Bessere Hilfe für Allergiker
In den Industriestaaten leiden rund 40 Prozent der Menschen an einer Allergie. Gerade in der Arbeitswelt sind Menschen besonders belastet. „Bäckerasthma“, eine Allergie auf Mehlstaub, ist hier nur ein Beispiel von vielen.
Bei einer Mehlstauballergie liegen die Auslöser der Allergie zumeist auf der Hand. Viele Beschäftigte leiden aber an allergischen Symptomen, deren Ursachen unbekannt sind. Betriebs- oder Fachärzte müssen daher die genauen Ursachen erst bestimmen. Dazu bieten sich unterschiedliche Diagnoseverfahren an. Bislang dominieren konventionelle Methoden wie Prick-Tests. Diese werden aber zunehmend von der molekularen Allergiediagnostik abgelöst. Dabei handelt es sich um sogenannte Multiparametertests, die Antikörper gegen viele verschiedene Allergene gleichzeitig analysieren können.
Vorteile der molekularen Allergiediagnostik
In den klassischen Verfahren werden Immunglobolin-Antikörper mittels Allergenextrakten nachgewiesen, die unter anderem aus diversen allergieauslösenden Proteinen der jeweiligen Allergiequelle bestehen. Diese Proben sind aber nicht standardisiert, daher können die Ergebnisse der Testsysteme verschiedener Hersteller nur schwer miteinander verglichen werden. Mit den Methoden der molekularen Allergiediagnostik kann dagegen oft sofort eine Allergenquelle bestimmt werden. Dazu werden Allergenkomponenten genutzt, die entweder direkt aus der Allergenquelle gewonnen oder durch Rekombination hergestellt werden (d.h. Herstellung von Proteinen, mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen oder in Zellkulturen). Die Allergenextrakte werden dann in modifizierter Form auch für die Desensibilisierungstherapie eingesetzt.
Art des Allergens bestimmt Beschwerden
Allergenkomponenten gehören verschiedenen Proteinfamilien an, die sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden des betroffenen Beschäftigten haben. Leidet der Beschäftigte an Allergenen, die zur Familie der Profiline gehören, sind seine Beschwerden in der Regel relativ gering. Bei Allergenen aus der Familie der Speicherproteine dagegen sind schwerwiegendere allergische Symptome zu befürchten. Die Proteinfamilien unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Hitzestabilität. Hitzestabile Allergenkomponenten in Nahrungsmitteln können durch Garprozesse zumindest so verändert werden, dass die Beschwerden für den Betroffenen sich im Rahmen halten.
Bald präventive Impfungen möglich
Die molekulare Allergiediagnostik bildet auch die Grundlage dafür, dass bald Impfungen möglich sein werden, die eine Allergie-Sensibilisierung bereits in der Kindheit verhindern. An der Universität Wien wurde so zum Beispiel im Rahmen einer Studie die molekulare Allergiediagnostik bei Kindern gleichen Alters eingesetzt, die keine Allergiesymptome gezeigt haben. Dazu wurde das Serum dieser Kinder im Alter von 4, 8 und 16 Jahren untersucht. Bei vielen Kindern, die mit vier Jahren noch symptomfrei waren, zeigten sich im Alter von acht Jahren bereits Allergiesymptome. Das molekulare Profil der Kinder zu einem sehr frühen Zeitpunkt wäre dann ein Prädiktor für die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder eine Allergie auf ein ganz bestimmtes Allergen entwickeln. Somit könnte man in naher Zukunft durch flächendeckende Impfungen bereits rechtzeitig eingreifen, damit im Erwachsenenalter zumindest schwerwiegende Symptome ausbleiben.
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