"Durchs Geldausgeben ist noch keiner reich geworden". Diese Aussage wird Theo Albrecht zugesprochen, der als Mitgründer von Aldi aus bescheidenen Anfängen zu einem der reichsten Deutschen wurde. Viele Anekdoten handeln davon, wie er inkognito seine Läden besuchte und penibel nach jeder Einsparmöglichkeit suchte. Ein solches Verhalten erscheint heute aus der Zeit gefallen, Energie war reichlich und preiswert vorhanden, womit es schlicht unwirtschaftlich erschien, den letzten Cent über Extramühen einzusparen. Ebenso antiquiert wirkt es, wenn Menschen kleinteiliges Verhalten vorgeschrieben, ja selbst nur empfohlen wird, wie der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann erfahren musste, als er den Einsatz eines Waschlappens anstelle einer Dusche empfahl.
Vergleichbare Fragen stellen sich der Unternehmensleitung, dem Controlling und der Nachhaltigkeitsabteilung. Längst wird dem Ressourcenverbrauch hohe Aufmerksamkeit gewidmet, Verbräuche optimiert und nachgehalten. Weitere, kurzfristig wirksame Maßnahmen liegen meistens nur noch im Verhalten des Einzelnen, womit der Bogen zu den angesprochenen Ratschlägen der Großeltern geschlagen wird. Kann und soll aber ein solcher Ansatz im Betrieb umgesetzt werden? Sollen Mitarbeitende sanktioniert werden, welche die Temperatur am Arbeitsplatz 0,8 Grad über der Vorgabe halten? Kann mittels einer Stoppuhr kontrolliert werden, wie lange das Licht im Büro brennt, wenn der Mitarbeitende dieses kurzzeitig verlässt? Steht jemand neben der Hallentür und fordert zum unmittelbaren Schließen auf, wenn ein Lkw eingefahren ist? Wer soll diese Vorgaben kontrollieren? Macht sich der Controller mit einer Stoppuhr auf den Weg? Versteckt sich der Nachhaltigkeitsmanager im Hintergrund und dokumentiert mittels Wärmebildaufzeichnungen mögliches Fehlverhalten?
Ist ein Arbeitgeber das solche Vorgaben macht, nicht übergriffig? Werden erwachsene Menschen nicht infantilisiert? Die Mitarbeitenden fragen sich bei aller Relevanz des Ressourcenverbrauchs, ob ihr Verhalten, ihre Verhaltensänderung, wirklich einen Unterschied ausmacht, einen nennenswerten, messbaren Beitrag leistet, um den Ressourcenverbrauch zu senken.
Damit stellt sich eine altbekannte, bereits in der Antike diskutierte Frage neu: Wie viele Körner ergeben einen Haufen? Führen viele unscheinbare Handlungen insgesamt zu einem wahrnehmbaren Unterschied? Das Nachhaltigkeitsmanagement kann und soll diese Frage aufwerfen. Im weiteren Beitrag werden Antworten entwickelt.