Kaum jemand mag Konflikte: Dabei können diese auch positiv wirken
Was ist ein Konflikt?
Der Begriff Konflikt kommt vom lateinischen confligere und bedeutet so viel wie zusammenstoßen, aufeinanderprallen, kämpfen. Mit dem Sammelbegriff beschreiben wir unterschiedliche Probleme, Widersprüche und Spannungen zwischen zwei Personen, Teams oder auch größeren Einheiten bis hin zu Staaten. Wir Menschen sind nicht immer einer Meinung oder haben die gleichen Wahrnehmungen zu einem Sachverhalt. Dadurch kommt es zu Differenzen. Bis hierhin ist alles völlig in Ordnung. Ob es eine klärende Kommunikation, mit der wir die Unterschiede ausräumen, oder einen gar handfesten Konflikt geben wird, entscheidet sich nicht an der Sache selbst, sondern an der Art wie wir damit umgehen:
- Im ersten Fall stellen zwei Personen im Gespräch die Meinungsverschiedenheiten fest. Sie hören sich gegenseitig zu und keiner dominiert im Gespräch sein Gegenüber. Jetzt wird die Differenz deutlich herausgestellt und die Lösungsmöglichkeiten werden besprochen. Durch eine Bewertung von pro und contra erhalten wir weitere Details, die das Bild vervollständigen. Eine Lösung kann durch Nachgeben einer Partei oder einen Kompromiss entstehen. Die Sache ist gelöst und ein Konflikt kann gar nicht entstehen.
- Im anderen Fall kommt es zur Konfrontation und jeder versucht sich mit seiner Meinung durchzusetzen – auch gegen den Willen und die Interessen der anderen Person. Es kann bereits ausreichen, wenn die Controller:innen als Experten eine neue Form des Reportings aufgebaut haben, diese jedoch nicht akzeptiert wird. So schnell kann eine Situation in einem Konflikt enden.
Kommt es zu keiner Verständigung, bleibt der Konflikt bestehen, bis jemand ein Machtwort spricht, also eine autoritäre Entscheidung trifft. Diese Rolle übernimmt in der Regel eine Führungskraft, die damit die Situation vom Tisch schafft. Allerdings entstehen bei dieser Form der Klärung meist direkt neue Konflikte. Beteiligte fühlen sich überrollt, unverstanden, benachteiligt usw. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, Konflikte möglichst bilateral zwischen den Parteien zu klären.
Wie nehmen wir Konflikte wahr?
Konflikte sind subjektive Wahrnehmungen. Was die eine Person als Konflikt empfindet, ist für andere Personen eine normale Situation. Somit sind die Empfindungen in der Situation und die Reaktionen darauf sehr unterschiedlich.
Der Konflikt ist im Zusammenleben der Normalzustand und nicht die Ausnahme. Immer wenn es mindestens zwei Verhaltenstendenzen gibt, kann es zu Konflikten kommen. Diese können aus wahrgenommenen Unvereinbarkeiten bei den Zielen, den Gedanken oder in den Gefühlen entstehen.
Es gilt die Aussage: „Wo Menschen miteinander schaffen, machen sich Menschen zu schaffen".
Wie intensiv die Situation wird, hängt davon ab, wie frühzeitig wir Konflikte wahrnehmen und wie wir dann mit ihnen umgehen. Konflikte können als Spannungen in der Zusammenarbeit oder auch Frustration wahrgenommen werden. Das Verhalten von uns Menschen kann sich in Aggressionen, Trotz oder auch Unlust zeigen. Dies verschärft die Konfliktsituation natürlich.
Je nach Blickwinkel kann ein Konflikt völlig unterschiedlich aussehen. Dennoch meint jeder, aus seiner Blickrichtung die Situation richtig zu sehen. Das allerdings führt in die Irre und intensiviert die Situation. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ca. 80% der Konflikte in Unternehmen zwischenmenschlicher Natur sind und oft im Hintergrund stattfinden. Verschärfend kann sich eine schwache Führung auswirken. Eine gute Möglichkeit zur Entschärfung oder gar Lösung ist es, die verschiedenen Sichten in der Kommunikation zu äußern und ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Ganzheitliches Denken reduziert die Gefahr heftiger Konflikte.
Beispiel der Auswirkungen eines Konflikts
Verdeutlichen wir uns die Auswirkungen des Konflikts anhand eines Beispiels. Wir spüren die Funktionsstörungen im Arbeitsprozess und merken keinen wirklichen Fortschritt. Die Kommunikation ist gestört und die übliche Kooperation funktioniert nicht gut. Wir stehen uns gegenseitig im Weg, dennoch meint jeder, das Richtige zu tun. So vergeuden wir unsere wichtigen Ressourcen und binden die Energie am falschen Platz. Durch Wahrnehmungsverzerrungen aufgrund zu geringer Interaktionen wird die Situation weiter verschlimmert. Unzufriedenheit und permanenter Stress stellen sich bei den Konfliktparteien ein. Nun besteht die Gefahr, dass der Konflikt nicht nur zwischen den zwei Personen besteht, sondern sich auf das gesamte Team ausweitet. So kommt es zu Instabilität und Verwirrung aus Sicht der Organisation. Die Handlungsfähigkeit nimmt weiter ab und der Konflikt intensiviert sich, insbesondere weil Teammitglieder in solchen Situationen oft Partei ergreifen und naturgemäß die Neutralität verlieren. Dies bezeichne ich gerne als Lagerbildung.
