Gefährdung auf Baustellen durch Diebstähle: ein wachsendes Problem
Diebstähle, Sachbeschädigungen und Vandalismus auf Baustellen sind eine zunehmende Bedrohung für die Baubranche. Nicht nur wirtschaftliche Schäden entstehen, sondern auch potenzielle Gefahren für die Sicherheit auf der Baustelle. Besonders für kleine Handwerksbetriebe und selbstständige Handwerker kann dies existenzbedrohend sein, da durch fehlende Materialien und Werkzeuge nicht nur das laufende Projekt gefährdet wird, sondern auch zusätzliche Kosten entstehen. Gekappte Stromleitungen oder beschädigte Baugeräte sind nur Beispiele, die erhebliche Sicherheitsrisiken für die Bauarbeiter und Dritte mit sich bringen können.
Was wird häufig gestohlen?
Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit betrachten etwa ein Drittel aller Unternehmen in der Baubranche Diebstähle auf Baustellen als ernstes Problem. Etwa 90 % der befragten Unternehmen waren bereits Opfer von Diebstählen. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 26.000 Fälle gemeldet. Viele Bauunternehmen berichten aktuell auch wieder, dass die Baustellenkriminalität erneut zugenommen hat.
Am häufigsten werden Werkzeuge, Baumaterialien, Metalle und Kraftstoffe gestohlen. Auch teure Baugeräte, wie Zementmischer oder komplett verbaute Anlagen, sind nicht sicher. Besonders seit dem Anstieg der Preise für Metalle und Baustoffe haben sich die Diebstähle weiter verschärft. Zudem verschlimmern Materialknappheit und hohe Nachfrage die Situation, was darauf hindeutet, dass Diebstähle gezielt geplant oder sogar „auf Bestellung“ durchgeführt werden.
Wer haftet bei Diebstählen?
Die Haftungsfrage bei Diebstählen auf Baustellen ist komplex und hängt vom Zeitpunkt des Diebstahls ab. Grundsätzlich gilt: Vor der Abnahme der Arbeit haftet der Auftragnehmer, da er für den Schutz der Materialien verantwortlich ist. Nach der Abnahme geht das Risiko auf den Auftraggeber über. Die Besonderheiten sind jedoch immer am Einzelfäll zu überprüfen. Eine niedrige Aufklärungsquote macht es umso wichtiger, gute präventive Maßnahmen zu ergreifen, da die Chancen, gestohlene Güter zurückzubekommen, gering sind.
Gefahren durch Diebstähle
Die finanziellen Schäden sind eine Sache, aber Diebstähle und Vandalismus können auch gravierende Sicherheitsrisiken darstellen. Beispielsweise könnten manipulierte Baugeräte oder entfernte Sicherheitseinrichtungen zu Unfällen führen. Gekappte Stromleitungen oder ungesicherte Gefahrstoffe auf der Baustelle stellen eine Bedrohung für Arbeiter und die öffentliche Sicherheit dar.
Psychische Auswirkungen von Diebstählen
Die psychischen Auswirkungen von Diebstählen auf Baustellen sind erheblich. Laut einer Studie fühlen sich 75 % der Betroffenen nach einem Einbruch oder Diebstahl in ihrer gewohnten Umgebung unsicher. Die Reaktionen reichen von Unbehagen, Schlaflosigkeit und Anspannung bis hin zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Wut u. a. Der zusätzliche Stress durch den organisatorischen Aufwand, die Schadensregulierung und den Papierkram verstärkt die Belastung und kann sowohl die persönliche als auch die berufliche Situation der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Präventive Maßnahmen: Was kann getan werden?
Um Diebstähle zu verhindern, gibt es zahlreiche Maßnahmen, die auf Baustellen umgesetzt werden können. Die Installation von Bauzäunen, Überwachungssystemen und Alarmanlagen kann helfen, unbefugten Zutritt zu verhindern. Laut Bundeskriminalamt sollten Bauzäune mindestens 2,5 m hoch und mit Übersteigsicherungen ausgestattet sein. Auch der Einsatz von Kameras und Sicherheitspersonal kann eine abschreckende Wirkung haben.
Besonders wichtig ist die richtige Lagerung von wertvollen Werkzeugen und Materialien. Abschließbare Container mit zusätzlicher Bodenverankerung erschweren Dieben den Zugriff. Organisatorisch sollten Zugangs- und Ausgangskontrollen auf Baustellen etabliert werden, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zutritt haben.
Versicherungsschutz: wichtig, aber kein Allheilmittel
Eine Bauleistungs- oder Bauwesenversicherung sowie Inhaltsversicherungen für Betriebsfahrzeuge können finanzielle Risiken abdecken, jedoch nicht vollständig beseitigen. Je nach Versicherungsvertrag müssen bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Es lohnt sich daher, regelmäßig den Bestand an Werkzeugen und Materialien zu überprüfen und zu dokumentieren, um den Überblick zu behalten und kleinere Diebstähle frühzeitig zu erkennen.
Kontrolle nach einem Diebstahl auf der Baustelle
Eine gründliche Kontrolle nach einem Diebstahl auf der Baustelle ist unerlässlich, um Sicherheitsrisiken rechtzeitig zu erkennen. Unentdeckte Schäden wie Manipulationen oder Defekte können, wie schon erwähnt, die Sicherheit auf der Baustelle erheblich gefährden. Es ist wichtig, den Schaden schnell zu erfassen und umgehend Maßnahmen zur Behebung einzuleiten, um Risiken und Verzögerungen zu minimieren und den Projektverlauf so wenig wie möglich zu stören. Sobald Sicherheitslücken identifiziert sind, sollten diese geschlossen werden, um Folgekriminalität zu verhindern. Auch für die Schadensregulierung bei Versicherungen und die Meldung an Behörden ist eine detaillierte Bestandsaufnahme und Dokumentation des Vorfalls erforderlich.
Fazit
Diebstähle auf Baustellen sind ein ernstes Problem mit weitreichenden Folgen. Unternehmen sollten sich präventiv schützen, indem sie organisatorische, technische und persönliche Maßnahmen ergreifen. Die professionelle und zunehmende Organisation solcher Diebstähle macht es wichtig, Sicherheitsmaßnahmen wie Videoüberwachung und verbesserte Zugangskontrollen auf Baustellen zu verstärken. Neben einer besseren Baustellensicherung kann auch die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter entscheidend dazu beitragen, Diebstähle zu verhindern. Schlussendlich ist es die Kombination aus Überwachung, guter Organisation und Achtsamkeit, die den besten Schutz bietet. Eine umgehende Kontrolle nach einem Diebstahl ist entscheidend, um Sicherheitsrisiken zu minimieren, weitere Schäden zu verhindern und den Arbeitsablauf schnell wiederherzustellen.
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