Kennzahlenvergleiche zwischen Unternehmen sind ja äußerst beliebt, man kann dabei jedoch auch einiges falsch machen. Wie sind Ihre diesbezüglichen Erfahrungen?
Klaus Eiselmayer: Kennzahlenvergleiche gestalten sich in der Tat oft schwierig. Dabei lassen sich Finanzkennzahlen noch am einfachsten vergleichen (Umsatzrendite, Cashflow-Marge, Eigenkapitalquote). Abverkaufszahlen im Inland z. B. im Einzelhandel sind bei Marktforschungsinstituten zu bekommen. Für spezialisierte Industrieunternehmen ist es dagegen oft schon schwierig, das Marktvolumen abzugrenzen und richtig zu erfassen. Die interessanten Kennzahlen, die einen Unterschied in der effizienten Abwicklung ausmachen (z. B. Durchlaufzeiten in der Auftragsabwicklung, Kosten der Retourenbearbeitung), sind 1. kaum verfügbar und 2. kaum vergleichbar, wenn man nicht weiß, was genau in die Kennzahl mit einbezogen wurde (Kosten von Controlling in % vom Umsatz können sehr unterschiedlich berechnet werden).
Kennzahlen werden ja meist mit Blick auf das Unternehmen ausgewählt. Empfehlen Sie auch, volkswirtschaftliche Größen oder Kennzahlen zur Marktentwicklung als Frühwarnindikatoren in die Betrachtung mit einzubeziehen? Welche?
Klaus Eiselmayer: Wir arbeiten heute in einem globalen Markt mit starker Volatilität. Wer keine Frühwarnindikatoren verfolgt, läuft ein höheres Risiko, von Marktschwankungen unerwartet getroffen zu werden. Die richtigen (relevanten) volkswirtschaftlichen Größen zu bestimmen und verfügbar zu machen ist eine wichtige, aber keine einfache Aufgabe. Bekannte Frühwarnindikatoren gibt es (leider) unzählige, wie Prognosen zum Wirtschaftswachstum, Verbrauchervertrauen, Zins- und Währungskursentwicklungen, Erdöl-, Energie- und Rohstoffpreise. Auch einzelne Branchen, wie das Transportgewerbe und unser Seminargeschäft, funktionieren ganz gut als Frühindikator für die Gesamtwirtschaft.