Präventionsallianzen im Handwerk

Die Idee der Netzwerkbildung hat seit den neunziger Jahren Einfluss auf den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz gewonnen. Mittlerweile gibt es auch im Handwerk Initiativen, die als sogenannte „Präventionsallianzen“ speziell mittelständische Unternehmen ansprechen. Hauptziele dieser Partnerschaftsnetzwerke sind die Hilfe zur Umsetzung eines präventiven Betrieblichen Gesundheitsmanagements in KMU sowie Digitalisierung im Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es Netzwerke, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz ganz speziell in den Fokus nehmen. Doch zielten erste Initiativen zunächst auf Großunternehmen, während kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vernachlässigt wurden.

Präventionsallianzen – Herausforderungen im Handwerk meistern

Das Handwerk steht vor einer Reihe von Herausforderungen in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsschutz und Gesundheit. Sinn der handwerksorientierten Präventionsallianzen ist es daher, den teilnehmenden KMU zu helfen, insbesondere folgende Herausforderungen zu meistern.

  • Das Handwerk muss qualifizierte Fachkräfte gewinnen und binden. Ein wichtiger Punkt dabei ist es, die Attraktivität des Betriebs durch eine gesundheitsorientierte Unternehmensführung und Angebote zur Gesundheitserhaltung und -förderung zu steigern.
  • Die Digitalisierung sollte durch die KMU auch für das Gesundheitsmanagement und die Arbeitssicherheit genutzt werden. Eine Digitalisierung der Arbeits- und Geschäftsprozesse sollte daher die Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes unterstützen und idealerweise an sie gekoppelt werden.
  • Den durch „digitalen Stress“ erzeugten gesundheitlichen Risiken sollten durch entsprechende Maßnahmen entgegengewirkt werden. Wie man diese erkennt und zielgenaue Schutzmaßnahmen plant und umsetzt, muss den Geschäftsleitungen und Inhabern der Betriebe aber aufgezeigt werden. Dies geschieht im Rahmen von Schulungen, Workshops, Therapiesitzungen oder Coachingsdurch die in den Präventionsallianzen angeschlossenen Experten bzw. Kompetenzpartner.

Präventionsallianzen – Aufholbedarf bei KMU

Gerade in KMU mit ihren begrenzten personellen, zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten besteht ein besonderer Bedarf an Unterstützungsangeboten durch externe Akteure, die auch über die notwendigen Wissens- und Kompetenzressourcen verfügen. Besonders rudimentär sind dabei Strukturen und Prozesse des Arbeitsschutzes, des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Betrieblichen Gesundheitsförderung in den Betrieben des Handwerks ausgebildet.

Mit der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA), der „Initiative Gesundheit und Arbeit“ sowie der „Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie“ bildeten sich erstmals bundesweite Präventionsallianzen, bei denen unterschiedliche Stakeholder bzw. Akteure unter einem Dach bei Planung und Umsetzung der Initiative beteiligt waren. Zu einem Großteil sind diese Präventionsallianzen bis heute aktiv.

Speziell für den Mittelstand bildete INQA das Netzwerk „Offensive Mittelstand“. Durch die Netzwerkarbeit sollen strategische Vorteile genutzt werden, um insbesondere kleine Betriebe mit bis zu 25 Beschäftigten zu erreichen. Das Netzwerk bearbeitet unterschiedliche Themenbereiche wie Handwerk, Mittelstand 4.0 oder Gesundheitsmanagement im Rahmen von Arbeits- und Fachgruppen. Hauptziel ist es dabei, den mittelständischen Unternehmen Wege aufzuzeigen, wie sie es trotz vergleichsweiser geringer Ressourcen schaffen, genügend Zeit und Personal zur Umsetzung von effektiven gesundheitlichen Präventionsmaßnahmen in ihren Betrieben zu finden.

Beispiele für Präventionsallianzen: DigiGAAB und e-RegioWerk

Eine Präventionsallianz, die speziell Handwerksbetriebe anspricht, ist zum Beispiel DigiGAAB (Digital unterstützter Gesundheits- und Arbeitsschutz im Arbeitsprozess Bau). Hierbei handelt es sich um ein Projekt unter dem Dach der Initiative Qualität der Arbeit (INQA), dass sich explizit an Stuckateurunternehmen richtete. Das Projekt entwickelte virtuelle Lösungen, welche die teilnehmenden KMU nutzen konnten, um Arbeitsschutzprozesse effektiv in alle Geschäfts- und Arbeitsprozesse des Bauhandwerks zu integrieren. Das Projekt ist zwischenzeitlich zwar beendet, aber Handwerksbetriebe können in den speziell für dieses Projekt entwickelten „Experimentierräumen“ die technischen Lösungen für ihren Betriebsalltag weiterhin ausprobieren.

Das Projekt „e-RegioWerk“, als zeitlich befristetes Kooperationsprojekt, erprobte zwischen 2018 und 2022 digitale und analoge Präventionsangebote für Handwerksbetriebe. Schwerpunkte bildeten die Bewältigung von Stress, Burnout und anderen psychischen Belastungen. Zu den Angeboten gehörten Online- und Präsenz-Coachings zur Verbesserung der Work-Life Balance und Erholung, Seminare und Workshops zur Teamentwicklung sowie ein Online-Analyseinstrument zur Dokumentation von Gefährdungsbeurteilungen zur psychischen Belastung von Beschäftigten. Zielgruppen waren alle Beschäftigte eines Unternehmens, wobei es spezielle Angebote für Inhaber/Inhaberinnen gab.  


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