Controlling-Kultur

Wer träumt nicht davon, dass neben einer gelebten Verkaufskultur auch unser Controlling im Unternehmen noch mehr gelebt wird? Zu Siemens-Nixdorf-Zeiten durfte ich in den 1980ger Jahren zwei Unternehmen erleben, die fusionierten und unterschiedlicher nicht sein konnten: Das eine war im Verkaufen spitze und das andere war in den Prozessen und im Rechnen spitze. Doch wie bekommt man beides hin? Wie bekommt man eine gemeinsame Kultur Hand-in-Hand hin?

Als frisch berufene Marketing-Controlling-Professorin an der Fachhochschule Heide widmete ich mich 2008 u. a. aus wissenschaftlicher Sicht dieser Thematik und baute den Blick seit 2012 in Berlin weiter aus. Ja wie denn? Und wie ganz konkret? Reicht es, wenn ich für einen Kulturwandel quasi einfach den Mitarbeitenden Kulturbeutel gebe und sie auf Reisen sende? Oder werden Kaffeetische aufgebaut, so dass in den Pausen mehr miteinander geredet wird? Mit Prosit quasi zum Profit?

Feed-Back scheint bei vielen Manager:innen negativ belegt zu sein. Nach Zenger und Folkman (2017) mögen etliche Manager:innen dies gar nicht, haben schlaflose Nächte, schwitzige Hände und sind froh, wenn sie ihr Feed-Back über die Bühne gebracht haben. Doch welch enormes Potenzial im Feed-Back liegt, wird einfach noch nicht wirklich gehoben. Also ran an dieses Feed-Back!?

Was sind mögliche negative Gründe, warum Feed-Back noch eher kritisch beäugt wird? Meist mögen Menschen kein Feed-Back, da sie es negativ belegen und nicht als Chance sehen, wie Menschen noch bessere Menschen werden können. Viele Mitarbeitende haben auch einfach negative Erfahrungen damit gemacht. Doch wie kann es gelingen, damit Menschen ‚Feed‘ besser wahrnehmen? In äußerst sehr gut gelebten Unternehmenskulturen durfte ich folgende gelebte Feed-Kultur kennenlernen: Feed-Back, Feed-Up, Feed-Forward, Feed-Ideas, Feed-Me und Feed-Sonstwie. Schauen wir uns diese Feed-Themen einmal näher an.

Feed-Back

Feed-Back kennen die meisten Lesenden sicherlich. Man betrachtet den vergangenen Weg und schaut, was wurde geschafft, was ist gut gelungen, was könnte noch besser gemacht werden, was sagen andere dazu wie Kunden, Kollegen und Lieferanten? Meist geht es auch darum, wie man von anderen wahrgenommen wird. Es geht auch ein wenig um die Art und Weise des Wirkens. Kurz: Wie werde ich wahrgenommen?

Feed-Up

Feed-Up beinhaltet, dass man ein Ziel benennt, wohin man möchte. Was ist das Ziel und wieweit bin ich bisher dorthin gekommen? Beispielsweise auf einer Skala von 1 bis 100% wie bei einem Software-Update, welches man startet, kann man festlegen, wie weit man bisher gekommen ist. Kurz: Wie weit bin ich bisher gekommen?

Feed-Forward

Feed-Forward zeigt auf, was man tun könnte, um dem eigenen Ziel noch näher zu kommen. Also was würde mich auf einer Skala von 1 bis 100% einen Punkt näher an mein Ziel bringen? Was würde mich zwei Punkte näher an mein Ziel bringen? Was würde mich sogar fünf oder zehn Punkte näher an mein Ziel bringen? Welche Maßnahmen werde ich ergreifen und auch konsequent nachfassen? Kurz: Welche klassischen Tipps und Ideen gibt es noch, damit ich näher an mein Ziel komme?

Feed-Ideas

Feed-Ideas offenbart Ideen, die noch leichter zum Ziel führen können. Hier kann man sich Ideen einholen, wie andere Unternehmen, z. B. Großunternehmen, KMUs, Kleinstunternehmen oder auch Start-ups oder Unternehmen aus anderen Kulturen diese Themen lösen. Welche Auswirkungen hätte die Idee auf meinen Arbeitsalltag, wenn sie zur Lösung beiträgt? Welche Auswirkungen hätte es, wenn wir das Problem nicht lösen? Jede noch so kreative, ungewöhnliche und auch „ver-rückte“ Idee zählt und wird offen aufgenommen. Kurz: Welche weiteren Tipps und Ideen gibt es noch, wenn man Out-of-the-box denkt, um seinem Ziel näher zu kommen?

Feed-Me

Feed-Me zeigt auf, wie Unterstützung proaktiv eingeholt werden kann. Welche Unterstützung wird von anderen wie Führungskräften, Kollegen, Mitarbeitenden oder weiteren Stakeholdern benötigt? Wen sollte ich proaktiv ansprechen, um Hilfestellungen einzuholen? Wie kann ein Feed-Back-Prozess in Zukunft noch hilfreicher gestaltet werden? Kurz: Welche Unterstützung brauche ich noch, um meinem Ziel näher zu kommen?

Feed-Sonstwie

Feed-Sonstwie beinhaltet, dass es beispielsweise auch Tools und Apps gibt, mit denen jederzeit auch Feed-Back eingeholt werden kann. Tim Schröder und Yannek Klose entwickelten beispielsweise die iPad-App ‚MyFeedback‘, mit der man auf Knopfdruck Feed-Back einholen kann – sei es über Smilies oder über den Net-Promotor-Score. Darüber berichteten wir bereits im Controller Magazin, Ausgabe 2/2022.

Wer nun mit den unterschiedlichen Feed-Themen vorbereitet in sein Feed-Gespräch geht, wird ab sofort noch wertvollere und hilfreichere Rückmeldungen erhalten, die weit über Standardantworten und 0815-Themen hinausgehen und Menschen wirklich weiterbringen. Zudem fördert es die Kommunikation, Wertschätzung und letztlich die Unternehmenskultur.

To Go’s:

  • Viele wünschen einen Kulturwandel,
  • von Feed-Back bis hin zu Feed-Me gelingt es mit dem Handel und
  • ... Controlling rockt Ihre Woche!

Der Artikel erschien erstmals im Controller Magazin 4/2023

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