ESG-Integration: Meilensteine für KMU im Jahr 2024

Klare Verantwortlichkeiten im ESG-Bereich festlegen
Für ein effektives ESG-Management ist es entscheidend, klare Verantwortlichkeiten innerhalb einer Organisation zu definieren. Dies umfasst die Identifizierung der Abteilungen, die für Nachhaltigkeit verantwortlich sind, und die Bestimmung, ob diese Verantwortung direkt vom Vorstand überwacht wird. Viele CEOs und Vorstandsmitglieder betonen nun die Bedeutung einer auf Vorstandsebene angesiedelten Person für ESG-Angelegenheiten, um Engagement zu zeigen und dieses auch gegenüber Stakeholdern zu kommunizieren. Wichtig ist dabei auch, dass jede Abteilung in die ESG-Integration einbezogen wird und klare Verantwortungen zugewiesen bekommt. Dies trägt dazu bei, dass sich im Vorstand tatsächlich jemand verantwortlich fühlt und die Gesamtstrategie effektiv überwacht wird.
Doppelte Wesentlichkeitsanalyse
Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse wird zu einem wesentlichen zentralen Bestandteil der CSRD-Berichterstattung. Sie erfordert eine Bewertung der ESG-Themen sowohl aus finanzieller als auch aus nicht-finanzieller Perspektive. KMU sollten daher bereits jetzt beginnen, relevante Daten zu sammeln und entsprechende Strukturen aufzubauen, um die spätere Integration der ESRS zu erleichtern. Eine frühe Auseinandersetzung mit diesem Prozess unterstützt die strategische Ausrichtung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsbemühungen.
Mehr über Nachhaltigkeitsberichterstattung und -Strategie erfahren Sie in unserem Podcast: |
Eine nachhaltige Strategie entwickeln
Eine starke Grundlage für langfristige Nachhaltigkeit erfordert eine durchdachte Strategie. Diese nachhaltige Strategie geht über Kapitalmaximierung hinaus und umfasst die Entwicklung von Zielen und Maßnahmen, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigen. Die EU-Taxonomie bietet hierbei Orientierung., aber eEs ist aber wichtig, eine Strategie zu entwickeln, die spezifische Nachhaltigkeitsziele, wie die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks oder die Förderung sozialer Verantwortung, verfolgt. Diese Strategie sollte Teil der gesamten Unternehmensausrichtung sein, um ihre Effektivität und Reichweite zu maximieren.
Einbeziehen der Lieferkette
Die Transparenz in der Lieferkette wird für KMU zur einer obersten Priorität. Dies geht weit über die Bereitstellung finanzieller Informationen hinaus und umfasst die Berücksichtigung ethischer und ökologischer Standards in den Lieferantenbeziehungen. In der Vorbereitung auf die CSRD-Konformität, die zeitaufwendig und ressourcenintensiv sein kann, ist es entscheidend, dass Lieferanten bestimmte Standards erfüllen, um auf den Lieferantenlisten zu bleiben. Dies fördert nicht nur eine nachhaltige Lieferkette, sondern stärkt auch die Beziehungen zwischen den Unternehmen und ihren Lieferanten.
Zudem räumt die aktuelle Gesetzgebung den Unternehmen eine Vorbereitungszeit ein, um sich mit dem Berichtsprozess vertraut zu machen und ihn einzuüben. Dies ist besonders relevant für KMU, die Teil der Lieferketten größerer Unternehmen sind. Durch ein frühzeitiges Engagement in der Nachhaltigkeitsberichterstattung können KMU ihre Position in diesen Lieferketten stärken und bevorzugte Partner für größere, berichtspflichtige Unternehmen werden. Ein frühzeitiges Ausprobieren der ESRS ermöglicht eine reibungslose Datensammlung, genauere Messungen und hilft, unvorhergesehene Herausforderungen zu bewältigen.
Es ist wichtig, dass mittelständische Unternehmen frühzeitig mit ihrer internen Rechtsabteilung oder externen Rechtsberatung prüfen, ob und ab wann sie unter die CSRD-Berichtspflicht fallen. Die Auswahl des passenden Standards, wie beispielsweise der ESRS, und die frühzeitige Anpassung an diese Anforderungen können KMU einen bedeutenden Vorsprung verschaffen, wenn sie in Zukunft zur Berichterstattung verpflichtet werden. Dieser proaktive Ansatz wird sie dabei unterstützen, nicht nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, sondern auch ihre Wettbewerbsposition durch eine starke Nachhaltigkeitsstrategie zu stärken.
Pilot-Test der ESRS-Berichterstattung
Angesichts der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen ist eine klare Kommunikation der Nachhaltigkeitsbemühungen gegenüber Kund:innen und anderen Stakeholdern unerlässlich. Unternehmen sollten die Gelegenheit nutzen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent zu kommunizieren. Zudem wird empfohlen, sich mit dem ESRS-Berichtsprozess vertraut zu machen. Für Unternehmen, die bereits ab 2024 berichtspflichtig sind, ist es besonders wichtig, sich jetzt schon mit dem Prozess auseinanderzusetzen. Sie müssen die Berichterstattung nicht nur implementieren, sondern auch in ihre Kommunikationsstrategie integrieren, um Stakeholdern ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent zu machen.
Fazit: 2024 als Wendepunkt der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Das Jahr 2024 ist für KMU ein entscheidender Wendepunkt in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Umsetzung der vier Meilensteine und insbesondere die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse versetzen mittelständische Unternehmen in die Lage, proaktiv auf sich ändernde Marktbedingungen und Stakeholder-Erwartungen zu reagieren. Diese Schritte sind nicht nur für die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen wichtig, sondern bieten auch die Möglichkeit, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen und die eigene Nachhaltigkeitsstrategie zukunftssicher zu gestalten.
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Über Markus Adler
Markus Adler ist Co-Founder und Managing Director bei Code Gaia und unterstützt mit der gleichnamigen ESG- Software-Lösung Unternehmen bei ihrer Nachhaltigkeitstransformation. Die Idee kam aus seiner früheren Tätigkeit als Bankangestellter, in der er bemerkte, wie problematisch die manuelle Datenerhebung für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten ist. Seine Vision ist es, einen entscheidenden Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft zu leisten, in der Nachhaltigkeit an oberster Stelle steht.
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