Planungsfachkonferenz als Online-Veranstaltung
Die 22. Planungsfachkonferenz des Beratungsunternehmens Horváth & Partners unter dem Motto "Flexibilität als Kernanforderung an die Planung — durch integrierte Forecasts und Simulationen für jedes Szenario vorbereitet sein" wurde erstmalig als reine Online-Konferenz am 3.12.2020 durchgeführt. Mehr als 150 Teilnehmer haben das Event, moderiert von Michael Kappes und Sascha Brosig, online verfolgt und viele Fragen an die Referenten gestellt. Dabei wurden drei große Schwerpunkte gesetzt:
- Kontinuierliche Steuerung auf Basis von Forecasts und Simulationen
- Integration und Automatisierung mit führenden Cloud-Plattformen
- Integrierte umfassende (Finanz-)Simulation zur Entscheidungsunterstützung
Über die Highlights der Veranstaltung berichten wir in einer neuen Serie.
Kontinuierliche Steuerung auf Basis von Forecasts und Simulationen
In den letzten Jahren scheint sich ein Trend in Richtung einer kontinuierlichen Steuerung mehr und mehr zu etablieren. Die Vorträge von Lanxess und aber auch beispielsweise BioNTech haben hier gezeigt, wie das in der Praxis funktionieren kann.
Lanxess verändert den Planungsprozess radikal
Lanxess als global-agierender Chemiekonzern hat in den letzten 15 Jahren einen eher klassischen Steuerungsprozess verfolgt. Dieser Prozess war im Wesentlichen geprägt durch ein starkes Involvieren der gesamten Organisation, vielen Details und einem langwierigen Prozess. Trotz das Lanxess ein großer Konzern ist, hat man hier eine radikale Veränderung angestrebt. Die zukünftige Steuerung ist durch Folgendes geprägt:
- Einen stark verkürzten und hochautomatisierten Planungsprozess, kombiniert und auf Basis eines monatlichen Forecasts
- Stark aggregierte Werte mit einem limitierten Involvement der legalen Einheiten
- Klarem Fokus auf steuerungsrelevanten Informationen
- Unterstützende Szenarien, insbesondere für volatile Märkte
Eine solche Veränderung lässt sich nicht einfach umsetzen. Es mussten Leitplanken und Herausforderungen beachtet werden, wie zum Beispiel:
- Bereitschaft zur Planung auf aggregierten Werten,
- das richtigen Augenmaß für den Treiberbasierten Ansatz,
- Komplexität und Integration von Tools und abschließend
- der kulturelle Wandel auf allen Ebenen.
BioNTech setzt eine Planungsplattform ein
BioNTech arbeitet in einem hochdynamischen Umfeld und erfüllt grundsätzlich eher die Merkmale eines Startups mit starkem Wachstum, weniger die eines Großkonzerns. Dadurch ist der Anspruch an die Unternehmensteuerung definiert über eine Balance zwischen einem hohen Grad an Flexibilität und einer gewissen Standardisierung. BioNTech ist hier einen ähnlichen wenn auch etwas anderen Weg zur Steuerung gegangen. Man hat eine kontinuierlich-geöffnete Planungsplattform aufgebaut, die einen standardisierten Planungs- und Forecastprozess unterstützt. Diese Plattform ermöglicht es dem Unternehmen einen monatlich-rollierenden Forecast mit einem 15-monatigen Horizont für die Steuerung zu etablieren. Diese Art der kontinuierlichen Steuerung, unterstützt mit Automatismen, ermöglicht BioNTech eine sehr frühe Abstimmung von "Angebot und Nachfrage" zwischen den Abteilungen und Bereichen. Daneben wurden mit Fokus auf das Wesentliche die Planungsinhalte auf Kostenartengruppen reduziert. Diese Entwicklung der Planungsprozesse und -systeme ist ein gutes Beispiel für den grundsätzlichen Trend der kontinuierlichen Unternehmenssteuerung.
Integration und Automatisierung mit führenden Cloud-Plattformen
Allen demonstrierten Praxisbeispielen ist gemein, dass sie die Umsetzung mit einem professionellen Planungstool beinhalten. Letztlich kann man so weit gehen zu sagen, dass moderne Planungslösungen ohne entsprechende Tools nur schwer vorstellbar sind.
