Digitale Risikobeurteilungen und Fernwartungen: Wie Maschinen in Zukunft noch sicherer werden
Die Sicherheit einer Maschine wird im Rahmen einer Risikobeurteilung, die eine Risikoanalyse mit einer Risikobewertung kombiniert, getestet. Diese Anforderung leitet sich aus dem Produktsicherheitsgesetz ab, in dem bestimmt wird, dass nur sichere Maschinen in Verkehr gebracht werden dürfen. Sicherheit bedeutet im rechtlichen Sinne, dass die Maschine allen Anforderungen der aktuellen Maschinenrichtlinie entsprechen muss. Die Risikobeurteilung ist Aufgabe des Herstellers bzw. Maschinenbauers. Aufgrund des doch recht erheblichen Aufwands einer umfassenden Risikobeurteilung, wird sie von Herstellern aber nicht immer in letzter Konsequenz umgesetzt.
Risikobeurteilung versus Gefährdungsbeurteilung
Der Anlagenbetreiber muss dafür sorgen, dass er seinen Arbeitnehmern sichere Arbeitsmittel zur Verfügung stellt. Dazu muss er eine Gefährdungsbeurteilung auf Grundlage der vom Hersteller angefertigten Maschinendokumentation durchführen, die in Bezug auf Maschinen in der betrieblichen Praxis nicht selten (und fälschlicherweise) ebenfalls Risikobeurteilung genannt wird.
Die Qualität dieser Gefährdungsbeurteilung hängt dabei auch von der Risikobeurteilung des Maschinenbauers ab. Sobald die Maschine am Einsatzort im Unternehmen steht, trägt der Betreiber die vollumfängliche Verantwortung für alle Änderungen, die er an der Maschine vornimmt. Damit können sich auch Verantwortungsbereiche verändern. Denn führt der Betreiber an der Maschine eine grundlegende Änderung durch, indem er beispielsweise die Maschine mit einer anderen Maschine zu einer größeren Anlage zusammenschließt, dann wird er dadurch zum Hersteller einer neuen Maschine – mit allen damit verbundenen Herstellerpflichten, unter anderem der Durchführung einer Risikobeurteilung nach Maschinenrichtlinie.
Digitale Risikobeurteilungen
Die Verantwortung für die Sicherheit des Maschinen- und Anlagenbetriebs kann die Kompetenz der Unternehmen überfordern. In vielen Fällen beauftragen sie daher externe Dienstleister, welche die Risikobeurteilung für sie übernehmen. Auch als Folge der Pandemie bieten diese immer öfter auch digitale Services an. Zu diesen Dienstleistungen gehören die „digitale Betriebsbegehung“ oder „digitale Gefährdungs- bzw. Risikobeurteilungen“.
Der Kunde nimmt dabei die Begehung der zu betrachtenden Maschine oder Anlage zwar selbst vor. Die Experten des Dienstleisters beobachten allerdings per Live-Schaltung die Techniker und Sicherheitsverantwortlichen des Kundenunternehmens bei der Inspektion der Maschinen, analysieren die an den Maschinen gemachten Nahaufnahmen und sprechen bei Bedarf die beobachteten Mängel oder Probleme an.
Eine „Online-Begehung“ kann länger dauern als eine konventionelle Gefährdungs- oder Risikoanalyse, da es aufgrund des beschränkten Sichtbereichs der Digitalkamera mehr Zeit braucht, um eine komplette Maschine zu erfassen und zu beurteilen. So ist die digitale Gefährdungs- und Risikobeurteilung einer Maschine oft mit einem zeitlichen Mehraufwand verbunden.
Andererseits spart sie auch viele Ressourcen und manchmal auch Zeit, weil keine gemeinsamen Vor-Ort-Termine mit dem Dienstleister organisiert werden müssen. Darüber hinaus kann die Online-Gefährdungsbeurteilung aufgezeichnet werden, um so auch im Nachgang Details nochmals betrachten zu können und eventuell bei der Erstanalyse übersehene Sicherheitsmängel identifizieren zu können.
Digitale Fernwartung
Bei der digitalen Fernwartung oder prädiktiven Wartung (englisch: Predictive Maintenance) kann mittels umfassender und kontinuierlicher digitaler Datenanalysen festgestellt werden, welche Maschine unbedingt gewartet werden müsste und bei welcher Anlage die technische Sicherheit nicht mehr hundertprozentig gewährleistet ist. Bei diesem Verfahren überwachen Sensoren kontinuierlich den Zustand der Maschinen, erfassen dabei Störquellen in Echtzeit und alarmieren die Servicetechniker umgehend, damit sie die Probleme beheben können.
Das bringt den Unternehmen eine Reihe von Vorteilen: Unnötige Wartungs- oder Prüfungstermine entfallen, die Lauf- und Lebenszeit der Anlagen verlängert sich und kostspielige und länger andauernde Reparaturen und Maschinenausfälle, weil technische Probleme nicht schnell genug erkannt wurden, kommen kaum mehr vor. Der wichtigste Vorteil aber ist: Die Maschinensicherheit ist theoretisch zu jedem Zeitpunkt gewährleistet und nur dann nicht gegeben sein, wenn das Betreiberunternehmen oder der von ihm beauftragte Dienstleister die Warnmeldungen des digitalen Wartungssystems ignorieren.
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