Durch das von Digitalisierung veränderte wirtschaftliche Umfeld müssen sich längst nicht mehr nur die IT, die Produktion oder die Logistik den Herausforderungen der VUCA-Welt stellen, sondern auch das Controlling.
VUCA – Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity
Der Begriff VUCA ist ursprünglich ein aus dem amerikanischen Raum entstandener militärischer Begriff. Als einleitendes Beispiel nutzt der Referent die weltbekannte Schlacht von Waterloo, die seinerseits bereits durch VUCA geprägt war. Aus der digitalen Welt ist dieser Begriff ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Die Märkte sind volatil, Veränderungen sind ungewiss, die Komplexität der Entscheidungsfindung nimmt zu und die den Entscheidungen zugrunde liegenden Informationen sind oft mehrdeutig. Entsprechend definiert der Referent die vier Begriffe wie folgt:
- Volatilität: Unbeständigkeit mit hoher Schwankungsbreite und hoher Veränderungsgeschwindigkeit
- Unsicherheit: überraschende, wenig vorhersehbare Veränderungen
- Komplexität: wenig nachvollziehbare Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- Ambiguität: Mehrdeutigkeit von Informationen und Beobachtungen
VUCA verändert das Controlling fundamental
Aufgrund des schnellen Wandels rücken anstelle von langfristiger Planungen und Kontrolle zukünftig Szenario-Planungen, beispielsweise basierend auf Monte-Carlo-Simulationen, in den Vordergrund. Methoden der Advanced Analytics können durchaus unterstützen und Entscheidungen validieren. Die Zeiten, in denen Unternehmen allerdings jahrelang Vertrauen auf Zahlen, Daten und Fakten legten, sind im digitalen Zeitalter vorbei. Digitale Technologien, egal wie gut diese rechnen und vorhersagen, werden immer auch Unsicherheiten mit sich bringen. Die Unsicherheit kann durch Digitalisierung, Analytics und künstliche Intelligenz (KI) sogar zunehmen, so Ropers.
Zu viele hoch aggregierte Daten und Informationen verursachen eine noch höhere Komplexität und erschweren das Erkennen von Ursache-Wirkungsbeziehungen. Dies verdeutlicht der Referent beispielhaft anhand der Sportart Fußball (siehe Abbildung).
Immer dann, wenn wir sportliche Aktivitäten betreiben, kommt automatisch auch das Controlling ins Spiel:
- Steht der nächste Schritt im Einklang mit unserer Strategie und unseren Zielen?
- Welcher Schritt führt zum Erfolg?
- Was wird der Kontrahent tun?
- Wie wirken sich Abweichungen vom Plan aus?
- Welche Auswirkungen hat das auf andere Bereiche oder Abteilungen?
- Welches Risiko kann entstehen?
Dies sind nur einige Beispielfragen einer VUCA-Welt, die zeigen, dass Mitarbeiter und Führungskräfte gezwungen sind, ständig komplexe Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. An dieser Stelle betont der Referent, dass Unternehmen Komplexität heutzutage durch riesige undurchsichtige Datenmengen auch selbst kreieren, wodurch Bereiche und Abteilungen, die sogenannten Silos, entstehen.
Zur Bewältigung der VUCA-Welt kann der Fußballspieler beispielsweise versuchen alle Spielzüge auswendig zu lernen und langfristig voraus zu planen. Doch ist das aufgrund der Komplexität überhaupt möglich? Eines ist jedoch klar: VUCA erfordert schnelles Agieren und Handeln, weg von alten Denk- und Verhaltensmustern, hin zum Change!
Change Management in der VUCA-Welt
Durch die Mehrdeutigkeit von Informationen wird es immer schwieriger zu entscheiden, was richtig oder falsch ist. Daher müssen Unternehmen die bisherigen Best Practices einem kontinuierlichen Veränderungsprozess unterziehen. Der Referent gibt den Zuhörern dabei vier erste Schritte mit auf den Weg, um ihr Waterloo zu vermeiden und den Veränderungsprozess in ihrem Unternehmen zu starten:
- Bringen Sie Kreativität und Innovation in Ihr Unternehmen!
- Probieren Sie neue Dinge aus, ohne Angst vor dem Scheitern zu haben! Behalten Sie den Kunden im Fokus!
- Effectuation: Definieren Sie überschaubare erste Schritte, deren maximal möglichen Schaden Sie bereit sind zu (er)tragen!
- Schaffen Sie Raum für vernetztes und kooperatives Arbeiten in Ihrem Unternehmen!
Controlling muss digital werden, aber analog denken
Zur Lösung der Herausforderungen in einer VUCA-Welt, sollten Unternehmen auf das analoge Denken zurückgreifen, so Ropers. Demnach wird nicht mehr die eindeutig richtige Entscheidung gesucht, sondern auf die Frage des Managers "Wo kommen wir denn an?" die Antwort des Controllers "Ich weiß es nicht" akzeptiert.
Zum Schluss fasste Herr Ropers seinen Vortrag in die folgenden vier Kernbotschaften kurz und knapp zusammen:
- Die Welt ist VUCA.
- VUCA erfordert analoges Denken.
- Analoges Denken bedingt kulturellen Wandel.
- Der Controller wird in die Rolle des Change-Agents schlüpfen.
Abschließend erläuterte der Referent, dass der Controller auf diesem Wege eine wichtige Rolle als Change Agent übernehmen kann. Kompetenzen, die ein Change Agent hierfür benötigt, kategorisiert Ropers in
- Persönlichkeit & Kraft,
- Methode & Struktur,
- Interaktion & Dynamik.