipedia – oder Open Street Map sind kostenlos zugängliche Informationsquellen. Das zu vermeidende Risiko besteht darin, dass in den Zeiten des digitalen Kapitalismus das Internet größtenteils kommerzialisiert ist. Die Geschäftsmodelle des Oligopols von Tech-Konzernen basieren u. a. auf der Sammlung personebezogener Daten. Das heißt, dass an dieser Stelle bspw. die digitale Souveränität gestärkt werden muss, um die Abhängigkeit von diesen Konzernen und ihren Geschäftsmodellen zu reduzieren.
3.2.2 Ansatzpunkte für Unternehmen
Auf Unternehmen bezogen zeigen folgende Beispiele, wie digitale Nachhaltigkeit hier wirken kann. Der Einsatz von Cloud Computing bedeutet bspw. weniger Energieverbrauch und weniger Emissionen: Ein eigener Serverpark ist in der Regel weniger effizient als wenn ein Cloud-Anbieter genutzt wird. Auch kann ein Unternehmen dann – je nach Branche – einfachere, "slim Client"-Computer einsetzen. Durch ihre vergleichsweise einfache Konstruktion verbrauchen diese Geräte weniger Energie und benötigen für ihre Herstellung weniger Rohstoffe. Schließlich dienen sie hauptsächlich dazu, online zu arbeiten. Je mehr Software ebenfalls online genutzt wird – bspw. Office-Anwendungen, desto „schlanker“ kann hier der Energieverbrauch sein.
Für Unternehmen bedeutet das konkret, dass es bspw. in der Wahl von Cloud-Anbietern natürlich die Riesen wie Amazon Web Services, Microsoft Avast oder Google Cloud gibt. Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit bedeutet hier aber, bei der Auswahl von Cloud-Anbietern eine vielleicht etwas teurere, aber europäische und datenschutzkonforme Lösung zu wählen.
Dasselbe gilt für Hardware und Software: Open Source-Betriebssysteme, die bspw. auf Linux basieren sind bei der Umstellung natürlich zunächst aufwendig. Längerfristig ist das aber eine nachhaltige Lösung, da sie bei weitem nicht soviel Rechenkapazität in Anspruch nehmen und Hardware dadurch sehr viel länger im Einsatz bleiben kann. Für die Seite der Anwender ist die Umstellung inzwischen auch deutlich niedrigschwelliger: Die Oberflächen einiger Linux-Distributionen sind den Windows-Oberflächen sehr nahe. Und Office-Pakete wie Open Office steht in puncto Funktionalität den Microsoft-Anwendungen in nichts nach und ist im Aussehen ebenfalls zum Verwechseln ähnlich. Zudem ist bei Open Source Software – im Gegensatz zu Microsoft 365 bspw. – kein jährliches Abonnement fällig.
Ein anderes Beispiel wäre 3D-Druck oder digitale Zwillinge: Während die Herstellung von Prototypen häufig vergleichsweise energieintensiv ist, kann durch 3D-Druck oder Virtualisierungstechnologien hier ebenfalls viel Energie gespart und Abfälle vermieden werden.