Data Driven Organization: Wie Unternehmen aus Daten Wettbewerbsvorteile erzielen


Data Driven Organization Wettebewerbsvorteile aus Daten

Neue Technologien sind in der Unternehmenssteuerung und im Reporting auf dem Vormarsch. Aber welche digitalen Lösungen können Unternehmen überhaupt sinnvoll einsetzen und welchen Nutzen ziehen sie letztendlich daraus? Antworten auf diese Fragen lieferten die Vorträge auf der 14. Fachkonferenz Reporting & Analytics. Sie zeigten, wie Unternehmen mit den richtigen Maßnahmen und den „richtigen“ Daten nachhaltige Wettbewerbsvorteile generieren können. Über die Highlights berichten wir in einer neuen Serie.

Technologie kein Allheilmittel

Big Data Analytics, Predictive Forecasting oder Robotic Process Automation sind nur einige der Technologien, die aktuell zunehmend Verbreitung in der Unternehmenssteuerung finden. Die meisten Unternehmen befinden sich daher schon mitten in einem Transformationsprozess, der vor dem Finanzbereich und im Speziellen auch vor dem Reporting nicht Halt macht. So können durch die Integration neuer Daten zu Kunden, Märkten und Prozessen sowie durch die Anwendung neuer Algorithmen lange offen gebliebene Fragen endlich beantwortet werden. Darüber hinaus werden Reporting-Prozesse durch integrierte Systeme und Robotics effizienter.

Durch die Digitalisierung ergeben sich daher zahlreiche Chancen. Aufgrund der Vielzahl an Trends und Technologien stehen Verantwortliche jedoch vor der Herausforderung, die richtige Auswahl an Maßnahmen und das individuell passende Vorgehen für die Transformation zur „Data Driven Organization“ zu bestimmen, um die Potenziale letztendlich zu heben.

Fachvorträge zu Reporting & Analytics

Das Programm der zweitägigen Konferenz zeichnete ein umfassendes Bild der aktuellen Themen und Entwicklungen in Reporting & Analytics. Gastgeber waren Jens Gräf und Dr. Johannes Isensee von Horváth & Partners. Zehn Fachvorträge bildeten den Kern der Konferenz, u.a. der Unternehmen E.ON, BOSCH, der 1. FC Nürnberg, s.Oliver, graphomate, TRUMPF, BASF, SCHOTT, LAPP und Migros.

 Jeder der Referenten bot den rund 120 Teilnehmern dabei einen offenen Einblick in aktuelle Projekte oder implementierte Lösungen. Beweggründe und Erfolgsfaktoren, aber auch Herausforderungen und Fallstricke kamen dabei nicht zu kurz.

Jeder Vortrag beleuchtete dabei zwar ein individuelles Thema, reihte sich aber nahtlos in den Kontext „Data Driven Organization“ ein. Immer wieder hervorgehoben wurden dabei zwei Aspekte: Die Anwendung digitaler Lösungen im Finanzbereich ist alternativlos, um künftig im Wettbewerb zu bestehen. Vielfach fehlt es jedoch noch an geeigneten Strategien, Wissen und letztendlich an Vertrauen bei Mitarbeitern und Entscheidern. Eine Transformation zur „Data Driven Organization“ ohne ausreichende Berücksichtigung und Einbindung des „Faktors Mensch“ scheint zum Scheitern verurteilt.

Daten sind das Öl im Steuerungsprozess – von Daten zum Wettbewerbsvorteil

“Without data, you're just another person with an opinion.” Mit diesem Zitat von W. Edwards Deming eröffnete Jens Gräf die Fachkonferenz Reporting & Analytics. Damit war der erste Akzent in Richtung „Data Driven Organization“ gesetzt. Getreu dem Konferenzmotto „Daten in wettbewerbsrelevante Impulse verwandeln“ stellte Gräf zugleich fest, dass Daten, Modelle und Algorithmen für Unternehmen niemals Selbstzweck sind. Vielmehr sind sie „das Öl im Steuerungsprozess“, indem sie zu besseren Entscheidungen beitragen und schlussendlich wettbewerbsrelevante Impulse liefern: Von den Daten zum Wettbewerbsvorteil.

