Marc Dreßler, Frode Hobbelhagen
ESG ist kein Trend. Es ist eine Frage der unternehmerischen Verantwortung, was sich in Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen, Produkten und gelebter Unternehmensethik niederschlägt. Es geht darum, langfristig Werte zu schaffen, Ressourcen zu schonen und Risiken zu minimieren. Nachhaltigkeit bietet dabei die Möglichkeit zur Differenzierung im Markt. Ein strategisch fundiertes, in operativen Maßnahmen verankertes Nachhaltigkeitsengagement erlaubt eine belastbare Kommunikation mit Kunden und Partnern, um deren steigendes Interesse an Nachhaltigkeit und Transparenz zu befriedigen. ESG-basierte Betriebssteuerung sollte mit einer betriebsindividuellen Analyse der Motivation starten: Was wollen wir mit ESG-Controlling erreichen und mit welchen Zielen führen wir ESG-Controlling ein?
- Obwohl es für kleinere Unternehmen keine Berichtspflicht gibt, erreichen auch sie Kundenanfragen zu Nachhaltigkeitsthemen, wie zum Beispiel der CO2-Emmission in Verbindung mit den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen. Mit einem funktionierenden ESG-Controlling kann man derartige Anfragen beantworten. Gleiches gilt für Anfragen über die Lieferkette.
- Die Erwartungen der Kunden an das Unternehmen sollten das Geschäftsmodell bestimmen. Man muss die Kunden "verstehen". So können Innovationen frühzeitig angegangen werden.
- Die Kreditgeber können mit Informationen zur nachhaltigen Entwicklung versorgterden und das Unternehmen erreicht dadurch eine günstigere Finanzierung.
- Nachhaltige Unternehmen haben weniger Probleme Fachkräfte zu finden, die Mitarbeiterbindung ist höher und das Betriebsklima kann gesteigert werden.
- Keine Angst vor Stakeholder-Dialogen mit Kunden, Lieferanten, Behörden oder Investoren.
Aufbauend auf den Zielen wird eine ESG-Strategie abgeleitet. Hierbei wird die Positionierung im Sinne von Nachhaltigkeit konkretisiert, das Ambitionsniveau in den Nachhaltigkeitsbereichen festgelegt und die angestrebten Zielzustände mit grundlegenden Eckpfeilern zur Erreichung dieser Ambitionen festgelegt. Die ESG-Strategie bestimmt auch, welche unternehmerischen Wertschöpfungspotenziale gesehen werden und was davon in welchem Zeitraum wie abgeschöpft werden soll. Strategien sichern die Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen als Voraussetzung für eine nachhaltige Existenz.
Empirische Analysen untermauern, dass sich Nachhaltigkeit für Weinerzeuger auszahlen kann (Abb. 1): Weingüter, die der ökologischen Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert beimessen, warten bei den Erfolgskennzahlen mit höherer Zufriedenheit auf und sind erfolgreicher bei der Gewinnung neuer Märkte. Betriebe, die sich besonders der sozialen Nachhaltigkeit verschreiben, weisen bei den Erfolgskriterien Neukundengewinnung und Bestandskundensicherung, die im zunehmenden Verdrängungsmarkt für eine Betriebssicherung ausschlaggebend sind, die besten Ergebnisse aus. Wenn Produzenten hingegen der ökonomischen Nachhaltigkeit weniger Beachtung schenken, dann sind die Betriebsergebnisse und die Kostensituation nicht zufriedenstellend.
Abb. 1: Bedeutung der 3-Säulen von Nachhaltigkeit und Erfolgsindikatoren am Beispiel der Weinwirtschaft (Befragungsergebnisse)