DIW schlägt neues Modell für Familienarbeitszeit vor
Der Vorschlag, des Instituts für Deutsche Wirtschaftsforschung (DIW) sieht vor, dass beide Elternteile zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten und dafür Lohnersatzleistungen bekommen. Das DIW hatte im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung die Wirkungen so eines Angebots berechnet. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) fordert seit längerem eine Familienarbeitszeit. Auch ein Leitantrag für den SPD-Parteitag im Dezember sieht so eine Reform vor.
Das Konzept einer Familienarbeitszeit
Bisher sah das Konzept einer Familienarbeitszeit vor, dass Eltern ein- bis dreijähriger Kinder eine Lohnersatzleistung erhalten, wenn sowohl die Mutter als auch der Vater 32 Stunden pro Woche berufstätig sind und sich die Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung und Hausarbeit somit gleichmäßig aufteilen. Dies würde dazu führen, dass zwei Prozent der Familien – und damit doppelt so viele wie bisher – ein solches Arbeitszeitmodell wählen.
Flexibler Arbeitszeitkorridor statt starrer Vorgabe
In einer neuen Studie haben die DIW-Ökonomen Kai-Uwe Müller, Michael Neumann und Katharina Wrohlich nun auf Basis eines Mikrosimulationsmodells, das auch das Arbeitsangebotsverhalten von Haushalten berücksichtigt, unter anderem berechnet, wie sich ein flexibler Arbeitszeitkorridor von 28 bis 32 Stunden anstelle einer starren Vorgabe von 32 Stunden auswirken würde. Die Experten gehen davon aus, dass sich durch so eine Reform die Zahl der Paarhaushalte, bei denen beide um die 30 Stunden arbeiten, auf rund 30.000 verdreifachen würde.
Pauschalleistung statt Lohnersatzleistung
Die DIW-Forscher haben zudem – alternativ zur an das bisherige Vollzeiteinkommen gekoppelten Lohnersatzleistung – die Wirkungen einer Pauschalleistung untersucht. Diese würde den Verwaltungsaufwand verringern und wäre sozial ausgewogener: Haushalte mit niedrigen Einkommen bekämen anteilig mehr Geld, Haushalte mit hohen Einkommen weniger.
Mehr Arbeitszeit für Mütter, mehr Familienzeit für Väter
Aktuellen Studien zufolge würde fast die Hälfte aller Eltern mit Kindern unter sechs Jahren eine Konstellation wählen, in der beide Partner gleich oder annähernd gleich lange erwerbstätig sind, sofern sie „auf nichts Rücksicht nehmen müssten“. Die Realität spricht allerdings meist dagegen, entweder aus finanziellen Gründen oder weil die Arbeitgeber Widerstand leisten. Das vor kurzem eingeführte „Elterngeld plus“ ist ein erster Schritt in Richtung Familienarbeitszeit, dem nach Ansicht der DIW-Ökonomen jedoch weitere folgen müssen. Sie haben daher Anregungen aus der Debatte der vergangenen zwei Jahre aufgegriffen und eine aktualisierte und größere Datenbasis verwendet, um Erweiterungen der Familienarbeitszeit zu simulieren.
Monatlicher Pauschalbetrag von 250 Euro pro Elternzeit
Eine Pauschalleistung in Höhe von monatlich 250 Euro pro Elternteil hätte ähnliche Wirkungen wie eine Lohnersatzleistung mit einer Ersatzrate in Höhe von 65 Prozent. Allerdings würden die Haushalte mit niedrigen Einkommen etwas stärker von der Leistung profitieren, da der pauschale Betrag einem höheren Anteil ihres Einkommens entspräche als bei Haushalten mit hohen Einkommen.
Beschäftigungsquote und Arbeitsvolumen von Frauen erhöht sich
Sowohl eine Lohnersatzleistung als auch eine Pauschalleistung würde die Beschäftigungsquote von Frauen um etwa 0,4 Prozentpunkte und ihr Arbeitsvolumen um ein Prozent erhöhen. Weil die Männer ihre Arbeitszeit nicht so stark reduzieren, wie sie die Frauen erhöhen, stiege das Arbeitsvolumen in den meisten Szenarien auch insgesamt.
Kosten der Familienarbeitszeit sind überschaubar
Die fiskalischen Kosten einer Familienarbeitszeit wären im Vergleich zu anderen familienpolitischen Leistungen wie dem Kinder- oder Elterngeld in jedem Szenario überschaubar. Zwar muss der Staat die Kosten der finanziellen Leistung tragen. „Da aber in fast allen Szenarien das gesamte Arbeitsvolumen sogar steigt, nehmen auf der anderen Seite die Einnahmen aus der Einkommensteuer zu“, sagt Katharina Wrohlich, stellvertretende Leiterin der Abteilung Staat am DIW Berlin. „Insgesamt rechnen wir mit Nettogesamtkosten von nicht mehr als 320 Millionen Euro pro Jahr.“ Falls es mittel- bis langfristig jedoch zu deutlichen Verschiebungen in der Arbeitszeit hin zu dem Modell der Familienarbeitszeit kommt, wäre mit deutlich höheren Kosten zu rechnen.
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