Traditionelle Banken & Digital Challenger
Amazon – das Vorbild für den Aufbau digitaler Plattform-Ökosysteme. Angefangen hat alles mit einem Online-Buchhandel. Grundsätzlich umfasste der Innovationsansatz keine neue Technologie, denn das Buch, Internet und Onlineshops waren schon längst vorhanden. Jedoch wurden die einzelnen Komponenten clever miteinander vernetzt und somit zahlreiche Kundenkontakte und Interaktionen generiert. Mittlerweile baut der E-Commerce-Gigant das eigene Produktportfolio stetig um weitere Services aus, die möglichst präzise mit den Lebensphasen und den Bedürfnissen der Kunden zusammenpassen sollen. Dadurch hat Amazon in kürzester Zeit alltägliche Relevanz und Nutzen für Kunden geschaffen. Auch einige Banken hoffen nun, mit einem ähnlichen Ansatz Erfolge erzielen zu können, indem sie ihren Kunden das Leben durch nahtlose Wertschöpfungsketten und innovative Services über das klassische Banking hinaus erleichtern.
Stefan Bisterfeld, Geschäftsführer von Comeco, und Fabian Goretzki,Principal bei Horváth & Partners im Competence Center Strategy, Innovation & Sales erklären, wie das Tech-Unternehmen Comeco das Bankengeschäft über den Aufbau eines Ökosystems weiter in Richtung eines „Lifestyle Banking“ entwickelt.
Viele neue Player in verschiedenen Branchen haben die Wichtigkeit der direkten Kundeninteraktion erkannt. Sie besetzen nun die Schnittstellen zum Kunden und bringen dadurch etablierte Unternehmen in Bedrängnis (s. Abb. 2 in der Bilderserie. Bekannte Beispiele sind Uber, Airbnb oder auch Netflix. Für Stefan Bisterfeld steht fest: „Plattformen als solche haben die größte Marktmacht und das größte Wachstumspotenzial, da sie sich auf die Schnittstelle zwischen Kunden und Anbieter setzen.“ Infolgedessen können Anbieter schnell und einfach qualitativ hochwertige Daten erheben, effizientere Prozesse gestalten und schließlich bessere Kundenerlebnisse schaffen.
Als Erster den Kundenkontaktpunkt besetzen
Bisterfeld macht deutlich, dass die Basis für eine erfolgreiche Plattform aus einer hohen Zahl an Usern und zahlreichen Interaktionen zwischen Kunden und Anbieter besteht. Darüber hinaus werde eine moderne API-Infrastruktur benötigt, die die Offenheit des Ökosystems sicherstellt. Auch die Geschwindigkeit eines Anbieters bei der Besetzung einer Kundenschnittstelle spielt eine entscheidende Rolle. Die frühe Besetzung eines Kundenkontaktpunkts ist enorm wichtig, um sich am Markt etablieren zu können. Ist ein Kundenkontaktpunkt erst einmal von einem Wettbewerber besetzt, stellt es das eigene Unternehmen vor große Herausforderungen diesen zu erobern oder zurückzugewinnen.
Neue Player im Online-Banking-Markt
Die seit Ende 2019 gültige europäische PSD II-Richtlinie (Payment Services Directive 2) hat nicht nur zu einigen Verschärfungen der Sicherungsanforderungen im EU-Zahlungsverkehrsmarkt geführt, sondern zusätzlich den Online-Banking-Markt liberalisiert und damit den Zugang für weitere Anbieter geöffnet. Hier gilt es nun schnell zu sein. Verstärkt drängen Wettbewerber in dem Markt und kämpfen darum, an die Kundenkontakte im Bankensystem zu gelangen und die Schnittstellen zu Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu besetzen. Klassische Geldinstitute werden gleichzeitig von mehreren Seiten attackiert: Dazu gehören Fintechs, Neobanken, Tech-Unternehmen, aber auch Auslandsbanken, die in den Kernmarkt nationaler Banken drängen.
