Im Mittelstand schlummert Milliardenpotenzial
Die deutsche Wirtschaft wird 2014 wieder deutlich wachsen. Für den deutschen Mittelstand führe dies zu einem steigenden Kapitalbedarf, um die notwendigen Investitionen finanzieren zu können, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem stünden in den nächsten Jahren bei vielen Unternehmen Refinanzierungen bevor, die den Kapitalbedarf nochmals erhöhten. Noch vor Bankkrediten und Eigenkapital ist für 89 Prozent der Unternehmen die Innenfinanzierung die wichtigste Maßnahme zur Verbesserung ihrer Kapitalisierung.
Allerdings sei in den letzten Jahren die Kapitalbindungsdauer in mittelständischen Unternehmen wieder gestiegen. Die Optimierung des Working Capital rücke damit wieder in den Vordergrund, denn hiermit könnte ein ungenutztes Liquiditätspotenzial in Höhe von 87 Milliarden Euro freigesetzt werden, heißt es in der Studie "Cash for Growth 2013". Die Untersuchung basiert auf den Daten über das Liquiditätsmanagement von mehr als 2.700 Unternehmen aus den Jahren 2010 bis 2012.
Auslaufende Mezzanine-Programm und fällige Anleihen
Deutsche Mittelständler stehen in den kommenden Jahren bei der Finanzierung vor großen Herausforderungen: anstehende Refinanzierungen durch auslaufende Mezzanine-Programme und fällige Anleihen belasten die Finanzierung des geplanten Wachstums. "In diesem Umfeld müssen die Unternehmen ihre eigene Finanzierungskraft stärken, indem sie ihr Working Capital wieder nachhaltig optimieren", sagt Sascha Haghani, Deputy-CEO Deutschland und Leiter des neuen Competence Centers "Restructuring & Corporate Finance" von Roland Berger Strategy Consultants. Das sehen auch die Unternehmen so. 55 Prozent der Befragten planen Optimierungen bei Vorräten, 46 Prozent reduzieren die Zahlungsziele bei Kunden bzw. erhöhen sie bei Lieferanten (45 Prozent).
Profitable Firmen verzeichnen hohes Working Capital
Allerdings ist seit 2009 die Kapitalbindungsdauer sowohl bei Mittelständlern als auch bei Großunternehmen, vor allem durch höhere Lagerbestände, wieder gestiegen. Ein wesentlicher Grund ist die gestiegene Profitabilität nach der Finanzkrise. So weisen Unternehmen mit einer EBIT-Marge von bis zu zwei Prozent eine durchschnittliche Kapitalbindungsdauer von 48 Tagen auf, im Gegensatz zu hoch profitablen Firmen, die mit EBIT-Margen über 10 Prozent bei stolzen 72 Tagen liegen. "Profitablere Firmen bekommen am Kapitalmarkt leichter Zugang zu Working Capital-Finanzierungen", erklärt Sascha Haghani. "Sie haben daher weniger Druck, ihre Vorräte oder Zahlungsziele zu optimieren.
Das wäre aber umso wichtiger, um den Verschuldungsgrad zu verbessern." Ein weiterer Einflussfaktor auf das Working Capital ist die Umsatzgröße. "Kleinere Unternehmen binden ihr Kapital über 30 Prozent länger als Großunternehmen. Große Firmen verfügen über besseres Vorräte- oder Kundenforderungsmanagement und längere Zahlungsziele bei Zulieferern", erklärt Michael Bretz, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
Schwache Bonität führt zu hoher Kapitalbindung
Unternehmen mit einer mittleren bis schlechten Bonität weisen eine überdurchschnittlich hohe Kapitalbindung auf. Je schlechter die Bonität, desto länger sind auch die Zeiträume für die Begleichung von Lieferantenverbindlichkeiten. Insgesamt ist die Pünktlichkeit bei Zahlungen im Betrachtungszeitraum aber branchenübergreifend um sieben Prozentpunkte auf 70 Prozent gestiegen. Eine gute Zahlungsmoral findet sich in der Papier- und Bekleidungsindustrie. Verhältnismäßig unpünktlich zahlen dagegen Unternehmen in der Telekommunikations- und Nahrungsmittelbranche.
Liquiditätspotenzial von 87 Milliarden Euro
"Um das künftige Wachstum nicht durch fehlende Liquidität zu gefährden, bedarf es einer gezielten Optimierung des Working Capital Management. So könnte der deutsche Mittelstand eine Liquidität von 87 Milliarden Euro freisetzen", fasst Sascha Haghani zusammen. Immerhin lag das Liquiditätspotenzial der befragten Unternehmen 2012 zwischen 12 und 18 Prozent ihres Working Capital. Größtes Potenzial zur Freisetzung von Liquidität bietet der Abbau von Vorräten (44 Prozent) gefolgt von einem verbesserten Kundenforderungsmanagement (35 Prozent) und vorteilhafteren Konditionen bei Lieferantenverbindlichkeiten (21 Prozent).
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