Mit dem Anbau von Kaffee und Baumwolle sowie der Herstellung der Produkte ist das Unternehmen für Wasserverschmutzung und Wasserknappheit mitverantwortlich. Der konventionelle Anbau von Kaffee und Baumwolle benötigt in vielen Teilen der Erde große Mengen an Wasser, aber auch Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Die Textilproduktion, vor allem das Färben, Waschen, Bedrucken und die Veredlung von Stoffen, belastet durch Chemikalien das Abwasser, das oft nicht ausreichend gefiltert wird. Mit 3 Programmen engagiert sich das Unternehmen für mehr Wasserschutz:
5.4.1 DETOX – für ein besseres Chemikalienmanagement
2014 hat sich Tchibo öffentlich verpflichtet, gefährliche Chemikalien aus den textilen Lieferketten zu verbannen. Um das zu erreichen, wird auf 4 Ebenen angesetzt:
- Produktentwicklung: Den Einsatz von gefährlichen Chemikalien wird schon bei der Entwicklung der Produkte ausgeschlossen. Über die "Manufacturing Restricted Substances List (MRSL)" sind alle Chemikalien erfasst, die in der Produktion der Produkte nicht eingesetzt werden dürfen.
- Monitoring: Tchibo unterstützt die Nassverarbeitungsfabriken dabei, neben der Analyse des Abwassers auch ihren Chemikalienbestand zu überprüfen und gefährliche durch umweltfreundlichere Substanzen zu ersetzen. Zusätzlich können die Nassverarbeitungsfabriken verschiedene digitale Tools nutzen, mit denen Chemikalienbestände gescannt und ausgewertet werden können. So können die Fabriken bereits zu Beginn der Produktion dem Einsatz von bedenklichen Chemikalien entgegenwirken. In 2021 hat sich Tchibo einem Pilotprojekt mit BHive abgeschlossen. 10.395 Chemikalien wurden während des Pilotprojekts in ausgewählten Produktionsstandorten bewertet. 79 % der untersuchten Chemikalien waren konform mit der ZDHC MRSL.
- Training: Im Rahmen einer strategischen Allianz mit der REWE Group und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat das Unternehmen ein umfassendes Training entwickelt, bei dem Fabriken über 8 Monate begleitet werden. Bisher wurden 59 Lieferanten in das Training eingebunden. 2020 wurde das Programm als "Advanced Chemical Management Training (ACMT)" im Rahmen des Bündnisses für nachhaltige Textilien weiter ausgebaut und neben China und Bangladesch auch in der Türkei eingeführt.
- Sektorübergreifendes Engagement: Tchibo arbeitet als Mitglied der Zero Discharge of Hazardous Chemicals Initiative (ZDHC) an branchenübergreifenden Lösungen, gefährliche Chemikalien im Herstellungsprozess zu beseitigen.
5.4.2 WATER STEWARDSHIP – für mehr Verantwortung in kritischen Flussgebieten
Gemeinsam mit dem WWF unterstützt Tchibo den Water Stewardship-Ansatz, der einen sozial gerechten, umweltschonenden und gleichzeitig wirtschaftsfördernden Umgang mit der Ressource Wasser verfolgt. Die Idee ist, dass alle Stakeholder eines durch Umweltverschmutzung bedrohten Flussgebietes an der Lösung von Wasserproblemen arbeiten. Tchibo hat 2018 ermittelt, welche Flusseinzugsgebiete durch die Herstellung der Produkte besonders betroffen sind. Im Gebiet des Sees Taihu in China und des Flusses Büyük Menderes in der Türkei hat sich das Unternehmen daraufhin konkreten Projekten angeschlossen.
Taihu River Basin in China
Das Taihu-Flussgebiet hat eine besonders große Relevanz für Tchibo, da die dort ansässigen Nassbetriebe 2/3 der Produkte in China herstellen und die Region laut des WWF Water Risk Filters ein hohes Wasserrisiko aufweist. Ziel des Projekts ist es, den Zustand dieses Flussgebiets zu verbessern. Bis heute sind 72 Tchibo-Lieferanten in das Projekt eingebunden. In 2021 wurde eine Innovationsplattform zur Förderung grüner Technologien gelauncht. 687 Nutzer haben sich in 2021 auf der Plattform registriert. Flankiert wurde dies durch zahlreiche öffentlichkeitswirksame Events und Pressearbeit durch den WWF China.
Büyük Menderes in der Türkei
Der Büyük Menderes ist einer der am stärksten verschmutzten Flüsse der Türkei. Entlang des Flusses finden 40 % der türkischen Lederproduktion, 60 % der Textilproduktion für den Export und 14 % der Baumwollproduktion statt. Die Artenvielfalt in diesem Flussgebiet nimmt stark ab, das Wasser wird knapp und seine Qualität verschlechtert sich. Tchibo beteiligt sich an diesem Projekt seit 2019 und setzt den Fokus auf einen nachhaltigeren Baumwollanbau in der Region. Laut WWF ist Tchibo das erste deutsche Textilunternehmen, das sich ernsthaft im Bereich Water Stewardship engagiert.
5.4.3 WASH – für den Zugang zu sauberem Trinkwasser
Der Mensch braucht Wasser zum Trinken, zur Sanitärversorgung und zur Hygiene (WASH). Aktuell haben 2,1 Mrd. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 4,3 Mrd. Menschen können keine sicheren Sanitäranlagen nutzen. Äthiopien ist von Wasserproblemen besonders betroffen. Hier setzt das Tchibo WASH-Projekt an, das in der Gegend angesiedelt ist, aus der der Bio-Kaffee kommt. Gemeinsam mit der örtlichen Nonprofit-Organisation Buna Qela Charity wurden 2 Brunnen in einer Kaffeeanbauregion gebaut. Die Brunnen sollen mit einer Solarpumpe betrieben werden und versorgen dann über 2.000 Haushalte. Zusätzlich zum Brunnenbau wurden in 2021 Trainings im Bereich Hygiene und Sicherheit auf Kaffeefarmen (Stichwort COVID-1...