Die anschließenden Vorträge lieferten  aus unterschiedlichsten Blickwinkeln Lösungsansätze und Impulse für die Transformation zur „Data Driven Organization“.

E.ON und BOSCH: Advanced Analytics als gelebte Praxis

Den Start machte Bernd Kälber, Digital@Finance Program Manager Advanced Analytics & Artificial Intelligence bei E.ON. Disruptiver Wandel führt zu stark veränderten Anforderungen an den CFO-Bereich, so Kälbers Grundthese. In diesem Umfeld sei die Anwendung von Advanced Analytics und Künstliche Intelligenz (KI) erforderlich, um den Wertbeitrag zu steigern. Kritischer Faktor sei dabei die Weiterentwicklung von Kompetenzen im Finanzbereich: „Bridging roles with the mix of business and AI knowledge will be crucial for success“. Anhand einer Live-Demo präsentierte Kälber eindrucksvoll, wie weit die Anwendung von Advanced Analytics bei E.ON bereits fortgeschritten ist. Dabei setzt man auf einfache Templates, die gemeinsam mit dem Horváth & Partners Steering Lab entwickelt wurden, um die Bereiche zum Mitmachen für weitere Cases zu gewinnen.

Auch bei BOSCH ist der Einsatz von Analytics gelebte Praxis, wie Björn Reitzenstein, Senior Manager Finance Transformation, in seinem Vortrag an einer Reihe von Anwendungsfällen – vom klassischen Dashboard bis zur Working Capital Optimierung – aufzeigen konnte. Neben den Anwendungsfällen betonte Reitzenstein auch eine Reihe weiterer Aspekte:

  • Ein klares Zielbild ist für die Digitalisierung der Finanzfunktion unabdingbar.
  • Advanced Analytics kann nur mit einer umfassenden und integrierten Datenbasis funktionieren.
  • Advanced Analytics ist auf einem unaufhaltsamen Vormarsch, es fehlt aber noch an Vertrauen bei allen Beteiligten.

Quantensprünge in der Performance für datengetriebene Unternehmen

Im Anschluss spannte Alexander Vocelka, Leiter des Horváth & Partners Steering Labs, den Bogen noch etwas weiter, indem er zum Einstieg seines Vortrags prognostizierte, dass Big Data und Machine Learning Gesellschaft und Wirtschaft in ungeahnter Weise transformieren werden. Vocelka stellte jedoch zugleich klar, dass die Transformation deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als gemeinhin erwartet und dass drei Faktoren unabdingbar sind:

  • Digital Leadership
  • Digital Vision
  • Digital Knowledge

In vielen Transformations-Initiativen, so Vocelka, mangelt es jedoch genau an diesen Faktoren. Schließlich beleuchtete Vocelka auch die Effekte des „Quantitative Business Modellings“ und der digitalen Steuerung. Kurzum, datengetriebene Unternehmen, die quantitativ-modelliert und digital steuern, können Performance-Quantensprünge erzielen, so Vocelka.

1. FC Nürnberg: Bessere Entscheidungen durch relevante Echtzeit-Informationen

Die datengetriebene Entscheidungsfindung und Steuerung macht auch vor dem Sport nicht halt, wie Dr. Mario Hamm, Direktor Finanzen & Controlling beim 1. FC Nürnberg, eindrucksvoll präsentierte. Hamm charakterisierte den Fußball als Geschäft mit einer unumstrittenen Spitzen-Kennzahl, dem Tabellenplatz. Dabei werden im Fußball immense Mengen an Daten generiert, die durch neue Technologien in Echtzeit analysiert werden können. So stehen dem 1. FC Nürnberg genau jene Informationen zur Verfügung, die situativ benötigt werden, um bessere Entscheidungen zu treffen, sei es bei der Trainingssteuerung oder beim Elfmeterschießen. Hamm betonte dabei, dass es clevere digitale Partnerschaften sind, die auch kleine Unternehmen dazu befähigen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

