Sieben Technologien ermöglichen Produktivitätssteigerung in Milliardenhöhe
Digitalisierungstechnologien machen Industrie und Volkswirtschaft fit
Digitale Technologien sind aus der industriellen Produktion nicht mehr wegzudenken, so der VDI. Aus Sicht des Verbandes stärken digitale Technologien sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Wertschöpfung am Produktionsstandort Deutschland. Die Digitalisierung biete laut Studie bedeutende Potenziale. Nur nur so ließen sich auch künftig Produktion und Arbeitsplätze in Deutschland halten, wie der VDI hervorhebt.
„Wenn alle Industrieunternehmen in Deutschland mindestens eine Digitalisierungstechnologie einsetzten, würden wir Produktivitätssteigerungen in Höhe von etwa 7,9 Milliarden Euro erzielen“, erklärt VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer auf Basis der aktuellen Erhebung „Modernisierung der Produktion“, die das Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung (ISI) gemeinsam mit der Hochschule Karlsruhe im Auftrag des VDI ausgewertet hat.
Industrieunternehmen digitalisieren noch zu zögerlich
Die Auswertung gelangt jedoch auch zum Ergebnis, die Industrieunternehmen digitalisierten noch zu zögerlich. Deutsche Unternehmen nutzen demzufolge digitale Technologien noch zu vorsichtig. Das gelte insbesondere für die mittleren und kleineren Industrieunternehmen. Daher die Aufforderung, Industrieunternehmen – große wie kleine – müssten mehr und schneller in die Digitalisierung investieren um sich für den Wettbewerb fit zu halten.
Sieben Digitalisierungstechnologien in drei Technologiefeldern
Der VDI spricht von sieben Digitalisierungstechnologien, die in drei Technologiefelder eingeteilt werden. Diese werden als Befähigungstechnologien zu einer vernetzten Produktion, ganz im Verständnis von „Industrie“, verstanden.
Feld I: Digitale Managementsysteme
- 1. PPS-System – Digitales Produktionsplanungs- und -steuerungssystem [System aus Computerprogrammen, das den Anwender bei der Produktionsplanung und -steuerung unterstützt und die damit verbundene Datenverwaltung übernimmt.]
- 2. PLM-Systeme – Product Lifecycle Management Systeme [Softwaregestütztes Management sämtlicher Informationen, die im Verlauf des Lebenszyklus eines Produktes anfallen.]
Feld II: Drahtlose Mensch-Maschine-Kommunikation
- 3. Mobile digitale Visualisierung am Arbeitsplatz [Passive Nutzung von mobilen Endgeräten zur Bereitstellung von Daten und Arbeitsunterlagen in der Fabrikhalle]
- 4. Mobile Bedienung und Programmierung von Maschinen und Anlagen [Aktive Nutzung von mobilen Endgeräten in der Fabrikhalle, um die Produktion direkt zu beeinflussen]
Feld III: Vernetzte Systeme, bzw. CPS-nahe Prozesse
- 5. Digitaler Austausch von Dispositionsdaten mit Zulieferern und Kunden [Supply Chain]
- 6. Techniken zur Automatisierung und Steuerung der Produktionslogistik
- 7. Echtzeitnahe Produktionsleitsysteme
In den Ergebnissen der Untersuchung fällt auf, dass die Nutzungsquoten der sieben Technologien stark von der Unternehmensgröße abhängen. Grundsätzlich nutzen kleine Unternehmen die digitalen Technologien deutlich weniger, wie es beim VDI heißt. Demnach ist die Verbreitung von Softwaresystemen zur Produktionsplanung und -steuerung mit 67 % am weitesten fortgeschritten. Dagegen werden Product Lifecycle Management-Systeme (PLM) werden bislang lediglich von 11 % der Betriebe genutzt. Bemerkenswert ist auch, dass gerade der Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten bei kleinen und mittleren Unternehmen vergleichsweise schwach ausgeprägt ist. Gerade hier liegen nach Ansicht des VDI noch Potenziale verborgen, die durch „Industrie 4.0“ gehoben werden könnten.
15 bis 27 % höhere Arbeitsproduktivität
Die Umfrageergebnisse wurden statistisch ausgewertet und zeigten folgenden interessanten Zusammenhang im Hinblick auf die Arbeitsproduktivität, gemessen als Wertschöpfung je Beschäftigtem:
- Betriebe, die mindestens eine Digitalisierungstechnologie aus einem der drei Felder nutzen, haben eine um 15 % höhere Arbeitsproduktivität als diejenigen, die keine der Technologien nutzen.
- Betriebe, die mindestens eine Digitalisierungstechnologie aus zwei oder drei Feldern einsetzen, haben eine um 27 % höhere Arbeitsproduktivität als diejenigen, die keine der Technologien nutzen.
Laut Studie gilt dieses Ergebnis unabhängig von der Unternehmensgröße. Das heißt, dass die Vorteile bzgl. der Arbeitsproduktivität infolge der Nutzung von digitalen Technologien für Betriebe aller Größenklassen gelten. Vor diesem Hintergrund bemerken die Auftraggeber der Studie: „Die Vorteile von 15 bis 27 % sind sehr deutlich!“
Digitale Technologien keine Jobkiller
Aus der hohen Steigerung der Arbeitsproduktivität zu folgern, digitale Technologien seien Jobkiller, sei eine vorschnelle Interpretation, wie Prof. Ungeheuer betont. Stattdessen sei es so, dass die Unternehmen, die die digitalen Technologien nutzen, damit wettbewerbsfähiger würden, damit langfristig besser aufgestellt seien und mit ihren modernen Produktionsstrukturen weiterhin für Arbeit und Wertschöpfung am Standort Deutschland sorgten. Hierzu anzumerken bleibt, dass diese positive Prognose von einer Reihe von Voraussetzungen abhängt, wie u. a. die Entwicklung von Konjunktur und freiem Handel.
Industrie 4.0 prägt neues Leitbild des VDI
„Fit für die Zukunft“, so lautet das neue Leitbild des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e. V.). Bei der praktischen Umsetzung dieses Leitbildes spielt die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung eine besondere Rolle, wie anlässlich der VDI-Tagung „Industrie 4.0“ in Düsseldorf am 25.1.2017 deutlich wurde. „Arbeit in der Digitalen Transformation“ ist ein aktuelles Schwerpunktthema des VDI und ein zentrales Thema der Industrieunternehmen.
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