Neben dem modernen Cloud-Planungstool Anaplan, wie es von BAYER (siehe weiter unten) eingesetzt und im Vortrag auch live demonstriert wurde, standen vor allem die fortschrittlichen BI-Tools von BOARD und SAP (Analytics Cloud) im Vordergrund.
BI-Lösung für dynamisches Projektcontrolling bei der Landesmesse Stuttgart
Die Landesmesse Stuttgart musste als Messeunternehmen gerade im Jahr 2020, getrieben durch die Covid-19-Krise, zeigen, wie flexibel und schnell ein Unternehmen reagieren muss. Unterstützt durch die BI-Lösung von Board wurde der existierende Steuerungsprozess angepasst, um auf die aktuellen Entwicklungen schnell zu reagieren. Neben einem dauerhaft offenen System für Projektleiter und Standardstrukturen zur Qualitätssicherung wurde das Tool auch verstärkt als Kollaborationsbasis zwischen den Projektleitern und dem Controlling genutzt. Im Ergebnis entstand ein recht dynamischer Steuerungsprozess, unterstützt durch ein interaktives Management Information System.
SAP Analytics Cloud bei Zurich Versicherungen und Jägermeister
Die Zurich Insurance Group (ZIG) ist einer der größten Versicherungskonzerne weltweit und muss gerade durch die finanzwirtschaftliche Regulierung ein leistungsfähiges Steuerungsinstrumentarium haben, das insbesondere die dezentrale Organisationsstruktur unterstützt und zum anderen neue regulatorische Anforderungen einfach und flexibel abbilden kann. Im Rahmen eines Transformationsprojektes, getrieben durch den neuen Accounting-Standard IFRS 17, definiert die ZIG ihre Performance Management Prozesse neu, inklusive der dazugehörigen Systemlandschaft. Die ZIG setzt hierbei auf die Cloud-Lösung SAP Analytics Cloud (SAC). Auf dieser Basis entsteht schrittweise eine Cloud-basierte Planungsplattform, welche alle Teilpläne, Planungsprozesse und Organisationseinheiten des Versicherungskonzerns miteinander intergiert.
Jägermeister verfolgt eine ähnliche technische Lösung mit SAC, wenn auch die Ausgangssituation eine völlig andere ist. In den letzten Jahren ist Jägermeister sehr stark gewachsen und das Umfeld ist unberechenbarer geworden. Vor diesem Hintergrund hat Jägermeister begonnen die zentralen Steuerungsprozesse Planung und Reporting weiterzuentwickeln, um alle steuerungsrelevanten Aspekte abzudecken und die Automatisierung voranzutreiben. Die BI-Lösung von SAP bietet hierfür Jägermeister den richtigen Ansatzpunkt für eine intergierte Plattform mit Reporting- und Planung/-Forecastprozessen aus einer Hand und ohne redundante Datenhaltung. Damit sind weitere Transparenz- und Effizienzsteigerungen möglich.
Integrierte umfassende (Finanz-)Simulation zur Entscheidungsunterstützung
Der Bayer-Konzern ist definitiv ein Vorreiter in Bezug auf Planung und Reporting. Wie bereits auf der Planungsfachkonferenz 2018 demonstriert, hat Bayer mit "data.one" eine umfassende und integrierte Konzernplattform für Planung und Reporting geschaffen. 2020 hat Bayer nun eine Weiterentwicklung präsentiert, quasi eine weitere Evolutionsstufe, nämlich vollständig integrierte Finanzmodelle, die On-the-Fly-Analysen und Korridorplanungen mit On-/Off-Szenarien und Sensitivitäten ermöglichen. Solche Szenarien-Modellierungen, die in Echtzeit erfolgen können, waren bis vor kurzem noch Zukunftsmusik. Gestützt auf moderne Cloud-Planungsplattformen wie Anaplan werden zunehmend mehr Unternehmen solche Simulationsmodelle aufbauen. Auch die fortschrittlichen Lösungen von Lanxess und Zurich Insurance Group enthalten solche Modelle und ermöglichen eine neue Form der Entscheidungsunterstützung.