Das Unternehmen LEONI
LEONI ist einer der größten deutschen Automobilzulieferer mit über 400-jähriger Betriebsgeschichte und bietet Produkte, Lösungen und Dienstleistungen für das Energie- und Datenmanagement an. Der Konzern unterteilt sich in die Wiring Systems Division (WSD) und die Automotive Cable Solutions Division (ACS). Der Kabelbaumbereich ist insbesondere für die deutsche Automotive Industrie von hoher Bedeutung, da ohne sie bei vielen Automobilherstellern mit der Just-in Time Produktion die Bänder stillstehen würden.
LEONIS jüngste Vergangenheit
Die eigentliche Krise hatte bereits Ende 2018 begonnen, zusätzlich verschärften sowohl die Covid- als auch die Ukraine-Krise operative Probleme und reduzierten den Aktienkurs bis Ende 2022 um über 80%. Ein hoher Nettoverschuldungsgrad erschwerte die Finanzierung, weshalb ein Verkauf der Kabel-Sparte geplant war. Dieser platze jedoch 2022 und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschärfte sich weiter. Der Nettoerlös aus dem Verkauf sollte zur Rückführung von Finanzverbindlichkeiten genutzt werden, zudem war mit den Konsortialbanken ein Debt to Equity Swap geplant. Nach dem Scheitern des Plans musste 2023 eine neue Finanzierungslösung gefunden werden.
Refinanzierung 2023
2023 stand LEONI eine Fülle an Finanzierungsangelegen gegenüber und für diesen Notfall wurde Hans-Joachim Ziems von Ziems & Partner als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen. Als Ziele wurden eine ausreichende Laufzeit für bestehende Kreditlinien, ein Schuldenschnitt und neue Liquidität avisiert. Zudem sollte LEONI vergabefähig bleiben und die Möglichkeit bekommen, sich operativ zu restrukturieren. Dafür mussten die Schulden und die Zinslast berücksichtigt werden. Im ersten Quartal 2023 entschied man sich für das StaRUG-Verfahren, welches eine Vereinbarung mit den Gläubigern vorsieht, durch die das Unternehmen aus der Krise kommen sollte, ohne ein klassisches Insolvenzverfahren zu durchlaufen. Die Anwendung dieses Verfahrens ist jedoch nicht ohne Kritik geblieben.
StaRUG-Verfahren: Ergebnis, Vorteile und Nachteile
Ergebnis des LEONI StaRUG-Verfahrens war neues Eigenkapital durch die Pierer Gruppe und ein 50-prozentiger Schuldenschnitt. Die Kreditgeber bekamen jedoch mit einem Wertaufholungsinstrument die Chance zugesichert an zukünftigen Gewinnen zu partizipieren. Die Stärken des StaRUG seien zum einen die schnelle Umsetzung ohne Unterbrechung des Geschäftsbetriebes und zum anderen die Möglichkeit das Minderheiten überstimmt werden können. Zudem sind Rechts- und Umsetzungssicherheit durch den klaren Prozess gegeben. Jedoch ist das noch relativ unbekannte Verfahren keine Grundlage für eine dauerhafte operative Verbesserung, welche nach geklärten Finanzierungsfragen das Ziel sein sollte und im Gegensatz zu einer Insolvenz können bei einem StaRUG-Verfahren Verträge nicht verändert werden.
Die CFO-Rolle und Tools in der Krise
Ein CFO muss in der Krise mit einer Vielzahl von Stakeholdern kommunizieren, die verunsichert sind und sich verlässliche Aussagen wünschen. Dies reicht von internen Akteuren, wie dem Management und den Arbeitnehmern, über Eigen- und Fremdkapitalgeber bis hin zu Kunden und Lieferanten. Die wichtigste Aufgabe dabei ist eine saubere Dokumentation der Situation. Zudem sind Eigenkapitalmaßnahmen und Sanierungsgutachten aus einer Accounting-Sicht relevant. Aus der Controlling-Sicht helfen für die Fortführungsprognose rollierende Forecasts und Szenario-Rechnungen. Allgemein sollte dem Risikomanagement eine hohe Bedeutung zukommen. Aus der Treasury-Sicht sollte neben der Verknüpfung von direkter und indirekter Liquiditätsprognose auch der Worst Case durchdacht werden und welche Implikation daraus für Tochtergesellschaften entstehen können.
Fazit
Dr. Harald Nippel Nippel zeigte anhand von LEONI wie das noch relativ neue StaRUG-Verfahren zur Restrukturierung und Sicherung der Finanzierung angewendet wurde. Zudem zeigte er die involvierten Akteure auf und mit welchen Instrumenten er als CFO Vertrauen schaffen und verlässliche Informationen kommunizieren konnte. Insbesondere eine ausführliche Dokumentation erwies sich als ein wichtiges Instrument.