PFAS-Verbot: Hintergründe und Bedeutung für die Praxis

Von Schutzgasen für die Leiterplattenherstellung bis zu Kosmetik: Die Anwendungsgebiete von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) sind zahlreich. Genauso groß sind auch die Belastungen für Mensch und Umwelt durch diese Stoffe. Deshalb wird derzeit ein weitreichender Vorschlag zur Beschränkung dieser Stoffe in der EU beraten. Vielen Unternehmen ist allerdings nicht klar, welche Auswirkungen das für sie hat und wie sie diese Stoffe substituieren können.

Antworten auf diese und weitere Fragen gibt der Umweltwissenschaftler Prof. Dr. Dirk Bunke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Öko-Instituts, im Gespräch mit der Haufe-Arbeitsschutzredaktion.

Einsatz zur Oberflächenbehandlung

Aktuell wird in der EU ein weitreichender Vorschlag von fünf europäischen Mitgliedsstaaten zur Beschränkung der Verwendung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) öffentlich beraten. Wo werden PFAS denn überhaupt eingesetzt?

PFAS werden vor allem zur Oberflächenbehandlung ganz unterschiedlicher Materialien eingesetzt – von technischen Papieren bis zu Haushaltsprodukten. Sie sind aber auch in Tausenden ganz unterschiedlicher Chemikalien zu finden – von Kunststoffadditiven und Schmierstoffen bis zu Kosmetik. Denn PFAS sind sehr stabil, setzen die Oberflächenspannung von Wasser herab und sind wasser- und fettabweisend.

PFAS verursachen schwere gesundheitliche Folgen

Was macht sie so problematisch?

Gut ein Dutzend von ihnen sind inzwischen gesetzlich verboten, da sie nachgewiesenermaßen schwere gesundheitliche Schädigungen verursachen – von gesteigerten Krebsraten bis zu Fortpflanzungsstörungen. Das gilt vor allem für die langkettigen Verbindungen. Die kurzkettigen werden im Boden nicht zurückgehalten und führen zu Wasser- und Trinkwasserbelastungen, die nur mit sehr hohem Aufwand saniert werden können. Da die meisten dieser Verbindungen seit Jahrzehnten ohne gesetzliche Einschränkungen angewendet werden können, finden wir PFAS inzwischen überall – von der Tiefsee bis zum Blut in jedem von uns. Das Markenzeichen der PFAS sind die vielen Kohlenstoff-Fluor-Bindungen. Die werden in der Umwelt auch in Jahrzehnten nicht abgebaut.

Lange Übergangszeiten zur Substitution von PFAS

Welche Auswirkungen haben diese Verwendungsbeschränkungen nach dem jetzigen Stand auf produzierende Unternehmen?

Es wird ein Wechsel stattfinden zu weniger problematischen Ersatzstoffen. Für viele Anwendungen gibt es schon andere Möglichkeiten – z. B. bei der Oberflächenbeschichtung von Papieren, die im Haushalt eingesetzt werden. Bei einigen Verwendungen sind Ersatzstoffe noch nicht in Sicht. Daher gibt es für sie im Beschränkungsvorschlag Übergangszeiten von mehr als zehn Jahren.

Identifikation von PFAS im Unternehmen

Damit sich Unternehmen rechtzeitig auf die Verwendungsbeschränkungen vorbereiten können, müssen sie feststellen, ob und inwieweit sie betroffen sind. Wie können PFAS im Unternehmen identifiziert werden?

Es gibt drei Schlüssel für Unternehmen, die sich eine erste Übersicht verschaffen wollen, in welchem Umfang sie PFAS einsetzen. Der erste ist die Zusammenstellungen der Namen (und CAS-Nummern), der Stoffe, die sie einsetzen. Der zweite ist die Kenntnis davon, was im Unternehmen mit den Prozesschemikalien und Materialien gemacht wird. Der dritte Schlüssel ist das Gespräch mit den Lieferanten.

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PFAS-Verbot: Hintergründe und Bedeutung für die Praxis

Derzeit wird die Beschränkung der Nutzung von PFAS in der EU diskutiert. Das Seminar geht auf die deren Einsatzgebiete ein, diskutiert die Auswirkungen dieser Beschränkungen auf produzierende Unternehmen und zeigt Unterstützungsangebote.

Termin: Donnerstag, 28.11.2024, 10.00 Uhr

Preis: 108,00 € zzgl. MwSt.

Zur Anmeldung

Unterstützung für Unternehmen

Gibt es denn Substitutionsmöglichkeiten für PFAS? Wo erhalten Unternehmen Informationen darüber bzw. gibt es Unterstützungsangebote?

Für viele Anwendungen sind inzwischen Alternativen bekannt. Bei einigen Branchen gibt es Übersichten der Verbände. Sehr viel Material hierzu gibt es auch bei der Europäischen Chemikalienagentur und bei der OECD.

Inkrafttreten frühestens ab 2026

Wie ist der Stand des Gesetzgebungsverfahrens? Wann ist mit dem Inkrafttreten der neuen Regelungen zu rechnen?

Mit der Entscheidung des Parlamentes ist 2026 bis 2027 zu rechnen. 18 Monate später tritt dann die Beschränkung in Kraft. Aufgrund der vorgesehenen Ausnahmen gibt es dann noch mehr Zeit, um für kritische Verwendungen Ersatz zu finden. In all diesen Jahren wird die aktuelle problematische Freisetzung von PFAS in die Umwelt weiter anhalten. Es ist wie bei Zahnschmerzen: später zum Arzt zu gehen macht die Situation nur schmerzhafter und die Folgen gravierender.


Schlagworte zum Thema:  Gefahrstoff, Umweltschutz, Nachhaltigkeit