Arbeit 4.0: Digitalisierung und Gewerkschaften

Immer mehr Unternehmen vergeben kleinere Aufträge an sog. Crowdworker. Diese erledigen die Aufgaben ortsungebunden und teilen sich die Zeit dafür frei ein - selbstbestimmte Kleinunternehmer oder digitale Tagelöhner? Auf jeden Fall eine Herausforderung für Gewerkschaften. Wie sieht ihre Rolle bei der Arbeit 4.0 aus?

Geschäftsmodelle und die Art, wie Menschen arbeiten, sind durch die Digitalisierung einem stetigen Wandel unterworfen. Mit Sorge betrachtet die IG Metall, dass bei Umstrukturierungen von Unternehmen nicht selten Bereiche ausgegliedert werden, die dann nicht mehr unter den Tarifvertrag fallen.

"Tarifflucht begeht man, indem man Teilbereiche ausgliedert", sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann der Deutschen Presse-Agentur. "Hier sehen wir Handlungsbedarf."

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Arbeit 4.0 und Mitbestimmung - Gewerkschften in Zeiten der Digitalisierung

Arbeitszeitgesetz und Arbeitsstättenverordnung orientieren sich an Arbeit, wie sie im vorigen Jahrhundert erledigt wurde. Neue Arbeitsformen wie Crowdworking spielt darin keine Rolle. Für sie sind die Vorgaben nur unzureichend anwendbar.

Doch zum Schutz der einzelnen Arbeitskraft und zur Stärkung seiner Rechte sind Gesetze und Vertretungen unerlässlich. Neben Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften sollten deshalb zukünftig auch Vertreter von Selbstständigen und Freiberuflern stärker eingebunden werden, wenn es um wirtschaftliche und soziale Belange geht.

Arbeit 4.0 - Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein

Viele Beschäftigte wollen von zu Hause aus arbeiten. "Aber die Arbeitszeit muss erfasst und vergütet werden", sagte Hofmann. "Arbeit hat ihren Wert. Wenn sie nichts kostet, sinkt die Wertschätzung gegenüber der erbrachten Leistung des Einzelnen. Die Gefahr der Verlagerung von Arbeit in die Freizeit wird immer größer".

Flexibilität dürfe keine Einbahnstraße sein. Gefordert sind aus Sicht des ersten Vorsitzenden der IG Metall auch die Führungskräfte in den Unternehmen. "Statt Präsenzkultur braucht es das Vertrauen in das Arbeitszeitverhalten der Beschäftigten."

Was ist überhaupt Crowdworking?

Beim Crowdworking werden Arbeitsaufträge im Internet angeboten und vollständig über das Netz abgewickelt. Die Aufträge bringen häufig nur ein paar Cent. Erst mit der Bearbeitung vieler Aufträge in möglichst kurzer Zeit lassen sich ein paar Euro pro Stunde verdienen. Der Crowdworker ist nicht angestellt, sondern "Solo-Selbstständiger" und meist nicht sozialversicherungspflichtig.

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Gewerkschaft