Ein wichtiges Handlungsprinzip wäre nun: „Dein Konflikt ist nicht mein Konflikt“. Kolleginnen und Kollegen sollen in dem Konflikt keine eigene Position einnehmen oder in sehr kritischen Situationen lediglich versuchen zu vermitteln.
Können Konflikte auch positiv sein?
Nehmen wir uns selbst oder fragen wir Kolleginnen und Kollegen, so werden wir in der Mehrzahl der Fälle ein negatives Bild von Konflikten erhalten. Die meisten Menschen mögen keine Konflikte. Wir sind in solchen Situationen irritiert, oft ist es für uns ungewohnt und meist empfinden wir die Situation als belastend oder gar frustrierend. Unser Handeln wird dann viel stärker durch Emotionen, als rationales Denken bestimmt. Jetzt muss schnell eine Lösung gefunden werden, bevor die Situation weiter eskaliert und Kreise zieht. Konfliktsteuerung bedeutet nun aktiv werden, nicht abwarten, was die andere Seite wohl tun wird. Bei adäquater Steuerung können Konflikte dann sogar etwas Positives sein.
Wenn wir uns darauf einlassen und die Differenzen in geeigneter Kommunikation besprechen, haben Konflikte auch eine positive Seite. Sind sich in einer harmonischen und homogenen Zusammenarbeit alle einig, so hat man schnell eine Lösung. Ob dies allerdings ein tragfähiger und wirklich zielführender, effektiver Ansatz ist, zeigt sich oft erst später.
Treten im Entscheidungsprozess unterschiedliche Meinungen zu Tage und werden dann auch kontrovers und konstruktiv diskutiert, haben wir oft das bessere Ergebnis. In der Projektarbeit ergeben sich die hilfreichsten Lösungen in heterogenen Teams! Die Bedingung hierfür ist, dass wir die Differenzen aushalten und gezielt und konstruktiv damit umgehen können.
In diesen Situationen sind Personen gefragt, die mutig ihre Meinung und Position darstellen und sich nicht durch Funktionen oder Macht beeinflussen lassen. Oft werden diese Personen als Querdenker bezeichnet. Es mag in der Entscheidungsfindung länger dauern, aber in der Regel haben wir ein vollständigeres Bild, was meist auch zur besseren Entscheidung führt.
So zeigt sich, dass unter Zeitdruck und Stress oft schnelle Lösungen gesucht werden und Meinungsunterschiede ungern diskutiert werden. Die schnelle Lösung ist uns lieber als die substanzielle und vollständig durchdachte. Der Stärkste setzt sich durch. Manchmal wird dazu auch Macht eingesetzt. Solche Entscheidungen sind oft der Keimling für neue, mitunter noch stärkere Konflikte, bei denen häufig mit direkten Vorwürfen und Zurückweisungen gearbeitet wird.
Konflikte als wichtige Lernschritte
In der Auseinandersetzung mit anderen Personen und anderen Meinungen können wir jeweils eine Menge lernen. Die Voraussetzung dafür: Offenheit und Lernbereitschaft!
Sicherlich eignen wir uns in der Auseinandersetzung auch an, klarer zu kommunizieren und zu argumentieren. Denn nur wenn wir vom Gesprächspartner verstanden werden, haben wir eine Chance ihn zu überzeugen und den Konflikt zu vermeiden. In anderen Situationen lernen wir die Zusammenarbeit mit Regeln zu steuern und damit die ständig angespannte Konfliktsituation zu vermeiden. Regeln, die wir gemeinsam aufstellen, werden, anders als nur vorgegebene, auch befolgt. So schaffen wir eine verbesserte Arbeitsqualität und sind sicherlich auch motivierter.
Fazit: Mut zur Konfliktfähigkeit
Konflikte mögen unangenehm sein, insbesondere wenn unser Selbstbewusstsein nicht stark ist. Dennoch gehören sie zum Berufsalltag als Normalzustand dazu. Es darf nie unser Ziel sein, die Konflikte zu vermeiden. Wir sollten in der Zusammenarbeit auf ein gutes Miteinander achten und für schwierige Situationen sensibel sein, Augen und Ohren offen halten und frühzeitig auf Spannungen reagieren. Je länger wir warten, umso schwieriger wird es, die Situation zu klären. Wir müssen konfliktfähig sein. Diese Fähigkeit auszubauen ist sehr lohnend für alle Seiten. Manchmal verlangt es Mut, kritische Situationen anzusprechen. Dies ist aber immer von Nutzen.
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