Wechselwirkungen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Vor welchen Herausforderungen steht die Gesellschaft im digitalen Wandel? Das soll seit 2013 jedes Jahr der D21-Digital-Index durchleuchten. Die Studie, eine Art Bestandsaufnahme, wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Für die aktuelle Auflage wurden zwischen August 2021 und Juli 2022 25.000 Bundesbürgerinnen und -Bürger ab 14 Jahren befragt. Ein Fokusthema sind die Wechselwirkungen der Digitalisierung mit dem grünen Wandel.
„Value-Action Gap“ und Mangel an transparenten Informationen
Die Wechselwirkungen der digitalen Transformation mit Aspekten ökologischer Nachhaltigkeit schätzen die Befragten sehr unterschiedlich ein: 34 Prozent sehen einen „eher positiven“ Einfluss der Digitalisierung auf Umwelt und Klima. Sie stehen einem ähnlich großen Anteil gegenüber, der den Einfluss als „eher negativ“ bewertet (35 Prozent). 20 Prozent der befragten Laien sehen „keinen bedeutsamen Einfluss“ der Digitalisierung. Den Studienautorinnen und -autoren zufolge spiegelt dieses uneinige Bild „den Sachstand korrekt wider, da sich die Digitalisierung aktuell sowohl negativ als auch positiv auf die Umwelt auswirkt.“
In der Befragung 2021 gab jeder Fünfte an, der individuelle Beitrag sei entscheidend für eine nachhaltige digitale Transformation. Einem Drittel der Befragten (32 Prozent) fiel es jedoch schwer, das eigene (digitale) Verhalten zum Wohle der Umwelt zu verändern. Die aktuelle Befragung legt nahe, dass sich diese „Value-Action Gap“ leicht schließt: 27 Prozent der Befragten geben nun an, eine Verhaltensänderung falle ihnen schwer. Zugleich liegt dieser Anteil laut Studie in der jüngsten betrachteten Generation der aktuell 14–26-Jährigen deutlich über dem Durchschnitt (43 Prozent).
Ein großer Anteil der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass ihnen oft Informationen dazu fehlen, welchen Einfluss digitale Anwendungen auf die Umwelt haben. Konkret mangelt es der Studie zufolge an transparenten Informationen zu CO2-Emissionen sowie zum Energie- und Ressourcenverbrauch von Produkten.
Grüne Technologie als Schlüssel für die Dekarbonisierung?
Eine Kernthese der Studienautoren lautet, die Digitalisierung werde den Klimawandel nicht im Alleingang stoppen können. Dennoch sehen sie konkrete Chancen in der hohen Entwicklungsgeschwindigkeit neuer Technologien. So könnten digitale Technologien etwa dabei helfen, „den CO2-Abdruck in der Produktionsindustrie zu reduzieren, Prozesse effizienter und ressourcenschonender zu gestalten, mithilfe digitaler Simulationen Abläufe zu optimieren oder die Instandhaltung und Wiederverwendbarkeit von Produkten zu erhöhen.“
Philip Meissner, Leiter des European Center for Digital Competitiveness, beschreibt in der Studie den Einsatz digitaler Technologien als zentralen Schlüssel für die Dekarbonisierung. Als Beispiele nennt er unter anderem die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz für die Optimierung von Mobilität und Energieerzeugung sowie den Bereich Green Tech. „Grüne“ Innovationen – zum Beispiel in den Bereichen Vertical Farming, Clean Meat, erneuerbare Energien und autonomes Fahren – ermöglichen es Meissner zufolge, „Fortschritte in der Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, mit einer nachhaltigen Wirtschaft zu kombinieren.“
Die Bedeutung des Ausbaus erneuerbarer Energien ist seit der Befragung 2021 stark gestiegen. Die Studienautoren führen das vor allem auf die Folgen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine zurück. 35 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, in neuen digitalen Technologien lägen große Chancen, unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden.
Digitalisierung und soziale Nachhaltigkeit
Unterschiedliche Ausgangsbedingungen und der Umgang mit der Digitalisierung können sich auch auf die soziale Nachhaltigkeit der Gesellschaft auswirken. Die Studie behandelt daher auch die Themenfelder Resilienz im digitalen Wandel, digitale Kompetenzen und Teilhabe an der digitalen Wertschöpfung.
Demnach verfügen 64 Prozent der Befragten über wichtige und für den digitalen Wandel notwendige „Resilienzfaktoren“. Dazu zählt unter anderem die Bereitschaft, die eigenen digitalen Fähigkeiten kritisch einzuschätzen sowie sich weiterzubilden.
Den Einfluss der Digitalisierung auf Demokratie und sozialen Zusammenhalt schätzt die Bevölkerung sehr unterschiedlich ein: 56 Prozent der Befragten glauben, die Digitalisierung wirke sich eher positiv auf die Demokratie aus. Jeder Vierte hingegen glaubt eher an einen negativen Effekt. In diesem Zusammenhang nennen 64 Prozent Desinformation als eines der größten Risiken für die Demokratie.
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Die Haufe Group SE zählt zu den Unterstützern der Befragung.
Die gesamte Studie finden Sie unter https://initiatived21.de/d21index22-23/
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