Erfolgreich Potenziale nutzen mit Reifegradmodellen
Welchen Nutzen bieten Reifegradmodelle?
Reifegradmodelle gehen davon aus, dass alle Unternehmen im Laufe ihres Lebens ähnliche Entwicklungsphasen durchlaufen. Der Ablauf dieser Reifegradphasen ist dabei vorher bekannt, wobei die einzelnen Phasen aufeinander aufbauen. Unternehmen können mit Hilfe eines Reifegradmodells eine Standortbestimmung vornehmen und analysieren, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln können und möchten.
Entwicklungsstand des Reporting: Guter Durchschnitt erreicht
Die Kennzahlen im Standardreporting sind in der Regel finanziell dominiert, d.h. sie orientieren sich an den Daten aus dem Jahresabschluss. Differenziert werden diese Daten entlang der wichtigsten Steuerungsdimensionen, wie z. B. Produkte, Geschäftsbereiche oder Regionen. Zukünftig wollen viele Unternehmen auf branchen- und geschäftsspezifische Kennzahlen ein höheres Augenmerk legen. Auch wertorientierte und compliance-basierte Kennzahlen sind im Kommen.
Optimierungsbedarfeliegen vor allem bei zwei Punkten:
- Der manuelle Aufwand ist teilweise beträchtlich, vor allem bei der Erstellung und Pflege der Standardreports sowie der Ermittlung komplexer Kennzahlen.
- Werttreiberbäume und Benchmark-Informationen liegen oft noch nicht im gewünschten Umfang vor.
Allerdings rüsten die Unternehmen bei der IT-Unterstützung ihres Reportings kräftig auf. Interaktive Dashboards und Bereitstellung der Unterlagen im Intranet und auf mobilen Endgeräten sind stark im Aufwind.
Welche Reifegrade im Berichtswesen haben Unternehmen bislang erreicht? Abbildung 1 zeigt die unterschiedlichen Stufen auf. In der Praxis findet sich mit 46 % das „Integrated Reporting“ am häufigsten, also die mittlere Entwicklungsstufe. An zweiter Stelle folgt das „Guided Reporting“ mit 34 %. Platz drei belegt mit 14 % das „Strategy-driven Reporting“. Die übrigen beiden Stufen schlagen mit jeweils 3 % kaum zu buche.
Als Handlungsempfehlung lässt sich ableiten, dass Unternehmen ihre Reporting-Inhalte noch stärker auf Relevanz prüfen sollten und stärker um entscheidungs- und steuerungsrelevante Aspekte ergänzen sollten. Oftmals verstecken sich zu viele nicht genutzte Informationen in aufgeblähten Berichten. Auch die Web-basierten Technologien sollten weiter ausgebaut werden, weil sie eine interaktivere und mobilere Nutzung der Informationen ermöglichen.
Entwicklungsstand der Planung: Ebenfalls guter Durchschnitt erreicht
Bei der langfristigen Planung gibt es einen eindeutigen Trend zur Abkehr von der fortschreibungs- und finanzorientierten Planungsweise. In Zukunft sollen Inhalte und die strategischen Ziele des Unternehmens stärker berücksichtigt werden. Bei der operativen Planung wird die Fortschreibungsorientierung weniger als Problem angesehen. Unternehmen bemängeln vielmehr die ungenügende Integration der operativen Teilpläne sowie zwischen der operativen und strategischen Planung.
Der Standardisierungsgrad der Planung ist insgesamt als hoch zu bezeichnen. So werden beispielsweise Planungstemplates und der Planungskalender zentral vorgegeben. In Zukunft wollen viele Unternehmen den Standardisierungsgrad erhöhen und um inhaltliche Aspekte erweitern, vor allem die Verbreitung von Best Practices.
Abbildung 2 zeigt die fünf Entwicklungsstufen der Planung auf. Ähnlich wie beim Reporting, befinden sich auch hier die meisten Unternehmen in der „goldenen Mitte“, nämlich beim „Integrated Planning“ mit 45 %. „Strategy-Driven Planning“ steht mit 29 % der Nennungen auf Platz zwei, gefolgt vom „Guided Planning“ auf Rang drei mit 18 %. Weniger häufig wurden „Basic Planning“ (1 %) und „IT-Advanced Planning“ (7 %) genannt.
Als Handlungsempfehlungen stehen folgende Punkte im Vordergrund:
- Die stärkere Zusammenführung operativer Teilpläne
- Die Integration von operativer und strategischer Planung
- Die Automatisierung bzw. Überführung von Spreadsheet-basierter Planung in automatisierte Formen und deren Ergänzung um Szenarien
Grundlagen
Der Beitrag „Reifegrade im Corporate Performance Measurement: Potenziale von Business Intelligence“ wurde 2011 von der Wirtschaftsprüfungsgeselleschaft KPMG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen publiziert. Über 300 Führungskräfte aus dem Finanz- und Controllingbereich nationaler und internationaler Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden für die Studie befragt.
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