Aufbau des Beyond-Banking Ökosystems TEO
Zu Beginn des Aufbaus des Beyond-Banking Ökosystems TEO haben sich alle Beteiligten die Frage gestellt, wie ein Geschäftsmodell der Zukunft auf Basis der vielen Kontaktpunkte im Online-Banking aussehen kann. Mit TEO verfolgt man das Ziel auf Basis des Online-Bankings neue wertschaffende Services und Angebote zu kreieren, die sowohl über das klassische Banking hinausgehen als auch durch datenbasierte Individualisierung zu dem persönlichen Lebensstil des Kunden passen. TEO als Banking und Beyond Banking Ökosystem soll somit Teil des Alltags der Kunden und somit zum „Lifestyle Banking“ werden.
TEO integriert Konto-Forecast und E-Commerce
TEO-Kunden haben die Möglichkeit, den Großteil ihrer Finanzen und Verträge online einzusehen und zu verwalten. Die Banking-Funktionalitäten von TEO umfassen u.a. die Multibankenfähigkeit, d.h. Kunden können Konten mehrerer Banken innerhalb von TEO verwalten und Überweisungen tätigen. Innovative Features wie virtuelle Sparboxen, die das zielgerichtete und automatisierte Sparen ermöglichen oder das Finanzwetter, das auf Basis regelmäßiger Zahlungseingänge (z.B. Gehalt/Kindergeld) und Zahlungsausgänge (z.B. Miete/Netflix/Mobilfunkvertrag) das tatsächlich zur Verfügung stehende Kapital am Ende des Monats berechnet. Damit wird das Grundbedürfnis des „Financial Overview“ befriedigt. Zudem sind bereits zahlreiche innovative Features und Services aus dem Bereich des E-Commerce und Einzelhandels integriert. Durch die offene Struktur der Plattform werden kontinuierlich neue Dienstleistungen auf der Plattform angeboten, die den Kunden exklusive Vorteile verschaffen und einen hohen Grad an Individualisierung aufweisen.
Erfolgsfaktoren der Transformation
Entscheidend für die gelungene Transformation vom klassischen Banking zum Lifestyle-Banking ist für Stefan Bisterfeld die Plattform-Lösung als Grundlage des Geschäftsmodells. Denn TEO/Comeco selbst ist keine Bank, sondern bietet lediglich die Plattform in Zusammenarbeit mit Banken und weiteren Partnern an.
Eine Plattform wie TEO innerhalb des Umfelds einer klassischen Bank inkl. der Gremien und Entscheidungsstrukturen aufzubauen, würde nach Einschätzung Bisterfelds‘ zu lange dauern. Kurze und schnelle Entscheidungswege, ein hoher Grad an Unabhängigkeit, kurze Entwicklungszyklen und kreatives Denken sind notwendig gewesen, um TEO in der kurzen Zeit zu entwickeln und am Markt zu etablieren (s. Abb. 3 in der Bilderserie). Weitere Erfolgsfaktoren waren sowohl eine umfassende Unterstützung durch tatkräftige Partner zu Beginn als auch der zeitnahe Aufbau eigener Ressourcen, sodass Know-how schnell in das Unternehmen übertragen werden konnte. Darüber hinaus sei das wichtige und richtige agile Mindset notwendig, inklusive der Anwendung passender Methoden für die jeweilige Herausforderungen, wie z.B. Design Thinking, SCRUM oder KANBAN. Dabei sei Agilität auch im Umfeld eines Start-Ups nicht die Lösung für alles.
Zuletzt ist für Stefan Bisterfeld die Schaffung einer Unternehmenskultur von größter Bedeutung. Darunter fallen für ihn drei Bereiche,
- People – Menschen mit dem richtigen Mindset, Spaß an der Tätigkeit und die keine Furcht haben, Entscheidungen zu treffen.
- Place – Einen Ort, an denen sich die Mitarbeiter wohlfühlen und kollaborativ zusammenarbeiten und ihre Ideen teilen.
- Process - Je besser, effizienter und klarer die Prozesse sind, desto leichter fällt die Zusammenarbeit ein einem hochkomplexen Umfeld wie der Entwicklung eines Plattform-Ökosystems.
Comeco – Das Fintech Start-up in Kooperation mit den Sparda Banken
COMECO bietet Banken, Start-ups und Unternehmen innovative Leistungen und Services für die digitale Zukunft des Bankings und das Zeitalter der Netzwerke. Als Tech-Unternehmen hast sich COMECO das Ziel gesetzt alltagsrelevante Mehrwerte für Menschen und Wachstum für Marken zu schaffen – getreu dem Motto „Das Ganze ist mehr wert als die Summe seiner Teile“.