Ständige Veränderungen im regulierten Energiemarkt erfordern hohe Flexibilität
Das Geschäft mit (erneuerbarer) Energie gehört zu den weltweit am stärksten regulierten und sich verändernden Märkten. Der plötzliche Kernenergieausstieg Deutschlands oder die Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sind nur zwei Beispiele für die marktumwälzenden Veränderungen, denen die Energiebranche ausgesetzt ist. Neben der Unsicherheit hinsichtlich der Regulierung sehen sich die Energieerzeuger darüber hinaus durch stetig fallende Strompreise herausgefordert. Strategische Impulse müssen daher flexibel im Rahmen des Planungsprozesses berücksichtigt werden können. Nichtsdestotrotz muss die Unternehmensplanung hinreichend granular aufgebaut sein, um den Bedürfnissen der operativen Steuerung, zum Beispiel der Einsatzplanung von Windparks, gerecht zu werden. Dr. Jan Daugart, Leiter des Financial Controlling bei E.ON Climate & Renewables, zeigte, wie durch die Trennung von operativer und finanzieller Planung dem Spannungsfeld zwischen Planungsflexibilität und -granularität begegnet werden kann.
Planung war in der Vergangenheit wenig flexibel
In der Vergangenheit war der Planungsprozess von E.ON Climate & Renewables – verantwortlich für das weltweite Geschäft mit erneuerbaren Energien von E.ON – sequenziell aufgebaut. Der Einstieg erfolgte im zweiten Quartal Top-down durch die Vorgabe von Zielen. Anschließend folgte eine Planung der Commodities (z. B. Strom, Gas) inklusive Intercompany-Abstimmung. Abgeschlossen wurde der Prozess mit einem detaillierten und abgestimmten Budget zum Jahresende. Änderungen von Prämissen, z.B. durch täglich schwankende Commodity-Preise oder Anlagenverfügbarkeiten, konnten häufig gar nicht oder nur mit großem Aufwand berücksichtigt werden, da aufgrund fehlender Rückkopplungen der gesamte Planungsprozess neu durchlaufen werden musste.
„Continuous planning“ als Grundlage für Flexibilität und Options-Denken in der Planung
Mit „continuous planning“ hat E.ON Climate & Renewables einen Ansatz geschaffen, der sowohl Flexibilität als auch die benötigte Detailtiefe im Rahmen der Planung ermöglicht (S. Abb. 1 in der Bilderserie). Anforderungen an Detaillierung werden für unterschiedliche Organisationebenen berücksichtigt. Durch die Einführung von Planungs-Updates werden Rückkopplungen im Prozess integriert und neue Erkenntnisse in Form von Effekten oder Optionen können kurzfristig Top-down in die Unternehmensplanung einfließen. Änderungen und Anpassungen werden somit rechtzeitig vorhergesehen und auf höherer Planungsebene berücksichtigt.
Trennung von operativer und finanzieller Planung
Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal des neuen Planungsprozesses ist die Trennung von operativer und finanzieller Planung. Die operative Planung bildet die Basis und findet auf der untersten Organisationsebene statt. Top-down-Zielvorgaben werden unter Berücksichtigung von Risikoabschätzungen und Szenarien detailliert ausgeplant und als operative Datenbasis in die finanzielle Planung übergeben. Änderungen von Prämissen (z.B. Preise und Währungskurse) werden in der finanziellen Planung als Effekte flexibel berücksichtigt. Im Rahmen der folgenden Budgetierung können wesentliche Veränderungen in die operative Planung für das Budgetjahr übernommen werden. Die Planung ist dadurch auf operativer Ebene hinreichend granular bei gleichzeitiger Berücksichtigung wesentlicher Veränderungen auf finanzieller Ebene.
Verbesserungen sind deutlich spürbar
Durch den „continuous planning“-Ansatz wurde die Unternehmensplanung bei E.ON Climate & Renewables spürbar verbessert. Die Einführung von unterjährigen Planungsupdates minimiert „Überraschungen“ bei gleichzeitig reduziertem Aufwand. Die Trennung von operativer und finanzieller Planung trägt zusätzlich dazu bei, dass nicht mehr die gesamte Organisation bei kurzfristigen Anpassungen in der Planung involviert werden muss. Dabei wird grundsätzlich die geforderte Detailtiefe erreicht und nur vereinzelt müssen detaillierte Analysen zu speziellen Sachverhalten durchgeführt werden.