Zusammenfassung
Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie manifestiert sich in der Positionierung von Unternehmungen. Es sollen Reifegrade und Entwicklungsstufen von Unternehmen und deren Nachhaltigkeitsstrategie bzw. Nachhaltigkeitsmanagement bestimmt werden, in denen ein wahrhaftiges, transparentes und Vertrauen schaffendes Engagement für ein nachhaltigeres Wirtschaften einsortiert werden kann. Es soll geklärt werden, wie stark bei den Unternehmern, Entscheidern, Führungskräften und Mitarbeitenden Nachhaltigkeit verankert ist oder bei ihnen zumindest eine Bereitschaft besteht, sich mit nachhaltigeren Wirtschaften auseinanderzusetzen.
Um die Reifegrade und Entwicklungsstufen von Unternehmungen beurteilen zu können, wird eine Typologie unternehmerischer Nachhaltigkeit genutzt und diese mit den sichtbaren, betrieblichen Nachhaltigkeitsleistungen verwoben. An der Art und Weise, wie Nachhaltigkeitsleistungen gegenüber den Anspruchsgruppen kommuniziert werden (Stichwort: Greenwashing), wie umfassend eine Stakeholder-Orientierung bereits Raum gegriffen hat und wie partiell oder ganzheitlich Nachhaltigkeit in der Organisation verankert ist, kann abgeleitet werden, wo Unternehmungen heute in Sachen Nachhaltigkeit stehen.
1 Ausgangslage und Reifegrade für nachhaltigeres Wirtschaften
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Dieser Beitrag ist ein (angepasster) Auszug aus dem Buch "Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie – Roadmap für nachhaltiges Wirtschaften und Innovation" von Bernd Hinrichs. In diesem Buch zeigt der Autor, welche "grünen" Inspirationsquellen es gibt und wie mit dem Thema Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen begonnen werden kann. Zum vollständigen Buch im Haufe Shop. |
Die Ausgangslage von Unternehmungen zu kennen ist allein deshalb schon wichtig, um das Delta zwischen dem angestrebten Zielbild und der heutigen Situation bestimmen zu können. Wenn Nachhaltigkeit noch nicht in der Unternehmensstrategie verankert ist, dann ist der Weg ein anderer, als wenn bereits eine Stakeholder-Orientierung stattgefunden hat und Nachhaltigkeit partiell verankert ist.
Strategieprozess der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie erfordert einen Strategieprozess, in dem die Zukünfte einer nachhaltigeren Wirtschaft reflektiert werden und daraus ein Zielbild mit Erfolgsplan abgeleitet wird.
In diesem Prozess geht es auch darum, ein Wertesystem, eine Haltung und handlungsleitende Prinzipien in der Organisation auf eine Art und Weise zu verankern, die nach außen als glaubwürdig wahrgenommen werden können. Eine Positionierung durch Nachhaltigkeit setzt zudem nachhaltigere Geschäftsmodelle voraus. Je nachdem, wie nachhaltig das heutige Geschäft betrieben wird und zukünftig betrieben werden soll, wird der Transformationspfad bestimmt. Erst auf dieser Basis können Initiativen und Prozesse auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaften abgeleitet und damit der Handlungs- bzw. Veränderungsbedarf bestimmt werden. Das alles sind Argumente, die dafür sprechen, die Ausgangslage und den Reifegrad von Unternehmungen genauer zu beleuchten.
Abb. 1: Roadmap für nachhaltiges Wirtschaften & Innovation – Ausgangslage
2 Typologie unternehmerischer Nachhaltigkeit (nach Dyllick)
Um den Reifegrad von Unternehmungen besser beurteilen zu können, kann die von Prof. Dr. Thomas Dyllick am Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG) der Universität St. Gallen entwickelte "Typologie unternehmerischer Nachhaltigkeit" genutzt werden. Sie liefert eine Klassifizierungslogik für die Standortbestimmung von Unternehmungen und kann als Soll-Konzept unterschiedlicher Intensitäten von unternehmerischer Nachhaltigkeit verstanden werden. In Verbindung mit den einzelnen, in der öffentlichen Realität sichtbaren Entwicklungsstufen von Nachhaltigkeit als faktischer Ausdruck der Unternehmensstrategie können sich Unternehmungen mit ihrem Engagement für unternehmerische Nachhaltigkeit in der daraus resultierenden Matrix verorten. Entweder im Rahmen eines internen Prozesses oder als Ergebnis der für Außenstehende sichtbaren Nachhaltigkeitsleistungen.
Abb. 2: Typologie von Unternehmen und Entwicklungsstufen
Nachfolgend werden zunächst die 4 Typen unternehmerischer Nachhaltigkeit vorgestellt. Die 4 Entwicklungsstufen von Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie werden in dem anschließenden Kapitel 3 ausführlich dargestellt.
2.1 Unternehmen 0.0
Unternehmer, Führungskräfte und Entscheider von Unternehmen 0.0 agieren nach dem von Milton Friedman definierten Prinzip "The Business of Business is Business". Ihre Anliegen orientieren sich demnach ausschließlich an ökonomischen Aspekten und berücksichtigen in erster Linie die Interessen der Shareholder, also der Eigentümer und der geschäftsführenden Manager. Umsatz, Gewinn und Marktanteile sind typische, zentrale Steuerungsgrößen. Anliegen für ein nachhaltigeres Wirtschaften spielen bei unternehmerischen Entscheidungen in der Regel keine Rolle. Die Verantwortung für die Lösung ökologischer und gesellschaftlicher Probleme werden als alleinige Aufgabe des Staates angesehen. Unternehmen 0.0 denken ausschließlich von "innen nach außen" (Inside-Out), also vom Unternehmen zu ih...