Elektromobilität - Es geht auch ohne Zuschüsse
Nach aktuellem Stand wird 2023 die großzügige Förderung für Elektromobilität drastisch gekürzt. Gleichzeitig ziehen sich die Lieferzeiten weiter hin.
Keine Planungssicherheit aufgrund langer Lieferzeiten
Bei Bestellungen im August waren es bis zu 20 Monate. Bei Nutzfahrzeugen ist die Lage noch prekärer. Notgedrungen werden auslaufende Leasingverträge für Benziner und Diesel verlängert und dies oftmals zu deutlich schlechteren Konditionen. Zugleich verliert aber auch die Elektrifizierung insgesamt an Schwung. Es ist schwierig, Fahrzeuge mit langfristiger Perspektive zu bestellen, wenn nicht klar ist, wie teuer sie dem Unternehmen kommen.
Einsparpotenziale durch elektrischen Fuhrpark
Dabei sind die Ergebnisse eines EU-weiten Electric Vehicle Suitability Assessments (2020 - 2021) beeindruckend (mehr dazu siehe Geotab-Studie Elektromobilität). Bereits heute könnten 60 % der europäischen Pkws und leichten Nutzfahrzeuge durch vollelektrische Alternativen ersetzt werden, ohne dass den Betreibern wirtschaftliche Nachteile entstehen. Über einen Zeitraum von 7 Jahren sind durchschnittliche Einsparungen von etwa 9.500 EUR pro Fahrzeug möglich, eventuelle staatliche Zuschüsse beim Erstkauf nicht mitgerechnet. Die CO2-Reduktion beträgt bis zu 5 Tonnen pro Fahrzeug.
Fuhrparkmanagement: Planung der Umstellung auf E-Mobilität
Allerdings liefern solche Studien nur pauschale Ergebnisse für bestimmte Fahrzeugtypen. Die eigentliche Herausforderung für ein engagiertes Fuhrparkmanagement liegt in der ganzheitlichen Planung für eine Umstellung gemischter Flotten. Ziel ist es, die Transformation mit den Steuerungshebeln Einkauf, Finanzierung, Fahrzeugmanagement und Remarketing systematisch zum Erfolg zu führen und nicht die Fehler zu wiederholen, die schon im "fossilen Zeitalter" zu Effizienzverlusten und unnötig hohen Kosten geführt haben.
Nachhaltige Unternehmensmobilität: Gar nicht so einfach
Nicht jeder grüne Antrieb ist automatisch umweltfreundlich. Falsch eingesetzt ist er womöglich zu teuer und kann zu einer negativen Umweltbilanz führen. Aus diesem Grund wurde von der europäischen Fleet and Mobility Management Federation Europe (FMFE) ein Zertifizierungsmodell für nachhaltige Unternehmensmobilität entwickelt.
Fleet and Mobility Management Federation Europe (FMFE)
Basis des Programms ist eine umfassende Erhebung mobilitätsbezogener Daten. Gesicherte Erkenntnisse über Verbräuche, Verschleiße oder Emissionen, differenziert nach Fahrzeugenmodellen und Einsatzzwecken, sind für den Umstellungsprozess essenziell. Nur wer seinen Status quo genau kennt, kann über sinnvolle Alternativen nachdenken und deren Vorteile berechnen. In der Praxis sieht das häufig allerdings noch so aus: Die am häufigsten genutzte Fuhrparkmanagement-Software heißt Excel.
Digitalisierung als Basis für Effizienzsteigerungen
Leistungsfähige EDV-Programme liefern dagegen in Sekundenschnelle Auswertungen über Bedarfe, Verbräuche, Verschleiße oder Emissionen. Digitalisierung ist in Anbetracht der Vielfalt und der Dynamik von Prozessen im Fuhrpark der wichtigste Effizienzhebel.
Aus dieser ganzheitlichen Betrachtung aller Funktionen und Prozesse lassen sie die entscheidenden Fragen beantworten:
- Für welche Mobilitätsprozesse eignen sich welche neue Antriebsarten?
- Welche messbaren Auswirkungen hat eine Umstellung auf die CO2-Bilanz?
- Welche Beschaffungsalternativen stehen zur Verfügung?
Sich allein auf Herstellerangaben zu verlassen, wäre ein Fehler. Beispielsweise wird bei dem "WLTP" Testverfahren für Reichweiten, Verbräuche und Emissionen (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures) eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 47 km/h sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 131 km/h auf einer 23,25 km langen Teststrecke zugrunde gelegt. Ob dies den realen Bedingungen eines Außendienstes mit großem Einsatzradius Rechnung trägt, lässt sich nur Fuhrpark-individuell beantworten. Aufgrund der Schwere der Batterie und ihrer begrenzten Kapazität ist der Rollwiderstand bei Reifen für Elektroautos von besonders hoher Bedeutung. Eine falsche Bereifung kann um bis zu 30 % mehr Treibstoff kosten. In den hügeligen Landschaften der Rhön oder des Allgäus ist der Akku deutlich eher am Limit als in der flachen Wesermarsch. Daher sollte Schritt für Schritt ausgetestet werden, welche Antriebsart und welches Modell in welchem Einsatzszenario am besten abschneidet. Bei Pkws ist es etwas einfacher, aber am besten vertraut man den eigenen Daten. Es lässt sich auch nicht pauschal sagen, welche Ladeinfrastruktur benötigt wird. Dies hängt von der Anzahl und Art der Fahrzeuge ab, von den gefahrenen Strecken und den Standzeiten. Und nur mit einem klaren Nutzungsprofil können Verträge für günstiges Stromtanken abgeschlossen werden.
Vom THG-Quotenhandel profitieren
Unternehmensfuhrparks, die auf Elektromobilität setzen, können seit 2022 am THG-Quotenhandel teilnehmen und davon profitieren. Die Abkürzung THG bedeutet "Treibhausgas-Minderungsquote". Hintergrund: Der Gesetzgeber hat festgelegt, wie viel Kohlendioxid (CO2) ein Mineralölunternehmen verursachen darf. Für jedes Gramm CO2, das diesen Wert überschreitet, muss das Unternehmen zahlen. Besitzer und Betreiber von E-Fahrzeugen stoßen weniger CO2 aus. Mineralölunternehmen wiederum können ihren Mehrausstoß ausgleichen und Strafzahlungen vermeiden, indem sie E-Auto-Besitzern das "Weniger" abkaufen. Während der jährliche Auszahlungsbetrag pro Jahr bei einem Pkw bei etwa 250 bis 350 EUR liegt, können es bei einem Lkw aufgrund der deutlich größeren CO2-Einsparungen bis zu 1.000 EUR sein. Allerdings ist die THG-Prämie für Firmenfahrzeuge steuerpflichtig.
Ganzheitliche Betrachtungsweise lohnt sich
Was gebe ich mit einem grünen Fuhrpark meinen Mitarbeitern? Was gebe ich damit der Gesellschaft? Wie wirkt sich Elektromobilität auf mein Image bei den Kunden aus? Nicht zuletzt entscheidet sich Erfolg oder Misserfolg an der Qualität des Flottenmanagements, der Beschaffungsstrategie oder der Finanzierungsart.
Auf alternative Antriebe umzustellen und gleichzeitig gegen den steigenden Kostendruck auf dem Markt zu arbeiten, kann gerade zu Beginn der Umstellungsphase auf Unternehmensseite sehr herausfordernd sein. Die schnelle Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks erfordert von Unternehmen und Anbietern Investmentbereitschaft. Wird diese Bereitschaft von beiden Seiten zu Beginn erbracht, steht einer erfolgreichen Umsetzung nichts im Wege.
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