„Speedboats“ bei s.Oliver als Modus für die Implementierung der Finance-Strategie

Die Finanzfunktion von s.Oliver steht unter Transformationsdruck. Folglich galt es, eine zukunftsweisende Finance-Strategie zu entwickeln. Doch der klassische Fahrplan zur Implementierung passte nicht zu den Rahmenbedingungen, so Susanne Heckelsberger, Chief Financial Officer, und Kai Bauknecht, Referent Finance bei s.Oliver. Mit dem sogenannten „Speedboat-Ansatz“ fand s.Oliver eine Alternative. Mit „Speedboats“ wurden in kürzester Zeit ein digitales Management Reporting trotz mangelnder Systemintegration umgesetzt und Robotics-Applikationen im Accounting eingeführt. Dabei betonten Heckelsberger und Bauknecht jedoch: „Speedboat-Initiativen“ sind wichtig, um schnell greifbare Ergebnisse zu schaffen, ein strategisches Zielbild ist dennoch notwendig, damit die Entwicklungsrichtung stimmt.

Vom Liniendiagramm zur Virtual Reality: Informieren statt dekorieren

Wachsende Datenmengen und Analytics-Applikationen müssen adressatengerecht dargestellt werden. Die ohnehin große Bedeutung geeigneter Daten-Visualisierungen wächst damit in der Transformation zur „Data Driven Organization“ weiter. Passend dazu nahm Lars Schubert, Gründer von graphomate, die Teilnehmer zum Abschluss des ersten Konferenztags mit auf eine Reise durch die Geschichte der Visualisierung, vom ersten Liniendiagramm bis zur virtuellen Realität. Anhand einer Vielzahl von Beispielen machte Schubert deutlich, welches seine Anforderungen an gute Visualisierung sind: Einfachheit, Einheitlichkeit, Ehrlichkeit. Oder – wie Schubert es auch gerne zusammenfasst – „informieren statt dekorieren“.

Vertriebsreporting mit modernen Dashboards bei TRUMPF und LAPP

Den zweiten Konferenztag eröffnete Florian Heinig, CFO der TRUMPF Lasersystems for Semiconductor Manufacturing GmbH, mit seinem Vortrag über die „TRUMPF Sales Discovery“ (TSD), dem dashboard-basierten Vertriebs-Reporting von TRUMPF. Heinig ging insbesondere auf die Herausforderungen für den Aufbau des Vertriebsreportings ein. Spezielle Probleme ergaben sich aus einer uneinheitlichen Datengrundlage und mangelnder Transparenz über Märkte. Demgegenüber war das Zielbild für die „TRUMPF Sales Discovery“ klar:

  • “One Single Source of Truth” für Vertriebsdaten
  • Verfügbarkeit von Auswertungen auf allen relevanten Endgeräten
  • Einfache und selbsterklärende Bedienbarkeit

Ebenso spannend berichtete Heiko Stähle, Head of Controlling LA EMEA bei LAPP, über den Aufbau einer „State-of-the-Art Sales-Steuerung“. Die Herausforderung für LAPP lag darin, innerhalb von sechs Monaten ein globales Dashboard für 44 Vertriebsgesellschaften mit unterschiedlichen Vertriebsstrukturen, eigenen Reportings und dezentralen Systemen aufzubauen, so Stähle. Den Leitgedanken seines Vortrags fasste Stähle mit dem Motto „Break the wall – be on one page“ zusammen: Ausschlaggebender Erfolgsfaktor des Projekts war es, die Mitarbeiter (Vertrieb, IT, Controlling) von Anfang an mitzunehmen und kein System aus der Zentrale aufzuzwingen.

