Integrationsdruck von beiden Seiten
Die traditionelle Organisation in Großunternehmen umfasst ein internes und ein externes Rechnungswesen. Das interne Rechnungswesen (Controlling) sichert die Informationsversorgung des Managements und stellt entscheidungsnützliche Informationen zur Verfügung. Das externe Rechnungswesen hat die Aufgabe, die rechtlichen Verpflichtungen des Unternehmens für die Publizität zu erfüllen und bewegt sich im engen Korsett der gesetzlichen Verpflichtungen. Von beiden Seiten wird die Notwendigkeit der Integration gesehen. Das Controlling speist seine Reports in erheblichem Umfang aus Daten des externen Rechnungswesens. Das Verständnis der Regeln der Rechnungslegung, z. B. der IFRS, ist unabdingbar für einen guten Konzerncontroller. Insbesondere, da die Ergebnisse immer abhängiger von Entscheidungen des Rechnungswesens werden. Konzernergebnisse werden wesentlich beeinflusst von den Wertentwicklungen von Fair Values und Goodwills aus Akquisitionen. Daher wird die Ergebnissteuerung ohne eine enge Zusammenarbeit von Controlling und Rechnungswesen unmöglich.
Auf der anderen Seite verlangen bspw. die IFRS bei der Berechnung von Fair Values die Verwendung von zukunftsorientierten Cashflows. Deren Ableitung war die Domäne des Controllings, bei dem Planung und Forecasting angesiedelt sind. Die Planung musste schon immer die Standards des Rechnungswesens berücksichtigen, damit am Ende nicht ein Unterschied in Soll und Ist allein aus unterschiedlichen Regeln der Ableitung beider Rechenwerke resultiert. Durch die größere Bedeutung der Fair Value Bewertung benötigt aber auch das Rechnungswesen die zukunftsorientierten Informationen des Controllings.
SAP S/4HANA beschleunigt Zusammenführung im Konzernrechnungswesen
Die Zusammenarbeit zwischen Controlling und Rechnungswesen wird durch die IFRS im sog. „management approach“ institutionalisiert. Konkretisiert wird dies im Framework der IFRS: „die veröffentlichten Abschlüsse basieren auf den vom Management verwendeten Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie Veränderungen in der Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens“. Unternehmen sind gehalten, den externen Investoren die gleichen Informationen zur Verfügung zu stellen, die das Management als Basis ihrer Entscheidungsfindung nutzt. Die Vorteile für den externen Investor liegen auf der Hand: Er kann Entscheidungen des Managements auf der gleichen Informationsbasis nachvollziehen wie die Entscheidungsträger selbst.
Aber auch das Unternehmen hat Vorteile. Die Kosten der Ermittlung von Informationen können gesenkt werden, was sich auch in geringerem Prüfungsaufwand für den Jahresabschluss niederschlagen sollte. Der Konzerncontroller bekommt dadurch eine Mitverantwortung für die Ergebnisermittlung und -darstellung. Hier liegt eine Gefahr der Integration: Wenn das Konzerncontrolling z. B. Segmente so wählt, dass sie sich für die externe Darstellung gut eignen, kann das die eigentliche Rolle als Rationalitätsanker des Managements konterkarieren.
Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Integration überall gelebt wird. Vollständige Integration ist aber noch der Ausnahme- und nicht der Regelfall. Immer mehr Unternehmen werden jedoch den Weg der vollständigen Integration gehen. Es wird nicht mehr ausreichen, dass Rechnungswesen und Controlling siloartig nebeneinander stehen. IT-Systeme werden ihren Beitrag dazu leisten, dass internes und externes Rechnungswesen zur integrierten Abteilung werden. Als prominentestes Beispiel für diese Entwicklung kann sicher die neueste ERP-Generation von SAP S/4HANA angeführt werden.
Diese Veränderungen der Rahmenbedingungen haben Auswirkungen auf Rollen und Verantwortungen, da sich die Aufgabenabgrenzung ändern wird. Dadurch werden auch Prozesse betroffen sein, da die von den IFRS vorgegebenen Verfahren zur Firmenwertberechnung adaptiert werden müssen. Die Systeme werden sich ändern und integrieren das interne und externe Rechnungswesen. Durch die sich notwendigerweise ergebende Zusammenarbeit werden sich zudem Auswirkungen auf die Organisation ergeben.