Wie ist der heutige "Lebenslauf" eines Produkts ausgestaltet? Allzu häufig folgen Produkte dem weit verbreiteten linearen Verbrauchssystem und sind daher nicht oder nur bedingt kreislauffähig.
Identifizieren Sie Möglichkeiten, wie Ihre Produkte resp. Dienstleistungen kreislauffähig werden können. Verfolgen Sie eine Politik der kleinen Schritte oder der Quick Wins, um das Transformationsprojekt besser zu strukturieren. Wenn Sie Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung oder Ihre Organisation kreislauffähig gestalten wollen, überlegen Sie, worauf Sie unmittelbaren Einfluss nehmen und nehmen können und starten Sie damit. Während Sie kleine Erfolge erzielen, behalten Sie das große Ganze im Auge. Mit der Zeit werden Ihre Lösungen dank Modifikationen immer spezifischer und effizienter sein.
Starten Sie mit der Suche danach, welche Produkte in Ihrem Portfolio kreislauffähig wären. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, ein von Ihnen hergestelltes Produkt als Dienstleistung anzubieten resp. dessen Lebensdauer zu verlängern. Der Gebrauchtwagen- oder Secondhand-Markt für Möbel sind hervorragende Beispiele, wie Bedürfnisse kurzfristig abgedeckt oder Produkte länger genutzt werden. Ein Unternehmen, das Produkte herstellt, die auf einem solchen Markt verkauft werden können, sollte sich überlegen, ob es nicht einen Teil dieses Markts eigenständig bewirtschaften will. Folgendes Beispiel einer höherwertigen Heim-Kaffeemaschine illustriert, welchen Nutzen Sie als Unternehmen haben, wenn Sie eine Verlängerung der Produktlebensdauer anstreben.
Offerieren Sie Ihren Kunden die Rücknahme Ihres Produkts. Sie erreichen damit mehrere Ziele:
- Sie kontrollieren die Materialrückflüsse sowie die fachgerechte Rezyklierung/Entsorgung und vermeiden so den CocaCola®-Effekt. (CocaCola® gilt als einer der großen Verursacher der Plastikverschmutzung, obwohl fairerweise gesagt werden muss, dass nicht CocaCola® die leeren Flaschen entsorgt, sondern die Konsumenten.)
- Die (Wieder-/Weiter-)Veräußerung Ihrer Produkte ist eine zusätzliche Einnahmequelle. Als anschauliches Beispiel hierfür dienen die Automobilwerkstätten, die neben dem Verkauf von Neuwagen auch Gebrauchtwagen handeln und damit hohe Gewinnmargen erzielen. Dieses Modell kann auch auf die Kaffeemaschine übertragen werden, insofern sie als zertifiziertes Produkt wieder auf den Markt gebracht wird. BMW etwa tut ebendies mit der BMW-Premium-Selection-Zertifizierung bei Gebrauchtwagen.
- Nehmen Sie konsequent die von Ihnen hergestellten Produkte zurück. Sie sind eine ausgezeichnete Informationsquelle. Bspw. können defekte Produkte genauestens analysiert werden, um Schwachstellen zu identifizieren; als zusätzlicher Nebeneffekt können ggf. Garantieaufwendungen reduziert werden.
- Die zurückgenommenen Güter beinhalten womöglich wiederverwendbare Teile, die Sie wiederum als Ersatzteillager resp. als Ihr Materiallager der Zukunft nutzen können. Die Wiederaufbereitung von Austauschkomponenten ist in vielen Industrien bereits verbreitet.
- Vermieten Sie die Kaffeemaschine an den Kunden via ein Pay-per-Use-System, wie das bei Kopiergeräten bereits häufig der Fall ist.
- Bieten Sie dem Kunden regelmäßige, im Voraus zu bezahlende Servicepakete an, wie die Aufzughersteller dies tun.
Diese Möglichkeiten bieten den Kunden die Sicherheit, dass Produkte gut unterhalten und reparierfähig sind sowie zu einem späteren Zeitpunkt fachgerecht entsorgt werden.
Für Unternehmen haben die vorgeschlagenen Punkte den Vorteil, Kunden längerfristig zu binden und bessere Informationen über ihre Produkte und den Markt zu erhalten, die sie in der Produktweiterentwicklung nutzen können.
Das folgende 7-R-Modell gibt einen Überblick und Ideen, Unternehmen in Richtung Kreislaufwirtschaft zu führen.
Abb. 1: 7-R-Modell
3.1 Reduce = Reduzieren
Wie in einem Wertanalyse-Projekt wird versucht, möglichst Rohstoffe einzusparen. Wo es sinnvoll ist, werden sie durch alternative Materialien ersetzt. Möglichst wenig Gewicht bei gleichbleibender Sicherheit und gleichem Komfort ist bspw. eine Devise im Flugzeug- und Automobilbau. Mit anderen Worten, versuchen Sie herauszufinden, welche Rohstoffe Sie einsparen resp. reduzieren oder durch alternative Materialien ersetzen können. Dabei stehen immer das Erreichen der geforderten Leistungen zu den optimalen Kosten und hohe Qualitätsansprüche, Zuverlässigkeit und Marktfähigkeit im Vordergrund.
Beispiele für Reduktion:
- Die Natur ist ein wichtiges Vorbild für die Überlegungen zur Kreislaufwirtschaft. Genannt sei etwa die Wabenkonstruktion, wie sie heute u. a. im Flugzeugbau verwendet wird. Die wabenförmigen Metall- oder Verbundteile verfügen über die notwendige Festigkeit, sind aber um vieles leichter. Dem identischen Prinzip folgend, wird Wellkarton anstelle von Vollkarton in der Verpackungsindustrie genutzt.
- Angüsse aus der Kunststoffproduktion werden in der Fe...