Robotics und Machine Learning zur Effizienzsteigerung bei SCHOTT UND BASF

Den Schwenk vom Front-end zurück zu Robotics und Machine Learning meisterten Lüthe W. Brandt, Head of Global Technology Unit bei der BASF Services Europe GmbH, und Oliver Stritzel von der SCHOTT AG. In einem gemeinsamen Vortrag berichteten sie vom Arbeitskreis „Digital Finance“ der Schmalenbach-Gesellschaft, welcher sich auf die Fahne schreibt, Finance Manager bei der Wertstiftung durch die Nutzung digitaler Technologien zu unterstützen. Mit Blick auf SCHOTT berichtete Stritzel von erfolgreichen Robotics-Anwendungsfällen, die Mitarbeiter beispielsweise von repetitiven Accounting-Aufgaben entlasten. Am Beispiel von BASF zeigte Brandt auf, wie Machine Learning im Rahmen der „Cognitive-based Automation“ eingesetzt wird, um manuelle Aufwände weiter zu reduzieren.

Integriertes Group Reporting und Konsolidierung bei Migros

Reporting ohne Konsolidierung ist undenkbar. Mit ihrem Vortrag zum Thema integriertes Group Reporting und Konsolidierung bei Migros setzten Ralph Strasser, Leiter Konsolidierung bei Migros, und Till Tschierschky von Horváth & Partners daher einen sehr passenden Schlusspunkt am Ende der Konferenz. Mit dem Projekt „NewCons“ setzte Migros eine zukunftsfähige und integrierte Konsolidierungs-Lösung um. Als „Key for Success“ machten die Referenten dabei das umfassende Change Management aus, ein Aspekt der nach wie vor in vielen Projekten vernachlässigt zu sein scheint.

„Pulse Check“: aktuelle Themen und Herausforderungen im Reporting

Neben den Fachvorträgen wurde auch in diesem Jahr wieder ein interaktiver „Reporting Pulse Check“ durchgeführt: Welche Themen bewegen die anwesenden Experten aus Finance & Controlling aktuell? Wie weit ist der Wandel zur „Data Driven Organization“ bereits fortgeschritten? Welche Entwicklungen werden erwartet? All das zeigte die Live-Online-Befragung, die Steffen Schneider und Ben Wagemann (beide Horváth & Partners) am zweiten Konferenztag durchführten. Zu den wichtigsten aktuellen Themen zählen demnach:

  • Die Automatisierung des Reportings
  • Der Aufbau von DashboardLösungen
  • Die Einführung von Predictive Analytics

Ein äußerst spannendes Ergebnis lieferte auch die Frage nach der größten Herausforderung auf dem Weg zur „Data Driven Organization“: Nicht etwa die technische Umsetzung wurde zuvorderst genannt, sondern unzureichende Strategien und mangelndes Vertrauen bei Mitarbeitern und Entscheidern belegten die ersten Plätze.

Schließlich offenbarten sich bei den Themen „Best Practice Reporting” (Dashboarding, Single Point of Truth) und Robotics äußerst interessante Entwicklungen gegenüber den Vorjahren: Nach wie vor verfügt nur ein kleiner Anteil über ein „State-of-the-Art Online-Reporting“. Der Einsatz von Robotics im Reporting ist hingegen weiter angestiegen.

Abrundung durch Abendveranstaltung, Software-Ausstellung und Graphic Recordings

Der Austausch zwischen Experten und Praktikern ist seit jeher ein wichtiges Element der  Fachkonferenz Reporting & Analytics. Die gemeinsame Abendveranstaltung im Soho House Berlin bot dafür einen idealen Rahmen.

Zum ersten Mal war außerdem eine Vielzahl von Software-Anbietern vor Ort, um ihre Reporting-Lösungen in den Pausen zu präsentieren. Den Besuchern Rede und Antwort standen dabei folgende Partner: SAP, Cubeware, Longview, Sievers, ThoughtSpot und graphomate.

Zu guter Letzt wurde jeder Vortrag durch Anne Lehmann in Form eines Graphic Recordings visualisiert, so dass kein Teilnehmer ohne eine griffige Zusammenfassung der Konferenz-Highlights nach Hause ging.

Die 15. Fachkonferenz ist für den 27. und 28. Mai 2020 terminiert.

Schlagworte zum Thema:  Big Data, Analytics, Reporting